Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
unter vier Augen über das Haus des Himmels re den? Ich möchte nicht, dass dieser ehrwürdige Ort Schaden nimmt, weil einzelne Priesterinnen pflichtvergessen waren. Was ich zu sagen habe, ist nicht für die Ohren Eurer Krieger bestimmt.« Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Tabitha zu schlottern begann, als habe sie ein Fieber gepackt.
    Labarna runzelte die Stirn, dann scheuchte er alle mit einer ungeduldigen Handbewegung aus dem Raum. »Geht!«
    »Wer noch?«, fragte er, kaum dass die Tür geschlossen war. Und Shaya erzählte, wie sie an diesem Ort wieder und wieder gedemütigt worden war. Sie wollte, dass Labarna verstand, warum sie geflohen war. Anfangs fand sie stockend die Worte, dann aber redete sie sich mehr und mehr in Rage.
    Es war dem Unsterblichen anzusehen, dass das Gehörte ihn fassungslos und zornig machte. Als sie endete, hielt er ihr die blutige Axt hin. »Ich habe von Euch gehört, Prinzessin. Ich weiß, dass Ihr Männer in Schlachten geführt habt und Euch mit Eurem Mut und Eurem Können Respekt erworben habt. Wollt Ihr selbst den Tod zu Euren Feinden bringen, meine Gemahlin?«
    Sie zögerte. Von einem Augenblick wie diesem hatte sie in den letzten Wochen nicht einmal zu träumen gewagt. Aber war ein schneller Tod nicht zu gnädig? Sie konnte sich gut an die zahlreichen Hinrichtungen am Wandernden Hof erinnern, denen sie als Kind beigewohnt hatte. Vierteilen, langsames Erdrosseln, Kämpfe mit wilden Tieren. Ihr Vater hatte es immer geliebt, seinen Feinden auf vielerlei Art den Tod zu schenken. Pfählen war die grausamste aller Todesstrafen. Manchmal ging es schnell, aber einmal hatte es mehr als zwei Tage gedauert, bis ein hagerer, kleiner Jäger, der Pferde gestohlen hatte, voller Erleichterung seinen letzten Seufzer tat.
    »Pfähle«, sagte sie leise. Das wäre die angemessene Strafe für zwei Frauen, denen es Freude bereitet hatte, sie vergewaltigt zu sehen.
    Shaya hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Über griffe der Jäger auf Tabithas Befehl geschehen waren. Malnigal hätte es niemals gewagt, ohne die Zustimmung der Mutter der Mütter zu handeln.
    »Was sagtet Ihr? Ich habe Euch nicht verstanden.«
    Shaya sah in das harte Gesicht ihres neuen Gemahls. Er wollte ein mahnendes Beispiel schaffen, um seine Herrschaft zu festigen. Ein Satz von ihr und ihre Racheträume würden Wirklichkeit werden. »Ich sagte Pferde.«
    »Pferde?«
    »Mein Brautpreis war eine riesige Herde Pferde. Die königlichen Ställe Luwiens sind berühmt für ihre starken Hengste. Ich wünsche, dass die Mutter der Mütter und ihre Handlangerin Malnigal ihre restlichen Tage damit verbringen, königliche Pferdeställe auszumisten.«
    Er seufzte. »Dieses milde Urteil hätte ich von Euch nicht erwartet. Ihr überrascht mich. Ich hatte gehört, dass Ihr Eure Feinde nicht am Leben lasst.«
    »Ihr haltet mich für gnädig? Von Tabitha habe ich gelernt, was der Unterschied zwischen einer schnellen, harten Strafe und lang anhaltender Demütigung ist. Ich wünsche, dass sie ihre Lektio nen am eigenen Leib erfährt. Was sie mir antun ließ, werde ich bis ans Ende meiner Tage als offene Wunden auf meiner Seele tragen … Täuscht Euch nicht, mein Gemahl, meine Tage hier im Haus des Himmels haben mich härter und unnachgiebiger als zuvor gemacht.«
    Labarna musterte sie schweigend.
    Shaya ahnte, dass sie zum Erbarmen aussehen musste. Sie hatte nicht so viel Zeit in dem lichtlosen Keller verbracht, wie sie anfangs geglaubt hatte. Es waren höchstens zwei Tage, das erkannte sie am Zustand der Schürfwunden und Prellungen. Nicht lange genug, dass alles verheilen konnte.
    »Ich kann Euch nicht freilassen, Ihr wisst das«, sagte er schließlich. »Ihr hättet es verdient, aber ich schulde meinem Volk Euren Tod. Jedes Kind in Luwien kennt die Geschichte der Heiligen Hochzeit. Empfängt die Braut ein Kind, dann wird alles gut, und unseren Äckern werden reiche Ernten beschert werden.«
    Shaya nickte. Dann ergänzte sie mit tonloser Stimme, was er über das Ritual der Himmlischen Hochzeit noch ausgelassen hatte: »Bleibt die Braut aber unfruchtbar, ist dies ein schlechtes Omen für das Reich. Dann muss sie ihr Leben geben. Ihr Blut muss in die Ackerfurchen verströmen und ihre Asche über dem Land verstreut werden, nur das vermag die Missernten abzuwenden. Eure Traditionen verlangen meinen Tod.«
    »Und es ist Ištas Wille. Kein Mensch vermag Euer Schicksal zu wenden. Nicht einmal meine Macht als Unsterblicher könnte dies bewirken.

Weitere Kostenlose Bücher