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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schnell!«, zischte Nandalee und sah Lyvianne vorwurfsvoll an.
    Sicher sollten sie sich beeilen, doch diese Gelegenheit war einmalig! Ein Unsterblicher stand vor ihnen. Einer der sieben Herrscher Daias. Nandalee fehlte es einfach an Visionen. Welche Geheimnisse könnte sie durch diesen Menschensohn ergründen! Seine Gedanken und Erinnerungen wären ein unfassbarer Schatz.
    Sein mürrischer Gefährte half dem Unsterblichen die Stufen hinauf. Der Menschensohn war völlig hilflos. Und dennoch bestand er darauf, als Letzter die Höhle zu verlassen. Ein Held ganz nach Gonvalons Geschmack, dachte Lyvianne.
    Nandalee eilte als Erste die Treppe hinauf und gab ihnen allen das Tempo vor. Die beiden Menschenkinder und ihre Getreuen, die trotz des Drachens geblieben waren, konnten nicht mit ihr und den anderen Elfen mithalten. Und Lyvianne wollte nicht. Sie war einem Unsterblichen begegnet, der keine Ahnung hatte, wer sie war oder was sie zu tun vermochte!
    »Darf ich deine Augen einmal sehen, sobald wir ins helle Sonnenlicht treten?«
    »Die besten Heiler der Stadt …«, begann Ashot.
    »Lass ihn, mein Freund. Was habe ich zu verlieren?«
    Der drahtige Kerl bedachte sie mit einem warnenden Blick.
    Lyvianne lächelte. Sie trug immer noch ihren Helm und die Verkleidung als ein Krieger der Menschenkinder. Wenn Ashot wüsste, wer und vor allem, was sie war … Sie studierte ihn, wie er seinem Herrscher die Treppen hinaufhalf. Wie er sich umsah, auf alles achtete. Vielleicht konnte er von Nutzen sein? Den Unsterblichen zu heilen, wäre eine Kleinigkeit. Aber seine Erinnerungen zu trinken, verzehrte viel Kraft. Kraft, die sie normalerweise von ihren Opfern nahm. Aber was nutzte es, wenn sie alles über einen Herrscher erfuhr und ihn dabei zu einem Greis machte, der nicht mehr lange regieren würde?
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie die Gärten erreichten. Vor dem Schlangenschlund lagen Dutzende Verwundete. Männer, in deren Augen sich das Grauen spiegelte, dem sie im unterirdischen Tempel der Zapote begegnet waren. Lyvianne nahm ihren Helm ab. Die meisten der Krieger reagierten nicht darauf, dass sie sich als Frau zu erkennen gab. Zu sehr waren sie in sich gefangen.
    Ashot jedoch starrte sie mit offenem Mund an. Noch bevor er etwas sagen konnte, zog sie ihn zu sich heran. »Ich bin eine Hexe, die Kolja mit in die Tiefe genommen hat, damit ich ihm Glück bringe. Ich kann deinen Herrscher heilen, aber das hat einen Preis. Würdest du zehn Jahre deines Lebens für das Augenlicht des Unsterblichen opfern?«
    Der Krieger presste die Lippen zusammen, sodass alle Farbe aus ihnen wich.
    »Ich kann auch gehen. Bring ihn zu seinen Heilern, und er wird blind sein. Es liegt bei dir, Ashot.«
    Nandalee, die mit den anderen auf sie gewartet hatte und ihre Worte hatte hören können, funkelte sie wütend an, hielt aber Abstand. Sie hatte begriffen, dass jeder, der zu dieser Frau in Rüstung gehörte, von nun an ebenfalls verdächtig wäre.
    »Ich werde es tun«, sagte Ashot mit rauer Stimme. »Komm!« Er nahm den Unsterblichen bei der Hand. »Ihr müsst einen Augenblick rasten, Herr. Der Heiler wird sich Eure Wunden ansehen.«
    Dem Unsterblichen war jetzt seine Unruhe deutlicher anzumerken. Er musste begriffen haben, wie schlimm es um ihn stand. Ashot führte ihn unter einen blühenden Kirschbaum.
    »Im Schatten kann der Heiler doch nicht sehen …«
    »Direktes Sonnenlicht könnte Euch schaden, Herr«, sagte Lyvianne sanft. »Ich vermag genug zu sehen. Macht Euch keine Sorgen. Bitte nehmt nun Euren Helm ab, Erhabener.« Sie blickte zu dem Krieger auf. »Knie dich neben ihn, Ashot. Hilf ihm.«
    Der Krieger gehorchte, ließ sie aber nicht aus den Augen.
    Lyvianne war überrascht, dass der Herrscher Arams wie ein ganz gewöhnlicher Menschensohn aussah. Er war nicht hässlich, aber keineswegs etwas Besonderes. Ein langer, in Locken gedrehter Bart reichte ihm weit auf die Brust hinab. Sein Haar war rabenschwarz, die Haut leicht gebräunt. Er hatte ein edles Antlitz, in dem sich gleichermaßen Großmut und Entschlossenheit spiegelten. Seine Augenlider und der Nasenrücken waren blutverklebt. Feine Obsidiansplitter hatten in seine Haut geschnitten, und seine Augen auf eine Art verletzt, dass er nie wieder richtig sehen würde, bliebe er der Kunstfertigkeit seiner Heiler überlassen.
    Sie strich ihm sanft mit der Rechten über die Stirn, öffnete sich für all seine Gefühle und griff gleichzeitig mit der Linken nach Ashot. Seine Finger

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