Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
verborgenen Tor. Er wirkte fremd, sein sonst so aufbrausendes Temperament war verloschen. Spürst du es auch, Bruder? Diesen Schmerz, tief in deinem Inneren. Es ist wie damals.
Der Dunkle betrachtete das verwüstete Land durch sein Verborgenes Auge. Auch die Kraftlinien waren gestört. Nie seit den Tagen der Weltenschöpfung, hatte er etwas Vergleichbares gesehen. Die Linien leuchteten so hell, dass selbst der Blick durch das Geistauge schmerzte, als bohre sich langsam ein glühender Dolch in seinen Kopf.
Der hinter einem Blendzauber verborgene Eingang zur Blauen Halle war gänzlich verschwunden.
Kein Fels versperrte dem Dunklen die Sicht, wenn er auf diese Weise die Welt betrachtete. Er neigte das Haupt und sah hinab in die Tiefe, dorthin, wo die Hallen hätten sein sollen und die Auren der Albenkinder, die dort wohlverborgen und geschützt tief im Inneren des gewachsenen Felsens ihren Arbeiten nachgingen. Doch da war nichts. Nicht einmal eine Maus. Nur der Abglanz einer Macht, die entlang der Kraftlienen hinab ins Gestein gelenkt worden war. Und da begriff der Erstgeschlüpfte, was geschehen sein musste …
Der Rote fauchte auf. Ihrer beider Gedanken waren miteinander verbunden gewesen. Sein Nestbruder weigerte sich zu akzeptieren, was die einzige Erklärung für das war, was sie hier sahen. Die Blaue Halle gab es nicht mehr! Ein Himmel aus Gestein war über den ausgedehnten unterirdischen Sälen zusammengebrochen und hatte alle dort unten für immer unter sich begraben. Alle.
Auch seinen Bruder, den sie den Himmlischen genannt hatten. Die Devanthar hatten ein zweites Mal eine Regenbogenschlange ermordet!
Der Himmel über ihnen füllte sich mit Schwingen. Jetzt waren all seine Brüder hier, und der Schmerz, der sie miteinander verband, überwältigte Nachtatem. Aber es war nicht allein Schmerz. Alle außer dem Roten waren bis auf den Grund ihrer Seele erschrocken. Der Tod spielte in ihrem Denken bisher keine Rolle. Sterben war etwas für andere. Sie existierten seit den ersten Tagen der Schöpfung. Sie hatten die Welt entstehen sehen. Sie alterten nicht. Und außer den Alben, die es aufgegeben hatten, das Schicksal Albenmarks formen zu wollen, gab es kein Geschöpf auf dieser Welt, das ihnen gefährlich werden konnte.
Und dennoch war der Himmlische inmitten dieses Friedens von einem Augenblick zum anderen gestorben. Ohne Vorwarnung hatte der Tod nach ihm gegriffen. Und mit ihm war auch etwas in ihnen allen gestorben: die Gewissheit, unberührbar zu sein.
Nachtatem spürte neben dem Schreck auch den Zorn seiner Brüder. Manche empfanden Mitleid mit dem Himmlischen. Andere waren noch nicht so weit. Sie rangen noch darum zu begreifen, dass ihr Bruder, der sie ungezählte Jahrhunderte begleitet hatte, nun nicht mehr unter ihnen weilte. So zahlreich waren die Facetten der Gefühle, dass Nachtatem zuletzt einen Zauber wirkte, um nicht länger mit den anderen verbunden zu sein.
Der Goldene sah ihn misstrauisch an. Hast du Geheimnisse vor uns, mein Bruder?
Nun blickten all seine Nestbrüder zu ihm.
Wir dürfen uns nicht unseren Gefühlen hingeben. Wir müssen begreifen, was hier geschah und warum , antwortete er.
Was ist hier nicht zu begreifen? Die Gedanken des Flammenden waren wie ein Feuersturm. Er dachte nicht daran, seinen Zorn zu unterdrücken. Folgen wir ihnen, Brüder! Sie haben eine Fährte im Goldenen Netz hinterlassen. Noch wird es leicht sein, sie zu stellen. Die Zeit zu reden ist vorüber. Nun ist die Zeit des Blutes gekommen.
Wäre ich an Stelle der Devanthar, dann wäre dies genau die Reaktion, auf die ich hoffen würde , wandte der Smaragdfarbene ruhig ein. Dies hier ist erst der Anfang. Sie erwarten, dass wir ihnen in kopfloser Wut folgen, um uns in eine Falle zu locken und alle miteinander zu vernichten. Dies ist ein Schlachtplan, der ihrer Heimtücke entspricht.
Wie könnten wir auf eine solche Provokation nicht reagieren, Brüder? , empörte sich der Nachtblaue. Er hatte seine Krallen tief in den Boden gegraben. Sein dunkler Leib war angespannt wie bei einem Raubtier, kurz bevor es seine Beute anspringt. Sind es Hasenherzen, die in eurer Brust schlagen, Brüder? Wie könnt ihr zögern zu kämpfen?
Steckt ein Hasenhirn in deinem Schädel? , entgegnete der Goldene. Nachtatem vermochte seinen Bruder kaum anzuschauen, so hell brach sich das Sonnenlicht auf seinen Schuppen. Es schien, als sei er kein Geschöpf aus Fleisch und Blut, sondern allein aus Luft und Sonnenstrahlen gewoben.
Wer ohne
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