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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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antwortete Eleborn gekränkt.
    »Es ist kalt.«
    Eleborn bekam etwas in die Hand gedrückt. Ein zäher Lederriemen. Ein Gürtel?
    »Lass das nicht los. Wir können noch kein Licht machen.«
    Es platschte. Das Leder in seiner Hand ruckte, er wurde nach vorne gezogen, verlor den Boden unter den Füßen und schlug der Länge nach ins Wasser.
    »Leise!«, zischte es irgendwo vor ihm in der Finsternis.
    »Wo sind Nandalee und Gonvalon?«
    »Die sichern unseren Rückzug und nehmen später einen anderen Weg.«
    Eleborn richtete sich auf. Das Wasser war nur hüfthoch.
    »Bind den Riemen an deinem Gürtel fest, damit du die Hände frei hast. Das Wasser wird gleich tiefer.«
    Er gehorchte, zu benommen und erschöpft, um Widerspruch zu leisten. Sie schwammen weit. Langsam kroch die Kälte des Wassers tief in seine Knochen. Es fiel ihm immer schwerer durchzuhalten, aber er würde sich lieber die Zunge abbeißen, als den Fremden um Hilfe zu bitten, der sich so vollkommen gleichmäßig bewegte, als kenne er keine Müdigkeit.
    Als sie endlich ein Ufer aus eingestürztem Mauerwerk erreichten, waren Eleborns Hände so kalt, dass er den Knoten der Lederschnur nicht zu lösen vermochte.
    »Schneid den Riemen einfach durch.« Zum ersten Mal klang Nandalees Kamerad ein wenig versöhnlicher.
    »Ich hab keine Waffe mehr«, gestand er müde.
    »Was?«
    »Sie steckt im Nacken eines Zapote, der Nandalee aufschlitzen wollte.«
    »Ich geb dir einen Dolch, und du wirfst ihn weg!«
    »Kam er aus der Weißen Halle?«, fragte Eleborn zerknirscht.
    Sein Gegenüber schnaubte. »Natürlich nicht. Warum hätte ich dir eine wirklich gute Waffe geben sollen? Und obendrein noch eine, die unseren Feinden verrät, wer wir sind. Der Dolch stammte von einem Basar in der Stadt. Aber für die Arbeit von Menschenkindern war er erstaunlich gut.«
    »Glaubst du nicht, dass sie ohnehin vermuten, wer wir sind? Dieser Kampf …«
    »Zwischen Vermuten und Wissen besteht ein großer Unterschied. Und nun sei vorsichtig, vor uns liegt ein Schutthaufen, über den wir klettern müssen.«
    Das Wasser wurde immer niedriger, bis Eleborn sich auf allen vieren vorwärtstasten musste. Die Steine des Haufens lagen locker und rutschten unter ihm. Plötzlich wurde seine Rechte ergriffen. Der Fremde zog ihn hoch. Türangeln kreischten. »Bleib da stehen!«
    Einen Augenblick später flammte eine kleine, blaue Flamme auf. Sie zehrte an einem Docht, gewann an Kraft und verwandelte sich in ein warmes Gelb.
    Eleborn blickte zurück. Hinter ihm lag ein Durcheinander grob behauener Steinquader, das sich in der Dunkelheit verlor. Vor ihm befand sich eine offene Tür, die mit grün angelaufenen Bronzebändern beschlagen war. Rote Farbe blätterte in breiten Streifen von dem alten Holz.
    »Ein aufgegebener Keller«, erklärte der Fremde. »Nicht leicht zu finden.«
    Eleborn trat nach ihm in ein niedriges Gewölbe. In den Ecken lagen Decken und abgewetzte, fleckige Ledertaschen. Es roch nach Moder und nasser Wolle.
    »Schließ die Tür! Das Licht kann man noch am anderen Ende der Zisterne sehen.«
    Der Elf gehorchte und ließ sich erschöpft auf eine Decke fallen, während sich sein unbekannter Retter auszog und mit einem Lumpen trocken rieb.
    »Du bist der erste Elf, den ich kenne, dem ein Bart sprießt.«
    »Und du? Spricht man dich oft auf deine Augen an?«, entgegnete Eleborn gereizt.
    »Die meisten sind zu vorsichtig, um das zu tun«, entgegnete er und wickelte das schwarze Tuch ab, das sein weißblondes Haar verborgen hatte. »Übrigens, ich heiße Nodon.«
    Eleborn schluckte. Nodon, der Schwertmeister des Dunkeln! Jeder Drachenelf hatte schon von ihm gehört. Er galt als kaltblütiger Mörder, der es liebte, sich wegen Nichtigkeiten zu duellieren.
    »Mir scheint, du hast schon von mir gehört.« Nodon schenkte ihm ein schmallippiges Lächeln. »Und nun sag mir, welche Himmelsschlange hat einen wie dich erwählt?«
    Er würde sich nicht provozieren lassen, dachte Eleborn. Er würde ihm keinen Grund für ein Duell liefern, ganz gleich, wie beleidigend er wurde. »Ich diene dem Himmlischen«, sagte er voller Stolz.
    Der Gesichtsausdruck des Schwertmeisters änderte sich. Die unnahbare Kälte wich aus seinem Blick, ja, es kam Eleborn so vor, als sähe Nodon ihn mitleidig an.

D ie Stimme im Schatten
    Bidayn kauerte auf dem Flachdach einer Backstube und ließ die gelbe Laterne, die am Eingang zum Haus der Seidenen hing, nicht aus den Augen. Den Kopf gegen die Ziegelmauer in ihrem Rücken

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