Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Verbündete gehalten hatte. Vor dem Weißen Tor der Tempelstadt hat man ihm offenbart, dass die Frau, die er liebte, einen grausamen Tod sterben würde, wenn er nicht anerkennen würde, ein Auserwählter zu sein. Er hat nicht freiwillig die Tempelgärten betreten! Die Tempeldiener Zapotes haben sich die Freiheit genommen, mir einen Mann zu stehlen, der sich mir verschworen hatte. Und deshalb habe ich mir die Freiheit genom men, mir zurückzuholen, was mir gehört. Männern, die mit ihrem Leben für mich einstehen, schulde ich nicht weniger als genau das: mein Leben für sie zu wagen. Wenn dies nicht Eure Vorstellungen der Tugenden eines Herrschers sind, dann füge ich mich Eurem Richtspruch. Ich jedoch werde nie anders handeln, als ich es für Volodi getan habe.«
Ein riesiger, schwarzer Bär löste sich aus den Schatten. Eines seiner Augen war blutunterlaufen, seine Schnauze von den Schram men vieler Kämpfe verunstaltet. Vor Aaron richtete er sich auf die Hinterbeine auf. Der Bär überragte ihn um drei Haupteslängen. »Du bist ein Mann nach meinem Geschmack, Aaron von Aram«, sagte er mit brummiger Bassstimme.
Artax war sich nicht sicher, ob das ein Kompliment war, oder ob es ganz anders zu verstehen war. »So wie du sollten all unsere Unsterblichen sein.«
»Doppelzüngig und intrigant wünschst du dir unsere Herrscher?«, fragte eine wohlmodulierte Stimme. Zwischen den wandernden Schatten trat eine hochgewachsene Frau in einem himmelblauen Kleid, gesäumt von filigranen Silberborten, hervor. Ihr fein geschnittenes Gesicht wurde von schwarzem Haar gerahmt, und schwarze Schwingen ragten über ihren Schultern auf. Išta!
»Worte sind wohlfeil, meine Schwester«, grollte der Löwenhäup tige neben Artax. »Welche Beweise hast du gegen Aaron vorzubringen?«
Išta wandte sich nun an die Versammlung der Göttlichen. »Viele von euch haben mich begleitet, als ich zum Grab der Riesin hinabstieg, um ihre Fesseln zu prüfen. Ihr alle habt den toten Elfen gesehen, der eine Rüstung der Leibwache des Unsterblichen Aaron trug. Doch habt ihr auch die richtigen Schlüsse aus dem gezogen, was ihr gesehen habt?
Es war Aaron, der die Elfen dort hinabgeführt hat. Er hat ihnen den Weg zu Nangog geöffnet. Sie haben seinen Angriff genutzt, um in die verborgenen Tiefen des Tempels hinabzusteigen. Wäre nicht ein ganzes Heer eingefallen, die Jaguarmänner hätten die Elfen vielleicht aufgehalten. Und selbst wenn nicht, hätten unsere Priester meinen Bruder, die Gefiederte Schlange, sofort um Hilfe angerufen. Es hätte nicht verborgen bleiben können, was dort geschieht. Wir wären den Zapote zu Hilfe geeilt, so wie beim letzten Mal, als Elfen es wagten, in den Weltenmund hinabzusteigen.
Aber Aaron hat sie unter seinen Mantel schlüpfen lassen. In seiner Einfalt hat er sich zu ihrem willfährigen Diener gemacht. Dass Nangog fast befreit wurde, dass unsere Städte von Flutwellen, Erdbeben und Feuersbrünsten zerstört wurden. Dass Hunger in unsere Königreiche kommen wird und dass das Gleichgewicht zwischen den drei Welten auf immer gestört wurde, ist die Schuld eines einzigen Mannes, Aarons! Nie zuvor gab es einen Menschen, der uns so großen Schaden zugefügt hat. Ich verlange s einen Tod. Ein langer, grausamer Tod soll es sein. Und viele Menschen sollen Zeugen unseres Urteils sein, auf dass sie ge warnt seien!«
Artax war erschüttert. Er erinnerte sich an die toten Jaguarmänner, die er am Schlangenschlund gesehen hatte. Unter seinen Wachen machten Erzählungen die Runde, dass sich unter Koljas Söldnern ein kleiner Trupp Schwertkämpfer befunden hatte, der die Krieger der Zapote das Fürchten gelehrt hatte. Jene Männer Koljas waren seit der Schlacht, ebenso wie der vernarbte Drusnier, spurlos verschwunden. Sie waren nun unter Kushiten und Zinnernen die geheimen Helden des Kampfes in der Tempelstadt. Niemals wäre es Artax eingefallen, dass Daimonen für ihn gefochten haben könnten. Seine Krieger hatten schon öfter als nur einmal vollbracht, was alle für unmöglich hielten.
»Was sagst du zu diesen Anschuldigungen?«, kläffte ihn ein gro ßer weißer Wolf an.
»Ich bin erschüttert«, sagte er wahrheitsgemäß. »Genau wie ihr erfahre auch ich erst in diesem Augenblick, dass ich von Daimonenkindern getäuscht wurde. Und ich zweifle nicht daran, dass die Worte Ištas wahr sind. Nun fügt sich so manches, was mir rätselhaft geblieben war.«
»Du willst es nicht gewusst haben?«, verhöhnte ihn Išta. »Du hast
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