Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Götter, um sie einzuweihen. Ein Fest, das der Beginn eines neuen Zeitalters sein wird«, endete er, und in seiner Stimme lag eine Euphorie, die Artax alles vorangegangene Ungemach vergessen ließ.
Er hatte es geschafft! Die Welt würde sich zum Guten verändern.
R ussas Blitze
Talawain schritt die Prachtstraße mit den blau geklinkerten Mauern entlang, die auf die große Zikkurat von Isatami zuführte. Dutzende abgerissene Gestalten wie er gingen, auf ihre Stecken gestützt, dem Tempel entgegen.
Der Elf hatte sich die schwarzen Federn des Pilgers an seinen schäbigen Umhang gesteckt. Er gab sich als einer der zahllosen Išta-Pilger aus, die zum großen Heiligtum der Göttin strebten, um für die Heilung einer Krankheit, eine gute Ernte oder einfach eine glückliche Wendung ihres elenden Lebens zu beten. Aber sein Ziel war nicht der prächtige Tempel. Aus den Augenwinkeln musterte er die Häuser, die hinter der blauen Mauer lagen, bis er endlich jenes entdeckte, auf das mit verblassender, roter Farbe das Bild der Göttin auf bröckelnden, weißen Putz gemalt war. Von hier war es nicht mehr weit zu Rowayns Laden. Talawain musste nur noch die nächste Gasse, die nach links abzweigte, nehmen, und nach ein paar Schritten würde er vor dem Geschäft des Knochenschnitzers stehen.
Der Elf sah zum Tempel hinüber. Sich so nahe beim bedeutendsten Išta-Heiligtum Luwiens niederzulassen war schon toll kühn. Er erinnerte sich daran, wie er Rowayn dessen Arglosig keit vorgehalten hatte, worauf sein Freund in Gelächter aus gebrochen war und ihm vorgehalten hatte, Hofmeister im Palast eines Unsterblichen zu sein wäre durch nichts anderes zu überbieten. Rowayn hatte recht gehabt – es war letztendlich nicht gut gegangen.
Er verließ die breite Prachtstraße und bog in eine Gasse ein, die von kleinen Läden gesäumt wurde. Ihre Auslagen ähnelten sich: Es gab bunte Tontafeln, auf denen Išta abgebildet war, und andere, auf die Segenssprüche geschrieben waren, breitkrempige Strohhüte für Pilger, Sandalen und Ledertaschen sowie allerlei Amulette. Sogar kleine Nachbildungen der Zikkurat konnte Talawain entdecken und Bilder, die den Unsterblichen bei der Heiligen Hochzeit zeigten. Fassungslos blieb der Elf stehen. Wie konnte man Bilder von einem Gott beim Liebesakt verkaufen! Er würde die Menschenkinder niemals ganz verstehen, dachte er verstört.
»Und, schöner Mann, gefällt dir, was du siehst?« Eine junge Frau von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren beugte sich über die Auslage und schenkte Talawain ein bezauberndes Lächeln. »Das hier ist der Unsterbliche Muwatta«, sie strich mit der Hand über den nackten Gott, doch Talawain war nicht mehr von dem Bild, sondern von ihren hellgrünen Augen gefesselt. Sie waren mit Ruß umrandet, was sie noch größer und geheimnisvoller aussehen ließ.
»Er feiert die Heilige Hochzeit mit der Barbarenprinzessin Shaya«, erklärte die junge Frau und fuhr in verschwörerischem Ton fort. »Bei den Wilden musst du mit einer Prinzessin kämpfen, bevor du sie zum Weib nehmen kannst. Shaya hat mehr als ein Dutzend ihrer unglücklichen Freier erschlagen. Aber Muwatta konnte sie besiegen. Er hat sie niedergestreckt, mit seinem Gürtel gebunden und hierhergebracht.«
»Direkt zum Tempel?«
Die Verkäuferin lachte. »Natürlich nicht. Ich sagte doch, dass Shaya eine Barbarenprinzessin war. Sie musste erst ins Bad, denn die Wilden waschen sich nie, weißt du.« Sie lächelte keck. »Ich würde wetten, dass du nach einem Bad auch noch besser aussehen würdest.«
»Da halte ich nicht dagegen.« Talawain erwiderte das Lächeln. Die Verkäuferin hatte hohe Wangenknochen und schmale, schön geschwungene Lippen. Ihre Augen standen etwas zu weit auseinander. Auf den ersten Blick war sie keine klassische Schönheit, aber ihr Lächeln und die strahlenden Augen ließen dies schnell vergessen. Sie machte sicher gute Geschäfte.
»Suchst du etwas in meinem Laden oder in meinen Augen, schöner Fremder?«
Talawain räusperte sich verlegen. »Also, ehrlich gesagt, suche ich einen anderen Laden. Mein Bruder war zur Heiligen Hochzeit hier, und er hat bei einem Knochenschnitzer ein Bild der Išta in Auftrag gegeben, das sie mit einem flammenden Schwert zeigen sollte. Es hieß, Anfang des Herbstes wäre die Arbeit vollendet und man könnte …«
»Ich hoffe, dein Bruder hat den Knochenschnitzer nicht angezahlt«, unterbrach die Händlerin ihn.
»Warum?«
»Weil er seine Münzen nie wiedersehen
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