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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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bestürmt. Lyvianne machte kraftlos eine abwehrende Geste. »Ich muss zur Hohepriesterin des Lebenden Lichts. Ich brauche ihren Rat.«
    »Was ist dort unten geschehen, Tuwatis?«, bedrängte sie ein bärtiger Greis erneut.
    »Das Dunkel.« Lyvianne wedelte schwach mit der Rechten. »Räumt das Haus. Lasst niemanden herein. Ich komme wieder. Dann werde ich mich dem Dunkel stellen. Geht nicht dort hinab, wenn euch eurer Leben lieb ist.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, wölbte sich der schwere Wandteppich, und ein eisiger Luftzug zog durch den Gang.
    Bidayn konnte spüren, dass Lyvianne das getan hatte. Sie fand wieder zu sich, und sofort verbreitete sie Entsetzen. Die Priester, die sie gerade noch umringt hatten, wichen erschrocken zurück. Einer stürmte sogar laut schreiend auf den Hof hinaus.
    »Ihr habt gehört, was der Bewahrer des Tiefen Gewölbes gesagt hat. Macht Platz! Wir sind in Eile.«
    Augenblicklich stoben die Priester auseinander. Keiner stellte ihnen mehr Fragen oder wagte auf andere Art, die Autorität des Kriegers herauszufordern, als den Bidayn sich ausgab. So verließen sie ungehindert erst das Archivgebäude und gingen dann auf dem Vorplatz durch kleine Gruppen tuschelnder Priester hindurch, die sich über sie und das Unglück, das sie heraufbeschworen hatten, das Maul zerrissen.
    Je weiter sie sich vom Archiv entfernten, desto kräftiger wurde Lyvianne. Bald konnte sie wieder aus eigener Kraft gehen, wenn auch langsam. Es war Nacht geworden, und Bidayn sah weiter unten am Hang ein wütendes Feuer toben. Wie schwarze Scherenschnitte zeichneten sich die Fassaden der umgebenden Häuser gegen den Brand ab. Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht dort war, wo sie Tuwatis ermordet hatten, doch sie wusste es besser.
    Lyvianne schwieg, obwohl auch sie die verheerenden Flammen gesehen haben musste. Und schweigend folgten sie der Straße, bis sie einen jener Märkte erreichten, die von billigen Garstuben gesäumt waren und auf denen bis tief in die Nacht die Schätze Nangogs verschachert wurden. Dort ließ sich Lyvianne auf einer gestürzten Säule nieder und bat Bidayn, ihr etwas zu essen zu holen. Sie schien sich etwas erholt zu haben, doch Bidayn wusste, dass sie geübt darin war, Dinge zu überspielen.
    Die junge Elfe betrachtete ihre Meisterin durch ihr Verborgenes Auge, und alle Masken fielen: Lyvianne hatte ihre Kraft verloren. Ihre Aura war nur noch ein schwaches Flackern.
    Sie fand an einer Garstube etwas, das als Hühnerspieß verkauft wurde. Das Fleisch sah nicht schlecht aus. Bidayn nahm es, dazu eine Schale Reis und einen Krug mit Wasser.
    Lyvianne aß nicht, sie schlang. Ein wenig Farbe kehrte in ihr fremdes Gesicht zurück. »Mehr«, sagte sie gierig. »Das war gut.«
    »Sollten wir nicht zu den anderen gehen?«
    »Nicht so! Ich will etwas zu Kräften gekommen sein, bevor ich mich Nandalees Vorwürfen stelle. Wir sind den richtigen Weg gegangen. Der Mann im Stein weiß alles, wonach wir suchen.«
    Bidayn war anderer Meinung, aber sie sagte nichts. Sie kannte Lyvianne zu gut. Ihre Meisterin hatte sich verrannt. Sie würde es mit der Zeit von alleine einsehen. Aber ganz gewiss nicht in dieser Nacht.
    Sie nahm die leere Reisschale und den Wasserkrug. Der Besitzer der Garstube lächelte breit. »Du bist aber hungrig, Hauptmann.«
    Bidayn nickte schweigend. Sie trug nur Männerkleidung und hatte weder ihre Gestalt noch ihre Stimme verändert. Sollte der Garkoch sehen, was er sehen wollte, und so deutete sie wie beim ersten Mal einfach auf die Speisen, die sie haben wollte.
    Einen Moment lang legte er den Kopf schief und musterte sie argwöhnisch. »Bist nicht gerade gesprächig, Krieger«, raunzte er, doch dann nahm er ihre Münzen und überließ ihr die Speisen.
    Als Bidayn zu der gestürzten Säule zurückkehrte, war Lyvianne verschwunden.

Z wei Schwertmeister
    Zwei Stunden zuvor
    Voller Wut schob Gonvalon die Tontafeln von sich. Sofort trat der junge Priester an seine Seite.
    »Darf ich Euch weitere Tafeln bringen, Herr?«
    Der Elf sah die Angst in den Zügen des kahlgeschorenen Jünglings, was ihn nicht gnädiger stimmte.
    »Für heute genügt es mir«, sagte er eisig. Am liebsten hätte er den Priester zum Schwertkampf gefordert, doch der Junge war unschuldig. So wie die Dinge standen, war er nicht einmal auf Nangog gewesen, als seine Kirche die tote Talinwyn schändete. Jene Elfe, die gekommen war, den Unsterblichen Aaron zu töten. Seine Schülerin.
    »Wollt Ihr einen der Oberen

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