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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Wachen standen. Und doch konnte er, der in einem Gefängnis geboren war, sich
kein schlimmeres vorstellen als das, worin er sich jetzt wiederfand. Indem sie
ihm die Freiheit ließen, ihm erlaubten, sich frei zu bewegen, hatten die
Schlangen ihn in einen Käfig gesperrt, den Riegel vorgeschoben und den
Schlüssel weggeworfen.
    Denn was konnte er tun, wohin gehen, wie entkommen?
Fiebrige Gedanken und Pläne überstürzten sich in seinem Kopf, aber was taugten
sie? Bei dem Erwachen aus seinem Heilschlaf befand er sich an Bord eines der
Drachenschiffe der Elfen, mit Kurs auf – wie Sang-drax ihm sagte – die
Elfenstadt Paxoris auf dem Kontinent Aristagon. Haplo dachte daran, Sang-drax
zu töten oder das Schiff zu übernehmen oder von Bord zu springen und durch den
leeren Himmel endlos lang in den Tod zu stürzen. Als er seine Pläne mit kühlem
Kopf nochmals überdachte, schien der letzte der einzig erfolgversprechende zu
sein.
    Er konnte Sang-drax töten, aber – wie der
Großmeister ihm eröffnet hatte – das Böse kehrte nur doppelt so stark wieder.
    Haplo konnte das Schiff übernehmen, gegen sein
magisches Potential war der kleine Bordzauberer machtlos, aber der Patryn
verfügte nicht über die Kenntnisse, um das Drachenschiff zu fliegen und wohin
auch? Zurück nach Drevlin? Dort waren die Schlangen. Zurück in den Nexus? Auch
dort hatten sie sich bereits festgesetzt. Zurück nach Abarrach? Wollen wir
wetten…?
    Und jemanden warnen? Aber wen? Und warnen wovor?
Xar? Weshalb sollte Xar ihm Glauben schenken? Haplo vermochte das
Ungeheuerliche selbst kaum zu fassen.
    Die Qual seiner wirren Gedanken, die Erkenntnis
seiner Machtlosigkeit, waren nicht das Schlimmste. Haplo wußte, daß Sang-drax
jede aufkeimende Hoffnung miterlebte, jede verzweifelte Idee kannte und ihn
unterschwellig ermutigte zu handeln, um sich an seinen vergeblichen Mühen,
seiner Enttäuschung zu weiden.
    Und deshalb, als einzig mögliche Form der
Auflehnung gegen Sang-drax und sein Gefängnis, unternahm der Patryn überhaupt
nichts. Aber selbst das bereitete ihm nur geringe Befriedigung, denn auch
dieses Verhalten fand Sang-drax’ ungeteilte Zustimmung.
    Haplo tat also nichts und tat es mit einer
grimmigen Verbissenheit, die den Hund verstörte, Jarre erschreckte und auf
Gram eine einschüchternde Wirkung ausübte, denn er ging dem Patryn nach
Möglichkeit aus dem Weg. Außerdem hatte er ein anderes Betätigungsfeld
gefunden. Haplos einziges Vergnügen bestand darin, den Jungen zu beobachten,
wie er nichts unversucht ließ, um sich bei Sang-drax lieb Kind zu machen.
    »Nicht ausgerechnet die Person, in die ich mein
Vertrauen setzen würde«, versuchte er Gram zu warnen.
    »In wen denn? Dich vielleicht?« Gram verzog spöttisch
den Mund. »Ein phantastischer Beschützer bist du gewesen! Du hast es fertig
gebracht, daß wir den Elfen in die Hände gefallen sind. Wäre ich nicht gewesen,
könnten wir jetzt schon alle tot sein.«
    »Was siehst du, wenn du ihn anschaust?«
    »Einen Elfen«, antwortete Gram sarkastisch.
»Wieso? Siehst du was anderes?«
    »Du weißt, was ich meine. Mit deiner
hellseherischen Gabe – welche Bilder entstehen in deinem Kopf?«
    Gram wirkte plötzlich beunruhigt. »Das geht dich
nichts an. Ich weiß, was ich tue. Misch dich nicht ein.«
    Ja, du weißt, was du tust, Bürschchen, dachte
Haplo müde. Und vielleicht stimmt es ja sogar. Ich, für meine Person, habe
keine Ahnung.
    Eine winzige Hoffnung gab es noch, doch er war
nicht einmal sicher, ob man es eine Hoffnung nennen konnte und was sich damit
anfangen ließ. Er war zu der Auffassung gekommen, daß die Schlangen nichts von
dem Androiden wußten und vom Herzen des Allüberall. Ein Gespräch zwischen
Sang-drax und Jarre, das er belauschte, brachte ihn darauf. Er verfolgte mit
düsterer Faszination, wie der Elfendämon die Seuche von Haß und Mißgunst
verbreitete, wie sie auch jene ansteckte, die ursprünglich vielleicht immun
gewesen waren.
    Im Luftraum des Mittelreichs angelangt, steuerte
das Drachenschiff Tolthom an, eine von den Elfen landwirtschaftlich genutzte
Insel, um dort einige Fuder Wasser 41 abzuliefern. Man hielt sich nicht unnötig lange auf, sondern entledigte sich
des Auftrags so schnell wie möglich – die Insel war ein bevorzugtes
Angriffsziel von Wasserpiraten. Jeder Elf an Bord stand unter Waffen bereit,
einen möglichen Überfall abzuwehren. Die menschlichen Galeerensklaven, die an
den

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