Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Totenwelt.«
    Diesen Schlangenkopf würde er sich in einer mondlosen Nacht näher ansehen, entschied Nodon. Aber nicht allein.
    »Ach, weißt du, Roter«, nuschelte Usia weiter. »Es gibt so viele Geschichten über die Zapote. Sie waren angeblich die ersten Menschen hier auf Nangog, sagen manche. Andere erzählen, dass es früher einmal Tempel aller Götter im Weltenmund gegeben hat. Doch dann kam es zu einem Streit. Und die Zapote haben etwas hierhergebracht. Etwas Dunkles. Sie allein konnten es beherrschen und nutzten es, um die anderen Priester aus dem Krater zu vertreiben. Alle mussten fliehen. Und dann haben die vertriebenen Priester Türme rings um den Krater errichtet und wachen dort in jeder Stunde ängstlich über das, was dank der Zapote am Grund des Kraters lauert.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Wer es gesehen hat, lebt nicht mehr. Dieser Kreatur bringen sie die blonden Männer als Opfer. Sie verschlingt die Herzen der Krieger. So halten die Zapote sie im Zaum.«
    Noch eine verlorene Nacht, dachte Nodon. Diese Geschichte war allzu verworren. Wahrscheinlich war nicht einmal ein Fünkchen Wahrheit daran. Der Alte lallte nur noch. Er war stockbetrunken. Inzwischen stand der dritte Krug Wein vor ihnen.
    »Ich danke dir für deine Erzählungen, Usia«, sagte Nodon und erhob sich. »Brauchst du Hilfe, um zu deinem Nachtlager zu finden.«
    »Ich finde überall hin«, murrte der Frachtmeister störrisch. »Ich war ein Wolkenschiffer. Ich habe die Wunder dieser Welt gesehen. Und ich weiß, was dort unten ist.« Er winkte ihn näher. »Komm, Geheimnisse darf man nicht laut aussprechen.«
    Nodon beugte sich vor. Der warme Atem des Alten schlug ihm ins Gesicht. Usias Augen sahen wässrig aus, als wolle er gleich weinen. »Geh nicht zu den Zapote, ja? Nicht mit ihren Mädchen gehen«, stammelte er. »Dann verrate ich dir das Geheimnis. Aber erst musst du es mir versprechen.«
    »Ich schwöre es dir bei dem Geist meines Onkels.«
    Usia nickte ergriffen. »Das ist ein guter Schwur.« Dann beugte er sich so weit vor, dass seine welken Lippen fast Nodons Wange berührten. »Einen Drachen haben sie dort unten gefangen. Einen echten Drachen.«

D ie Gefangene
    Shaya lauschte auf das leise, reibende Geräusch. Es war ihr nicht entgangen, dass sich der Hirtenjunge zu dem hohen Felsen gedreht hatte, der ihr Lager abschirmte, und er versuchte, seine Lederfesseln durchzureiben. Es würde dauern. Immer wieder hielt der Junge inne und lauschte auf ihren gleichmäßigen Atem. Sie konnte spüren, dass er Todesangst hatte.
    Shaya musste sich gar nicht schlafend stellen, immer wieder döste sie ein, wenn das Reiben aussetzte, und wurde wach, wenn es einsetzte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er Stunde um Stunde an den Fesseln arbeitete. Als die Nacht zu Ende ging, setzte leichter Nieselregen ein. Ein erleichterter Seufzer schreckte Shaya auf – sie war tatsächlich für eine Weile tief eingeschlafen! Der Junge hatte nicht bemerkt, dass sie erwacht war. Er fühlte sich augenscheinlich sicher, denn er richtete sich auf und massierte seine schmerzenden Glieder.
    Lange hatte Shaya überlegt, wie sie sich in diesem Augenblick verhalten sollte. Würde er versuchen, sie umzubringen, würde sie ihn töten. Wollte er sie vergewaltigen, würde sie ihm seinen lächerlichen Knochendolch durch die Kehle rammen. Es lag nun an ihm.
    Aus halbgeschlossenen Lidern sah sie, wie er sich bückte und über den Boden tastete, bis er einen großen Stein fand. Zu groß! Damit könnte er ihr ohne Weiteres den Schädel einschlagen! Er pirschte auf sie zu und war kaum einen Schritt mehr entfernt, als sie sich aufsetzte und vermeintlich schlaftrunken blinzelte. Der Hirtenjunge sprang vor und holte weit zum Schlag aus. Der Stein traf Shaya seitlich am Kopf. Sie bewegte sich mit dem Schlag, um dem Treffer etwas von seiner Wucht zu nehmen, dennoch explodierten grelle Blitze vor ihren Augen. Sie ging zu Boden, ließ den Jungen aber nicht aus den Augen. Wenn er jetzt noch einmal nachsetzte, um einen weiteren Schlag zu führen, blieb ihr keine andere Wahl, als ihn zu töten. Sie lag auf der Seite. Den linken Arm hielt sie unter ihrem Körper verborgen, in der Hand den Knochendolch.
    »Du dumme Ziege!«, fluchte der Junge und ließ den Stein fallen. »Ich habe noch nie ein Mädchen geschlagen. Ich habe das nicht gewollt …«
    Shaya seufzte und ließ den Dolch los. Der Kleine sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen.
    »Hörst du mich?«
    Sie gab

Weitere Kostenlose Bücher