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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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einen unartikulierten Laut von sich.
    »Das wollte ich nicht! Du hast mich dazu gezwungen! Wehr dich jetzt nicht … Ich möchte dich nicht noch einmal schlagen, aber ich werde es tun.« Bei den letzten Worten zitterte seine Stimme.
    Er beugte sich über Shaya, drehte sie ganz auf den Bauch und stemmte ihr ein Knie in den Rücken.
    Konnte sie ihm trauen? Sie musste sich jetzt entscheiden! Hatte er sie erst einmal gefesselt, konnte er mit ihr machen, was er wollte. Das Zittern seiner Stimme … War das Unsicherheit oder Hass gewesen?
    Als er ihre Hände auf den Rücken zerrte, ließ Shaya das Knochenmesser los, sodass es unter ihrem Leib verborgen liegen blieb. Er suchte nicht einmal danach, so aufgeregt war er.
    Sie spürte, wie er zitterte, als er ihr die Hände fesselte. Dann zog er sie in eine sitzende Position hoch.
    »Sobald es richtig hell wird, werde ich dich zum Haus des Himmels zurückbringen«, sagte er, ohne ihr in die Augen zu blicken.
    Er versuchte, das Feuer wieder zu entfachen, das der Nieselregen in einen grauen Haufen aus Asche und Holzkohlestücke verwandelt hatte. Nach einer Weile gab er auf. Nicht der kleinste Funken Glut hatte sich erhalten.
    Blasses Licht kroch über die gezackten Bergkämme. Der Junge kramte in einer Ledertasche nach einem Kanten Brot. Er brach zuerst die verschimmelten Stücke ab und hielt Shaya dann den Rest hin. »Hunger?«
    »Ich bin gefesselt. Wie soll ich essen?«
    Einen Moment wirkte der Hirte unschlüssig. »Mund auf«, sagte er dann einfach und streckte ihr das Brot so dicht vors Gesicht, dass sie abbeißen konnte. Es schmeckte muffig und war von Feuchtigkeit durchzogen.
    Der Junge nahm für sich die schimmeligen Stücke. Er aß schwei gend. Shaya konnte sehen, wie er mit sich rang. Schließlich begann er sorgfältig, seine wenigen Habseligkeiten in eine Ledertasche zu verpacken. Als er damit fertig war, sah er sie endlich an. »Ich muss dich ins Haus des Himmels zurückbringen. Ich habe keine Wahl. Alle Hirten in den Bergen haben den Befehl, entflohene Mädchen zu fangen und zur Mutter der Mütter zu führen. Die Frauen dort helfen uns. Wenn Krankheiten die Herden heimsuchen, wir zu viele Tiere verlieren und Hunger uns heimsucht. So ist es seit alter Zeit.«
    Shaya entgegnete nichts. Sie hatte für sich längst beschlossen, dass es keinen Ausweg gab. Vor einer Devanthar konnte sie nicht davonlaufen. So würde sie dem Jungen eine Belohnung ein bringen.
    Ein langer Marsch begann. Er führte sie über Ziegenpfade den steinigen Hang entlang nach Westen. Es war ein anderer Weg als der, auf dem sie in der Nacht geflohen war. Meist hielt er sich vor ihr. Shaya hatte das Gefühl, dass es ihn nervös machte, sie anzusehen. Wahrlich hatte er noch nie bei einem Mädchen gelegen.
    Gegen Mittag hörte der Regen auf, doch der Himmel blieb grau. Ein kalter Wind strich über die Hänge und biss in Shayas zerfetzte Lumpen. Ihre Füße schmerzten und waren wund, obwohl der Hirte ihr die Schuhe nicht abgenommen hatte, die sie ihm am Vortag gestohlen hatte.
    »Machst du dir keine Sorgen um deine Ziegen?«, fragte sie irgendwann. Sie hatten die Tiere inzwischen weit hinter sich gelassen.
    »Es gibt hier keine Wölfe. Nur Ochsenbeißer. Und wenn er kommt, ist es egal, ob ich in der Nähe bin.«
    »Ich sagte dir doch, er wird nicht mehr kommen.«
    Er drehte sich um. »Wie sollte ein unbewaffnetes Mädchen mit wunden Füßen einen Bären erlegen?«
    »Indem sie mit ihm einen Felsvorsprung hinabstürzt.« Sie beschrieb ihm genau, wo er den Kadaver finden konnte. »Hol dir sein Fell und die Zähne. Das wird dir einige Münzen einbringen und dich berühmt machen. Sag, du hast ihn erlegt, und dein Leben wird sich ändern.«
    »Ich möchte mein Leben nicht auf Lügen begründen.«
    »Wem nutzt es, wenn Fleisch und Fell verrotten?« Sie konnte sehen, wie ihn ihre Worte ins Grübeln brachten.
    »Aber es wird mir niemand zutrauen, dass ich Ochsenbeißer getötet habe.«
    »Dann sag du doch, du seiest mit ihm von der Klippe gestürzt.«
    Er stöhnte. Die Geschichte behagte ihm ganz offensichtlich nicht.
    »Hol dir wenigstens etwas von dem Fleisch. Und iss nicht von der Leber! Bei Bären ist sie meist von Würmern verseucht.«
    Wieder gingen sie schweigend. Inzwischen war jeder Schritt für Shaya eine Qual. Aber sie wollte ihn nicht darum bitten anzuhalten. Dazu war sie zu stolz. Sie war eine Prinzessin der Ischkuzaia, Tochter des Unsterblichen Madyas. Sie war härter als ein Hirtenjunge.
    Am

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