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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie uns nicht noch einmal so schwer treffen wie an diesem Tag. Sie sind nach der Vernichtung der Blauen Halle nach Daia zurückgekehrt, das glaubt ihr doch? Was hindert sie daran, von dort auf einem anderen Albenpfad zur Weißen Halle zu ziehen? Wir müssen damit rechnen, dass dies nicht ihr einziger Angriff bleibt. Schützen wir die Weiße Halle! Wir müssen sie auflösen. Und wir müssen unsere Refugien auf ihre Angriffe vorbereiten. Wenn sie wussten, wo die Blaue Halle zu finden ist, wer von uns kann dann sagen, was sie noch alles wissen? Nachtatem spürte ihre Sorge nach seinen Worten. Und zumindest der Smaragdene und der Goldene waren sich sehr wohl bewusst, dass die Devanthar mächtiger waren als sie. Ein unbedachtes Vorgehen würde nur zu ihrem Untergang führen. Nun waren seine Brüder auch in der Stimmung, einem ganz anderen Plan zuzuhören. Einem Plan, über den er schon lange gebrütet hatte.
    Ich weiß, wie wir den Devanthar schweren Schaden zufügen können. Teilt meine Gedanken, und dann lasst uns in aller Eile aufbrechen, auf dass wir schützen, was uns anvertraut wurde. Schüler und Meister der Weißen Halle müssen sich in alle Winde zerstreuen.
    Der Goldene war erbost, doch Nachtatem hatte mit nichts anderem gerechnet. Seine übrigen Nestbrüder aber stimmten zu. Ja, sie waren begeistert.
    Die Devanthar würden den Tag bereuen, an dem sie zur Blauen Halle gekommen waren.

D ie Bettlerin
    Die Doppelmonde Nangogs waren schon weit über den Himmel gewandert, als Barnaba sie sah. Auf den ersten Blick schien sie nur eine Bettlerin zu sein. Sie schlich über den weiten Platz vor der Goldenen Pforte. Das Tor jedoch war geschlossen, was selten geschah. Kaum je ebbte der Strom von Menschen und Lasttieren ab, der, wie die Gezeiten des Meeres, mal in die eine, dann in die andere Richtung wogte. Nach dem Beben war er jedoch versiegt.
    Barnaba glaubte, die Unruhe, die auf der Stadt lastete, noch immer spüren zu können. Die Goldene Stadt klang anders. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass er hier zum ersten Mal nicht wohlbehütet in einem Tempel oder Palast nächtigte, sondern auf einem offenen Platz wie ein Bettler.
    Der Kopf des Löwenhäuptigen ragte noch immer zwischen Trümmern und Geröll hervor. Die geborstenen Balken der Gerüste, auf denen die Steinmetze gearbeitet hatten, waren fortgeräumt, die Verletzten und Toten längst davongetragen, Staub und Blut vom Pflaster gewaschen. Doch um den riesigen Kopf zu bewegen, würde man einen Kran errichten müssen. Und was war mit dem Kopf eines Devanthar zu tun? Man konnte ihn nicht wieder auf die zerstörte Statue setzen. Dazu war der Schaden zu groß. Aber man konnte ihn auch nicht einfach in Teile zerschlagen.
    Barnaba blickte zu den riesigen Wolkensammlern mit ihren aufgedunsenen Leibern empor, unter denen Palastschiffe und bauchige Kauffahrer festgebunden waren. Dutzende dieser Kreaturen schwebten über der Stadt am Hang, festgeklammert an den himmelragenden Ankertürmen. Sie bewegten sich sacht im sanften Abendwind, der von den weiten Reisfeldern am Fluss zum Hang hinaufwehte. Die Brise trug das unablässige Klappern und Rauschen der Wasserräder heran, die das kostbare Nass zu den Palästen auf den höchstgelegenen Terrassen am Kraterrand emporhoben. Von irgendeinem der Dächer der Lagerhäuser, die den weiten Platz umstanden, erklang leises, wehmütiges Flötenspiel.
    Barnaba streifte seine Sandalen ab, um der Bettlerin lautlos zu folgen, die von Schatten zu Schatten hinkte. Dabei schlug die flache Schale, die an ihrem Stab hing, bei jedem Schritt klappernd gegen das knotige Holz. Genau wie sie drückte er sich an Mauern entlang und achtete darauf, sich nicht in die schutzlose Weite des Platzes zu begeben, wo er für jeden weiteren heimlichen Beobachter leicht zu entdecken gewesen wäre.
    Nach kurzer Zeit erreichte der gefallene Priester den Ort, an dem die Bettlerin das erste Mal innegehalten hatte. Ein unförmiger Fleck war mit blassgrüner Farbe auf eine schmutzige Ziegelmauer gemalt worden. Barnaba lächelte. Es war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Götzenanbeter, die sich den Grünen Geistern Nangogs verschrieben hatten, wollten ihren Nutzen aus dem Unglück des vergangenen Tages ziehen. Für sie war das, was ge schehen war, ein Zeichen ihrer neuen Götter. Ein Aufbäumen gegen die gedankenlose Gier der Menschen, die als Plünderer in diese Welt gekommen waren und sich blind für ihre Wunder zeigten.
    Die Gestalt hatte

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