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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erhalten solle. Der Fremde wollte mit einem faustgroßen Goldklumpen zahlen. Man stelle sich das einmal vor! So viel Gold! Ich hätte keinen Herzschlag gezögert, den Auftrag anzunehmen und alles andere stehen und liegen zu lassen. Nicht so Meister Zidanza. Er hat den Karawanenführer hinausgeworfen und laut verkündet, all seine Kunstfertigkeit gehöre allein Išta. Da hat ihn der Fremde verflucht! Seine Worte konnte ich nicht verstehen. Es muss die Sprache der Barbaren in Garagum gewesen sein, aber der Tonfall war eindeutig.«
    Die Händlerin hatte nur im Flüsterton gesprochen. Jetzt blickte sie noch einmal die Straße hinauf. »Drei Tage lang geschah nichts, und ich dachte mir schon, dass Flüche, in denen die Namen anderer Götter ausgesprochen wurden, in der Stadt Ištas keine Macht hätten. Ich irrte mich.« Sie tastete nach einem Knochenamulett der Göttin, das sie um den Hals trug. »In der dritten Nacht nach dem Streit erwachte ich von schrecklichen Schreien. Ich schlafe hier im Laden, musst du wissen. Als ich die Tür aufmache, wurde ich fast geblendet. Ein gleißender, weißer Blitz fuhr aus dem Laden des Zidanza zum Himmel hinauf. Dann flackerten noch weitere Blitze in seinem Laden. Es hat ganz seltsam gerochen. Du kannst gerne die anderen Händler fragen. Alle haben es gesehen! Wir wagten uns erst in Zidanzas Laden, als ein Priester gekommen war.«
    Jetzt schloss sich ihre Faust fest um ihr Amulett, und in ihren Augen spiegelte sich ein Grauen, als würde sie die Schrecken jener Nacht ein zweites Mal durchleben. »Dort im Laden war alles mit feinem, öligem Ruß bedeckt – Decke und Wände, die schönen Schnitzarbeiten, sein Werkzeug, einfach alles. Mitten im Raum lagen seine Sandalen. Sie waren ganz versengt und mit sehr feiner, weißer Asche bedeckt. Sein Schmuck lag neben den Schuhen. Der Priester fand auch drei Zähne in der Asche. Das war alles, was von Meister Zidanza geblieben war.« Sie schlug mit der Linken das Zeichen des schützenden Horns. »Statt ein reicher Mann zu werden, hat er seinen eigenen Tod heraufbeschworen.«
    »Wann geschah das?«, fragte Talawain, obwohl er sich fast sicher war, welche Antwort er erhalten würde.
    »Etwa zu der Zeit, als sich euer Unsterblicher, der Blutkönig, der unschuldige Frauen und Kinder ermorden lässt, auf der Ebene von Kush seinen Sieg gestohlen hat.«
    Mit mulmigem Gefühl blickte Talawain über die Häuserdächer hinweg zur Zikkurat. Er war sich sicher, dass dies nicht das Werk irgendeines Berggottes war. Išta hatte Rowayn ermordet, ebenso wie Nyllan in Ugara und Kazumi, die sie in seinem Zelt im Heerlager auf der Hochebene von Kush angetroffen hatte. Sie hatte jeden getötet, der Umgang mit ihm gehabt hatte. Oder war es noch schlimmer? Hatten die Devanthar das Werk der Blauen Halle entdeckt und mit der Jagd auf die Elfenspitzel begonnen?
    Talawain griff in seine Geldbörse und drückte der Händlerin ein paar Kupfermünzen in die Hand. »Das war wahrlich eine eindrucksvolle Geschichte. Damit kann ich nach Hause gehen. Aber sag, ist es möglich, einen Blick in Zidanzas Werkstatt zu werfen? Vielleicht hatte er die Arbeit für meinen Bruder ja schon abgeschlossen?«
    »Du solltest dieses Haus besser nicht betreten. Ich sagte doch schon, etwas Dunkles ist dort geblieben. Der Geist von Zidanza … Auch wirst du nichts mehr finden. Priester sind gekommen und haben alle vollendeten Werke des Meisters zum höheren Lob der Göttin mit sich genommen. Sie sind an Tempel im ganzen Land verschenkt worden. Türen und Fenster sind mit heiligen Siegeln verschlossen. Wer sie zerbricht, ruft den Zorn der Göttin auf sich herab … Alles, was du dort noch finden kannst, ist dein Unglück.«
    Die Worte hallten in ihm nach. Er sollte aufgeben. Nicht fern der Stadt lag ein großer Albenstern. In weniger als einer Stunde könnte er in Sicherheit sein. Wieder sah er zu der Zikkurat. Er war der Einzige, der Shayas Leben vielleicht retten könnte. Aber dazu musste er herausfinden, wo dieses verfluchte Kloster lag. Wenn es einen Hinweis auf das geheimnisumwobene Haus des Himmels gab, dann hier in Isatami, der Stadt der Tempel und Priester. Der Stadt, über die Išta selbst wachte. Aber wie könnte er hier überleben?
    »Ich danke dir für deine Hilfe«, sagte er der Händlerin höflich.
    »Meidet dieses Haus, Fremder!«, ermahnte sie ihn noch einmal. »Es ist ein verfluchter Ort. Wir alle hier leiden darunter, denn diese Gasse wird gemieden, seit Zidanza auf so

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