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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Menschenkinder erzählten, in der die Devanthar aus dem Schädel des Purpurnen ein Gefängnis für ihre Schwester Anatu erschaffen hatten?
    Noch drei weitere Male hatten sie sich in der Blauen Halle getroffen und miteinander diskutiert. Rowayn war ganz besessen davon gewesen, den geheimnisumwobenen Berg Luma zu finden, auf dem Anatu einen Palast aus Mondlicht erbaut haben sollte. Talawain und Nyllan hatten dies stets für ein Märchen gehalten, doch Rowayn hatte darauf bestanden, dass in jedem Märchen auch ein Körnchen Wahrheit steckte.
    Außerhalb der Blauen Halle hatten sie sich nie getroffen. Dass Talawain wusste, in welchen Städten die beiden lebten und welchen Berufen sie in ihrer Maske als Menschen nachgingen, war eigentlich schon ein grober Verstoß gegen die Regeln der Blauen Halle. Um die Sicherheit der Spitzel zu gewährleisten, sollten sie keinen Umgang miteinander pflegen. So würde niemand, wenn sie von den Devanthar gefangen genommen und gefoltert würden, andere Drachenelfen verraten können.
    Dass er Nyllan nun in seinem Laden besuchen wollte, war ein noch gröberer Verstoß gegen die Sicherheitsregeln, als einander zu kennen und zu wissen, wo sie lebten, aber Talawain brauchte Hilfe, die er nur von einem Vertrauten erhalten könnte. Er hatte nichts über das Kloster in Erfahrung bringen können, in das die Prinzessinnen gebracht wurden, die mit dem Unsterblichen die Heilige Hochzeit feierten. Jeder Luwier kannte Geschichten über diesen Ort, aber keiner wusste, wo er lag. Und wenn jemand doch behauptete, etwas zu wissen, entpuppte sich das vermeintliche Wissen meist als wüste Lügengeschichte. Immer hieß es dann, das Kloster befände sich verborgen in den nächsten Bergen oder Hügeln.
    Talawain nahm den Wanderstab, der neben ihm an der Mauer lehnte, und stemmte sich hoch. Er hatte lange genug unter dem Torbogen gekauert. Er war sich sicher, nicht beobachtet zu werden. Langsam schlenderte er an den offenen Läden vorbei, in deren Auslagen getrocknete Blüten, gemahlene Gewürze in satten Erdfarben, seltsame Wurzeln und Harze feilgeboten wurden. Tala wain genoss die berauschenden Düfte, die mit jedem Schritt in ihren Nuancen wechselten, gefangen unter den bunten Sonnensegeln, die tief über der engen Gasse hingen und Wind und Regen fernhielten. Die Wände der Häuser waren weiß getüncht, die Türen in grellen Farben bemalt. Es war ein Ort, der alle Sinne anregte. Sicherlich genoss es Nyllan, hier zu leben.
    Ugara war ein klug gewählter Ort, um Informationen zu sammeln. Viele Handelsrouten kreuzten sich hier. Von der Hafenstadt stach ein Teil der luwischen Zinnflotte in See, um zu den Inseln in der Meerlunge weit im Westen zu segeln. Wenn sie zurückkehrten, brachten sie Bernstein, Honig, kostbare Pelze und vor allem das Zinn, das unverzichtbar zur Herstellung von Bronze war. Aus dem Osten und Süden kamen Gewürzkarawanen nach Ugara, und die Ischkuzaia im Nordosten brachten Seide. Wenn Nyllan gute Verbindungen zu den Karawanenführern und Seefahrern unterhielt, würde er Geschichten aus der halben Welt zu hören bekommen.
    Talawain dachte an den Palast des Unsterblichen Aaron. Er vermisste seine Pflichten dort, das Gefühl, dass nichts im Reich ohne sein Wissen geschah. Er hatte Aram viele Jahre lang fast allein regiert, während Aaron seinen perversen Vergnügungen nachgehangen hatte. Und jetzt, da der Unsterbliche wie ausgetauscht war und sich so vieles im Reich veränderte, musste er fliehen! Was hätte er nicht alles für die Menschenkinder tun können? Aram hätte ein Land werden können, in dem Gerechtigkeit regierte. Der neue Aaron hatte das gewollt. Wie wohl seine Landreform voranging?
    Talawain sah traurig in den Staub der Straße. Das waren nicht mehr seine Sorgen. Er sollte keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Er zwang sich, aufrecht zu gehen, den Kopf stolz erhoben. Aram lag hinter ihm. Alles, was er für Aaron noch tun konnte, war, nach Shaya zu suchen. Deshalb war er hier.
    Er ging die Straße bis zum Ende und blickte in jeden der offenen Verkaufsstände, ohne Nyllan zu entdecken. Verwundert machte er kehrt. Diesmal hielt er an jedem der Stände kurz an. Die Häuserfronten waren zur Straße hin offen, sodass sie an Marktstände erinnerten, nur dass sie nach hinten hin ummauert waren und in der ersten Etage die Wohnungen der Besitzer lagen. Fast in der Mitte der Straße gab es ein großes Haus, dessen Vorderfront mit Brettern vernagelt war. Talawain blickte durch die Ritzen

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