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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Aber ich kann erreichen, dass Ihr in den Tagen bis zu Eurem Tod mit Respekt behandelt werdet, dass Ihr gut untergebracht seid und es Euch an nichts fehlt.«
    Shaya lächelte bitter. »An nichts, außer an Freiheit.«
    »Ich werde Euch anketten lassen, damit Ihr nicht noch einmal flieht, meine Gemahlin. Soll diese Kammer künftig Euer Gefängnis sein?«
    Shaya sah sich um. Sie würde sein Angebot annehmen. Ihr war bewusst, dass er versuchte, es ihr so angenehm wie mög lich zu machen, und dass er auf ihre Flucht reagieren musste. »Ich bin mit allem einverstanden, wenn Ihr mir zwei Wünsche erfüllt.«
    Sofort flackerte Misstrauen in seinen Augen auf.
    »Tragt sie vor«, forderte er kühl.
    »Ich wünsche, dass die Priesterin Kara von nun an die Mutter der Mütter im Haus des Himmels sein soll. Sie ist jung und hat ein weiches Herz. Ihr werdet sie mit dieser Entscheidung zu Tode erschrecken. Sie hätte dieses Amt niemals haben wollen, aber ich bin mir sicher, sie wird es gut und gewissenhaft erfüllen.«
    »Dieser Wunsch sei Euch gewährt. Was wollt Ihr noch?«
    »Es heißt, der Ort, an den Eure Toten gehen, sei eine Höhle tief unter der Erde. Und dort herrsche ewige Finsternis.«
    »Den Großen Schatten nennen wir es. Die Weisen und Priester beschreiben ihn so, wie Ihr sagt. Wenn es für die Augen nichts zu sehen gibt, dann wendet sich unser Blick nach innen. Und wenn wir reinen Herzens waren, dann finden wir dort ein Licht. Die meisten sind also zu einer Ewigkeit in Finsternis verdammt.«
    »Es gab einen Jungen, der mich verteidigt hat, als mir die beiden Jäger den letzten Rest meines Stolzes nehmen wollten. Ein Hirte. Er hat dafür mit seinem Leben bezahlt. Er liegt einen halben Tagesmarsch von hier auf einem öden Hang als Fraß für die Aasvögel. Ich wünsche, dass er begraben wird und ihm eine Öllampe für seine letzte Reise mitgegeben wird. Ich weiß wenig über sein Herz, aber mein Herz wäre mir leichter, wenn ich wüsste, dass es für ihn im Großen Schatten immer ein Licht geben wird.«

D er Prediger
    Bidayn hielt mit klopfendem Herzen inne und sah der Seidenen nach, die gerade in einen engen Seitentunnel abgebogen war. Für ihren Ausflug in das Netz verborgener Gänge hatte Zarah schlichte Gewänder angelegt und ein graues Tuch um Kopf und Schultern gelegt. Ihr Gesicht war ungeschminkt. Sie war nicht mehr wiederzuerkennen. Noch immer war sie eine schöne Frau, aber durch ihren geduckten Gang und die schäbigen Kleider hatte sie alles, was sie unter den Menschenkindern hervorhob, verloren. Sie würde in einer Menge nicht auffallen, sondern unsichtbar werden. Auf ihre Art war auch sie eine Zauberweberin.
    Der Gestank der Algen, die die Wände hier unten überzogen, war atemberaubend. Auf dem ersten Stück des Weges hatte Bidayn gedacht, sie müsse umkehren. Aber dann hatte doch ihre Neugier gesiegt. Sie war Zarah heimlich durch das Loch in der Kellerwand gefolgt. Wohin ging ihre geheimnisvolle Gastgeberin? Die junge Elfe hätte sie gerne näher kennengelernt. Sie war so anders als all die anderen Menschenkinder. Voller Stolz und Erhabenheit. Zweimal hatte Bidayn mit ihr gesprochen, aber jeweils nur kurz. Die Seidene mied sie. Sie hatte sie und ihre Gefährten nicht aus freien Stücken in ihrem Haus aufgenommen. Aber wer gab Zarah Befehle?
    Bidayn bog nun ebenfalls in den Seitentunnel ein. Sie entdeckte einen verschwommenen, grünen Kreidefleck an der Wand. Darunter war eine Gruppe tanzender Strichmännchen gemalt. War das eine geheime Botschaft?
    Schritte ließen Bidayn aufschrecken. Die Tunnel und Kanäle verzerrten Geräusche, doch sie war sich sicher, dass sich jemand von hinten näherte. Jetzt hörte sie auch Stimmen.
    Eilig lief sie in die Richtung, in der die Seidene verschwunden war, und versuchte, die aufkeimende Panik zu beherrschen. Es war völlig unmöglich, dass man sie hier in eine Falle gelockt hatte. Zarah wusste nicht, dass sie ihr folgte!
    Sie erreichte einen Kanal, durch den träge eine dunkle, stinkende Brühe floss. Bidayn hatte kein Licht mitgenommen, aber sie hatte immer schon gut im Dunkeln sehen können. So blieb ihr nicht verborgen, dass es hier keine Möglichkeit mehr gab, noch trockenen Fußes voranzukommen. Hinter ihr hallte helles Lachen durch die Kanäle. Das waren ganz gewiss keine Verfolger. Dennoch hatte die Elfe kein Interesse herauszufinden, was sie stattdessen waren. Sie musste in das Abwasser steigen!
    Die warme Brühe reichte ihr bis über die Knöchel, und als

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