Drachenelfen
plötzlich den heißen Wunsch verspürte, Limbeck einen Hieb auf seine ach so
vernünftige Backe zu geben.
Während sie seufzend den Blick auf das Standbild
richtete, dachte sie an ihren Plan und was er ihnen eingebracht hatte.
Als sie um die Biegung kam, hatte der Anblick
Haplos, umhüllt von einer Aura übernatürlichen Lichts, sie fast mehr erschreckt
als die Elfen. Beinahe sank ihr der Mut, aber dann plapperte Gram in der
Elfensprache etwas von Gegs und zeigte in den Gang, der zu dem geheimen Raum
führte.
Danach überschlugen sich die Ereignisse. Voller
Angst, daß sie Limbeck finden könnten, war Jarre auf die Elfen zugelaufen und
rief, sie wäre allein. Gram rannte die Treppe hinauf. Etwas sauste an ihrem Ohr
vorbei; Haplo stieß einen Schmerzensschrei aus. Sie schaute sich um und sah ihn
auf dem Boden liegen, der magische Schimmer seiner Haut verblaßte. Bevor sie
etwas tun konnte, waren zwei Elfen zur Stelle und hielten sie fest.
Ein weiterer Elf beugte sich über Haplo, um ihn
zu untersuchen. Die anderen warteten ab. Laute Stimmen von oben, gefolgt von
einem protestierenden Aufschrei Grams taten kund, daß es den Elfen gelungen
war, sich des Jungen zu bemächtigen.
Der Elf bei Haplo sah zu seinen Männern hin,
sagte etwas Unverständliches und machte eine befehlende Handbewegung. Die
beiden Elfen schleppten Jarre die Treppe hinauf, zurück in die Farbickhalle.
Gram saß dort auf dem Boden und machte einen
selbstzufriedenen Eindruck. Seine Hand ruhte auf dem Nacken des Hundes, der
neben ihm lag. Jedesmal, wenn das Tier sich aufrichten wollte, vermutlich, um
nach dem Verbleib seines Herrn zu forschen, hielt Gram es mit sanfter Gewalt
davon ab.
»Rühr dich nicht vom Fleck!« befahlen die Elfen
Jarre in der Zwergensprache.
Was blieb ihr anderes übrig, als zu gehorchen.
Sie setzte sich neben Gram.
»Wo ist Limbeck?« fragte er sofort in
durchdringendem Flüsterton und ebenfalls in der Elfensprache, wie ihr
plötzlich auffiel. Als der kleine Nichtsnutz das erstemal auf Drevlin war, hatte
er das doch nicht gekonnt. Irgendwie komisch.
Jarre schenkte ihm einen leeren Blick, als hätte
sie kein Wort verstanden. Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß ihre Wächter
anderweitig beschäftigt waren, streckte sie rasch die Hand aus und kniff den
Jungen genußvoll in den Arm.
»Ich bin allein«, zischte sie. »Hüte dich zu
petzen!«
Gram wollte empört aufschreien, doch ein Blick
in Jarres Gesicht überzeugte ihn, daß es klüger war, den Mund zu halten. Er
legte die Hand auf den knallroten Fleck am Unterarm und rückte ein großes Stück
von ihr ab. Da saß er nun und schmollte oder heckte neue Missetaten aus.
Jarre hatte irgendwie das Gefühl, daß er an dem
ganzen Schlamassel schuld war. Sie jedenfalls mochte Gram nicht leiden.
Seither war nicht mehr viel passiert. Die Elfen
patrouillierten um die Statue, hatten ein Auge auf die Gefangenen und warfen
zwischendurch nervöse Blicke in die Tiefe. Weder der Hauptmann noch Haplo
tauchten aus der Versenkung auf. Und keine Spur von Limbeck.
Wenn man wartet, dehnen sich Minuten zu Stunden,
das wußte auch Jarre und machte Zugeständnisse. Aber selbst mit Zugeständnissen
war nicht daran zu deuteln, daß schon viel Zeit vergangen war. Sie fragte sich,
ob die magischen Zeichen, die Haplo über den Torbögen angebracht hatte, wohl
mittlerweile erloschen waren.
Limbeck kam nicht. Er kam nicht, um sie zu
befreien. Oder ihre Gefangenschaft zu teilen. Er war – vernünftig.
Schwere Schritte hallten durch die Farbick. Eine
Stimme ertönte, die Wachen nahmen Haltung an. Jarre, neue Hoffnung im Herzen,
bereitete sich darauf vor, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Aber kein
geläuterter Limbeck erschien, der idealistische, unvernünftige Weltverbesserer
von einst, es war nur ein Elf. Und er kam aus der falschen Richtung, vom
Eingang her. Jarre seufzte.
Der Neuankömmling wies auf Gram und Jarre und
sagte etwas zu den Soldaten, das Jarre nicht verstand. Die Soldaten gehorchten
sofort. Sie schienen erleichtert zu sein.
Gram, wieder ganz vergnügt, sprang auf, der Hund
ebenfalls. Das Tier winselte erwartungsvoll, bestimmt glaubte es, nun endlich
seinen Herrn wiederzusehen. Jarre blieb stur sitzen.
»Komm schon, Jarre.« Der Junge strahlte sie
großmütig verzeihend an. »Sie bringen uns von hier weg.«
»Wohin?« fragte sie argwöhnisch und erhob sich
langsam.
»Zu ihrem Befehlshaber. Keine Sorge, alles wird
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