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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gefangen waren, nutzen, um gemeinsam mit Nyr einen neuen Fassanzug zu bauen. Es gab noch viele Möglichkeiten, dieses klobige Ungetüm zu verbessern.
    Galar beugte sich vor. Die Scheibe im Fass gab ein zu eingeschränktes Sichtfeld. Auch das würde er verbessern. Flüchtig sah er noch die Spinne, die von unstetem, grünem Licht umspielt wurde. Sie blieb bei der Nische im Fels, und Galar hatte das Gefühl, dass sie ihm nachblickte. Mochten sie ihn, weil er Drachen getötet hatte? Was unterschied ihn sonst von den anderen Zwergen Glamirs? Dieses Geheimnis würde er wohl nie lüften. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er endlich durch die Luke in der gewölbten Decke über dem Brunnen gezogen wurde. Das Wasser stand nur noch zwei Fingerbreit unter der Mauerkante – es war während seines Tauchgangs noch einmal gestiegen! Noch als er in seinem schweren Fassanzug am Kranarm über dem Boden schwebte, schoben drei Zwerge das Kupferluk über die Öffnung und begannen, es mit fingerdicken Schrauben zu verschließen.
    Dann wurde Galar abgesetzt. Er legte seine Arme an, die in Lederwulsten steckten, die seitlich aus dem Fass ragten. So konnten die Arbeiter, die den Verschluss seines Tauchanzugs lösten, besser an ihn heran. Jedes Mal genoss Galar den Augenblick, wieder frische Luft atmen zu können. Selbst die nach Tang, verfaultem Fisch und dem Schweiß viel zu lange nicht gewaschener Kleidung stinkende Luft im Turm war eine Wohltat im Vergleich zu dem Odem, der den Fassanzug erfüllte. Kaum dass der Deckel abgehoben wurde, klopfte Glamir mit seiner Krücke gegen das Fass. »Hast auch schon mal mehr hochgebracht, Kleiner.« Der alte Schmied hatte bereits den Magnetstein und den Korb mit den Metallsplittern an sich genommen.
    Galar war versucht, ihn anzuschnauzen und ihn darauf hinzuweisen, dass allein dieser Tauchgang dreimal so viel von dem kostbaren Metall gebracht hatte, wie Glamir und seine Männer in mehr als einem Jahr hochgeholt hatten. Aber er war zu müde zum Streiten. Wie nach jedem Tauchgang pochte ein stechender Schmerz hinter seinen Schläfen. Sein Mund war erfüllt vom widerlichen Geschmack des elastischen Harzes, aus dem sein Atemschlauch bestand. Willfährig ließ sich Galar aus dem Fass heben und nickte dankbar, als ihm einer von Glamirs Männern einen Humpen Bier reichte. Galar leerte ihn in einem einzigen Zug.
    »Du hast gut gearbeitet, Junge«, erklärte Glamir in aufgeräumter Stimmung. »Hast du die Kraft, mich auf einen kleinen Spaziergang zu begleiten? Ich würde dir gerne etwas zeigen. Du hast es dir wirklich verdient.«
    Galar erhob sich müde, er hätte gerne noch ein Bier getrunken, aber Glamir war launisch. Er mochte es sich schon im nächsten Augenblick anders überlegen. Seit über drei Wochen wartete Galar darauf, dass der alte Schmied ihm endlich verriet, was er mit dem Metall aus dem Brunnen plante. Alles in allem war Glamir ein wenig umgänglicher geworden. Er speiste nun oft zusammen mit Amalaswintha, und nur die Alben wussten, was die beiden noch miteinander taten. Hornbori behauptete, die Zwergin sei Glamirs Geliebte geworden, aber Galar konnte sich nicht vor stellen, dass dieses eingebildete Weibsbild im Bett mit einem Krüp pel lag.
    Ganz ignorieren sollte er Hornboris Ausbrüche aber nicht. Der Wortefurzer zeigte ernste Anzeichen von Eifersucht. Er würde ihm demnächst einmal den Kopf zurechtrücken, damit es nicht noch zu einem Unglück kam. Hier in seinem Turm war Glamir der unumschränkte Herrscher, und gegen ihn aufzubegehren konnte nicht gut enden. Es sei denn, der Alte trieb es zu weit mit Amalaswintha. Auch seine eigenen Männer schätzten es nicht, dass der Schmied mehr und mehr Zeit mit der Zwergin ver brachte. Eine einzige Frau, eingesperrt mit siebenundvierzig Zwer gen in einem Turm, den sie nun auf etliche Wochen nicht verlassen konnten, das würde nicht gutgehen, wenn nur einer Spaß mit dem Weib hatte und alle anderen nicht. Galar wunderte sich, dass das nicht auch Glamir begriff.
    Noch immer erschöpft, folgte er dem Schmied, der schwer auf seine Krücke gestützt voraushinkte. Der Alte führte ihn über enge Treppen und durch Tunnel hinauf zu den verborgenen Kammern, die tief in das Felsgestein getrieben waren. In diesem Abschnitt des Turms war Galar noch nie gewesen. Schwere Türen, die meist auch noch bewacht wurden, versperrten den Weg. Doch heute trafen sie auf niemanden. Sie gingen schweigend. Nur das Klacken der Krücke und ein gelegentlicher Schnaufer

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