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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Steinmetze gellten weit über den Platz, auf den sich einen Herzschlag lang erschrockene Stille gelegt hatte. Dann zersplitterte die Ruhe in tausendfache Schreie. Der Boden bebte noch stärker, und plötzlich rannte alles durcheinander.
    Barnaba sprang von der Mauer. Rings um den Platz, dort, wo Prachtalleen und schmale Gassen in die Stadt führten, die sich auf zahllosen Terrassen entlang der Steilhänge des Weltenmundes erstreckte, entstand ein mörderisches Gedränge. Fast alle versuchten fortzukommen. Nur wenige strebten zur Mitte des Platzes. Barnaba war überzeugt, dort am sichersten zu sein.
    Ein Gildenhaus schüttelte sein Dach ab, und ein Hagelsturm von Schindeln ging auf jene nieder, die sich zum Eingang der Sonnenallee geflüchtet hatten, die hinab zum großen Kornhafen führte. Risse taten sich in den Steinplatten des weiten Platzes auf. Barnaba sah eine Haremsdame, die unter einer gestürzten Sänfte eingeklemmt war. Er versuchte, ihr zu Hilfe zu eilen, wurde aber von einer Horde flüchtender Lastenträger abgedrängt.
    »Die Götter haben uns verlassen«, erklang ein gellender Schrei hinter ihm. »Seht! Seht die Götterbilder!«
    Am Goldenen Tor klaffte ein breiter Riss in der Brust des Löwenhäuptigen, und ein Flügel Ištas war abgebrochen und zu Boden gestürzt. Noch während der Priester die Monumentalbilder anstarrte, weitete sich das Netzwerk von Rissen, das durch die Felswand und die daraus geschlagenen Götterbilder lief, weiter aus, und plötzlich kippte der Kopf des Löwenhäuptigen zur Seite. Mit einem Getöse wie ein Donnerschlag krachte er auf den Platz, rollte noch ein Stück und blieb dann mit dem Gesicht im Staub liegen.
    Wer nicht zu den Straßenmündungen geflohen war, warf sich zu Boden und von überallher hob ein Jammern und Flehen an, wie Barnaba es noch in keinem Tempel gehört hatte. Er selbst war zu lange Priester gewesen, um noch an Omen zu glauben. Aber ihm war klar, was das einfache Volk in einem enthaupteten Gott und einer Išta, die die Hälfte ihrer Flügel verloren hatte, sehen würde.
    Während fast alle knieten, eilte er zu der gestürzten Sänfte. Der Anblick der jungen Frau, die unter dem schweren Holzrahmen der Sänfte eingekeilt war, rührte ihn. Sie hatte makellos weiße Haut, die nun von Tritten entstellt war. Ihre grünen Augen starrten blicklos in den grauen Himmel. Die Flüchtenden hatten sie zu Tode getrampelt.
    Barnaba kniete neben ihr nieder und schloss ihre Lider. Dann raubte er ihre Halsketten und ihre schweren goldenen Armreifen. Die Götter hatten auch ihm ein Zeichen gesandt, dachte er mit zynischem Lächeln. Er würde in den nächsten Wochen nicht hungern müssen, selbst wenn er bei einem Hehler nur einen Bruchteil dessen bekäme, was der Schmuck tatsächlich wert war.
    Noch wichtiger als die Gelegenheit zum Diebstahl war etwas ganz anderes. Er wusste, was in der Nacht passieren würde. Ein solches Zeichen der Götter war zu willkommen, um nicht vereinnahmt zu werden. Er würde sich auf die Lauer legen, und auch seine zweite Sorge würde sich von ganz allein erledigen. Er blickte zu dem enthaupteten Löwenhäuptigen auf. Er hatte seinen Glauben verlieren müssen, um zum ersten Mal Hilfe durch die Götter zu erhalten.

D ie Zeit des Blutes
    Nachtatem war der Erste, der durch den Albenstern nahe der Blauen Halle trat. Voller Erwartung sah er sich um. Der Weg hinauf zum Eingang des Elfenrefugiums war von entwurzelten Bäumen gesäumt. Einzelne, große Felsbrocken lagen zwischen dem zersplitterten Holz. Hinter den geschwungenen Dornenranken eines Waldbeerdickichts stand ein Reh und blickte ihn mit schreckensweiten Augen an.
    Es roch nach Holz, zerfetztem Grün und frisch aufgeworfener Erde. Was um alles in der Welt hatten die Alben hier getan?
    Hinter Nachtatem trat sein flammend roter Bruder durch den Stern. Er spürte den Schrecken und den Schock des Roten, und als hätte es dieses letzten Anstoßes bedurft, wurde ihm bewusst, dass dies hier niemals das Werk der Alben sein konnte.
    Der Drache weitete seine Schwingen und glitt wie ein Schatten über den Himmel hinauf, dorthin, wo sich einmal der verborgene Eingang zur Blauen Halle befunden hatte. Der ganze Hang war abgerutscht. Nichts sah mehr vertraut aus. Es war unmöglich zu erkennen, wo einmal der Einstieg gewesen war. Überall, rings im Wald und auch auf den weiter entfernten Wiesen, sah er seltsame Kuhlen, als sei der Boden in die Tiefe gerutscht.
    Der Rote landete neben ihm auf der Lichtung vor dem

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