Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
zerstört. Nodon war es, der entdeckt hatte, dass die Katzenmänner ganz darauf fixiert waren, die Auserwählten an Fluchtversuchen zu hindern. Damit, dass jemand versuchen könnte, in den Garten einzudringen, hatten sie bislang nicht gerechnet. Nach dieser Nacht wäre das anders. Sie hatten die eine Gelegenheit, den Garten auszuspähen, verpasst.
»Ehrlich gesagt, bin ich unschlüssig, was ich tun soll«, gestand Eleborn. »Melde ich dem Unsterblichen Aaron, was geschehen ist, dann wird er nichts unversucht lassen, um Volodi zu retten. Er wird einen Streit mit dem Reich der Zapote beginnen und ihren Devanthar erzürnen. Unternehme ich aber nichts, dann wird der Hauptmann seiner Leibwache sterben.«
»Was ist daran schlecht, wenn zwei große Menschenreiche einen Krieg beginnen?«, fragte Nodon.
»Talawain hatte Einfluss auf den Unsterblichen Aaron. Vielleicht werde auch ich in seiner Gunst aufsteigen. Es wäre unklug, ausgerechnet diesen Mann zu schwächen«, entgegnete Eleborn ernst.
Nandalee sah zu Nodon. »Er weiß es noch nicht?«
Der Schwertmeister des Dunklen nickte.
»Was weiß ich nicht?« Eleborn sah die drei Elfen der Reihe nach an. »Was ist geschehen?«
»Wir wurden angegriffen«, sagte Nandalee mit tonloser Stimme. Sie hasste es, diejenige zu sein, die es ihm erklären musste. Sie hatte gehofft, Nodon hätte schon mit ihm gesprochen. Aber sie war die Anführerin, es lag bei ihr, solche Dinge zu tun. »Die Blaue Halle wurde angegriffen.«
»Die Zwerge«, stieß Eleborn hervor. »Aber die Blaue Halle hatte doch nichts mit der Tiefen Stadt zu tun!«
»Es waren nicht die Zwerge. Es waren die Devanthar. Die Blaue Halle ist zerstört. Es gab keine Überlebenden. Wie es scheint, haben sie auch eure Späher auf Daia getötet. Und …« Nandalee erhob sich, ging ein paar Schritte, rang um Worte. Wie erklärte man den Tod einer Himmelsschlange? »Der Himmlische …« Sie blieb vor Eleborn stehen.
Der Elf schüttelte den Kopf. »Nein. Das kann nicht sein! Das … die Devanthar sind nach Albenmark gekommen? Wie …« Er sah sie bittend an, als hoffe er, das alles sei nur ein makabrer Scherz.
»Die Devanthar haben Albenmark angegriffen, Eleborn, deshalb sind wir hier.« Nandalee sah, dass ihn ihre Worte kaum erreichten. Er stand unter Schock. Seine Himmelsschlange war tot. Ein Drache, alt wie die Welt. Ein Zeichen von Allmacht und Unvergänglichkeit – ausgelöscht.
»Wir müssen hinab zum Grund des Weltenmundes. Und du wirst uns dabei helfen.«
»Ich soll helfen, einen Krieg zwischen zwei Großreichen anzu zetteln? Die Menschen, die dann sterben werden, haben nichts mit dem zu tun, was in Albenmark geschehen ist«, sagte er schließlich.
Nandalee war überrascht. Er begriff anscheinend immer noch nicht. »Wir sind nicht hier, um Gerechtigkeit zu üben, Eleborn. Wir sind hier, um unsere Welt zu verteidigen, deren Unberührbarkeit die Devanthar nicht mehr akzeptieren. Wir werden die Devanthar davon überzeugen, dass sie einen Fehler gemacht haben, den sie auf keinen Fall wiederholen dürfen.«
Plötzlich flackerten die Flammen auf den Öllampen auf. Schlagartig wurde es kälter in ihrem Versteck. Nandalee griff nach ihrem Schwert. Die Tür schwang auf, und auf der Schwelle stand Dunkelheit.
M ein Name ist Manawyn
Eine Gestalt ganz in Schwarz gewandet trat in das verborgene Gewölbe. »Eine eindrucksvolle Rede, Nandalee«, sagte sie mit warmer, charismatischer Stimme. »Ich bin völlig deiner Meinung. Wir sind wieder sieben. Der Kreis schließt sich. Ich bin froh, dass ihr mich geholt habt.« Mit diesen Worten schlug der Fremde seine Kapuze zurück. Sein Gesicht war ausgezehrt, die Wangen eingefallen, die blauen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Ein silberner Stirnreif hielt sein rabenschwarzes Haar zurück. »Mein Name ist Manawyn.«
Nandalee traute ihren Ohren nicht. Jeder Drachenelf kannte Manawyn. Er hatte auf Befehl der Himmelsschlangen die Weiße Halle gegründet. Er war eine Legende. Wie die anderen der Sieben hatte er sich in die Einsamkeit zurückgezogen.
Jetzt traten auch Lyvianne und Bidayn durch die Tür. Die Meisterin war erschöpft und wirkte fast so ausgezehrt wie Manawyn, doch in ihren Augen strahlte Triumph.
»Wo warst du all die Jahrhunderte?«, fragte Gonvalon respektvoll. Als er dabei schützend an Nandalees Seite trat, warf sie ihm einen ärgerlichen Blick zu. Sie konnte allein auf sich aufpassen!
»Ich bin der Mann im Stein, von dem du gelesen hast«, antwortete Manawyn
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