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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mit der Haut von Dörrfleisch.
    »Wir mussten sie bestrafen«, erklärte die Mutter der Mütter. Sie sah dem Hünen dabei selbstbewusst in die Augen. »Nichts geschah gegen den Willen Muwattas.«
    »Mein Wille ist das nicht. Shaya ist das Weib des Unsterblichen, wenn auch nicht seine erste Frau. Sie hat den Rang einer Prinzessin des Reiches. Und wer eine Prinzessin zu Ziegen sperrt, der beleidigt mich und das Reich.«
    Tabitha senkte demütig das Haupt. Es war das allererste Mal, dass Shaya sie so sah. Die Mutter der Mütter hatte Angst vor diesem Mann. Und was redete er da? Mich und das Reich?
    »Wer bist du?«, platzte es aus ihr hervor.
    Ein Raunen ging durch den Raum. Tabitha bedachte sie mit einem eisigen Blick. Hatte sie einen Fehler begangen?
    »Ich bin Labarna. Nachdem es der allweisen Išta gefiel, den Unsterblichen Muwatta noch auf dem Schlachtfeld von Kush zu richten, weil er unserem Reich Schande bereitet hatte, endschied sie, mir die Last der Herrschaft aufzubürden. Ich bin der neue Unsterbliche von Luwien, Prinzessin. Und auch wenn nicht wir die Heilige Hochzeit feierten, so seid Ihr nach den Gesetzen Luwiens doch eine meiner Frauen.«
    Shaya sah ihn argwöhnisch an. Noch nie war ein Unsterblicher gestorben! Das war ein Widerspruch in sich! Sie waren die Auserwählten der Götter und standen nur eine Stufe unter ihnen. Erst als die Kriegerprinzessin die Angst in den rehbraunen Augen Tabithas sah, war sie überzeug. Eine Last fiel von ihr. Alles hatte sich verändert!
    Sie war nicht länger die Gedemütigte. Nun war sie es, die gefürchtet wurde. Zumindest in dieser Stunde. Sie dachte an all die Demütigungen, die ihr hier widerfahren waren, und an den grausamen Mord an dem Hirtenjungen, der versucht hatte, sie zu verteidigen.
    »Ich bedauere, Euch mitteilen zu müssen, dass dies nicht der Ort ist, der zu sein er vorgibt, mein Gemahl.« Shaya ließ Tabitha nicht aus den Augen und genoss den Anblick der aufkeimenden Panik in ihrem Gesicht.
    »Was heißt das?« Seine Worte waren kühl gesprochen, durchdrungen von einer Ahnung von Grausamkeit dahinter. Labarna war ohne Zweifel ein Mann, der hart durchgriff, wenn er seinen Namen beschmutzt wähnte.
    »Ich wurde hier nicht allein wie Vieh behandelt«, begann sie und sah sich nach Malnigal um, doch die Priesterin war nicht anwesend. »Als ich auf der Flucht gefangen wurde …«, Shaya stockte und rang mit ihren Gefühlen. Es wollte ihr nicht gelingen, mit fester Stimme zu sprechen: » … man hat die Jäger angewiesen, mich zu missbrauchen.«
    Labarna erbleichte. »Ist das wirklich wahr?«
    Shaya nickte, unfähig ein weiteres Wort herauszubringen und aufgewühlt über ihre Schwäche.
    Der Unsterbliche wandte sich einem seiner Leibwächter zu und forderte von diesem eine große, doppelköpfige Axt. Dann verließ er das Zimmer mit weiten Schritten und ließ eisiges Schweigen zurück. Kurze Zeit später drangen laute Stimmen aus den Gärten zu ihnen empor.
    Shaya rührte sich nicht von der Stelle, trat nicht an das weite Fenster, von dem aus sie hätte sehen können, was draußen vor sich ging. Niemand im Raum rührte sich. Nur Tabitha wandte den Kopf und sah sie unentwegt an. In ihren Augen lag ein stummes Flehen.
    Shaya ignorierte es. Solange sie die Mutter der Mütter kannte, war sie kalt und grausam gewesen. Eine unbarmherzige Tyrannin, die auf jede Verfehlung – ob eingebildet oder tatsächlich begangen – nur eine Antwort gekannt hatte: härteste Strafen! Nun sollte sie erleben, was es hieß, ausgeliefert zu sein.
    Shaya stand ganz gerade, obwohl sie seit der Nacht der erneuten Vergewaltigung das Gefühl hatte, ein ätzender Eisblock verzehre sie langsam von innen heraus. Es war allein die Aussicht auf Rache, die ihr die Kraft gab, sich aufrecht zu halten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Tageslicht, das bei Weitem nicht so hell war, wie es ihr anfangs erschienen war. Sie betrachtete Tabitha so lange mit kaltem Blick, bis diese die Augen senkte. Die Mutter der Mütter hatte begriffen, wie töricht es war, auf Schonung zu hoffen.
    Als Labarna zurückkehrte, waren seine bronzenen Beinschienen und sein Wickelrock mit Blut bespritzt. »Wer hat Euch noch schlecht behandelt, meine Gemahlin?«
    Es war eigenartig, von einem Mann, den sie vor diesem Tag noch nie bewusst wahrgenommen hatte, Gemahlin genannt zu werden. Dennoch, das anfängliche Hochgefühl, kein ohnmächtiges Opfer mehr zu sein, war verflogen. Und so antwortete sie müde:
    »Wollen wir

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