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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verscheuchte mit fahriger Geste die Fliegen, die ihm überallhin zu folgen schienen. Er kauerte auf einer niedrigen Mauer und betrachtete unschlüssig das Treiben auf dem weiten Platz vor dem Goldenen Tor. Tausende warteten dort auf ihre Reise durch das Dunkel des Nichts, während zur selben Zeit unablässig Karawanen von Daia durch das Tor in die neue Welt traten.
    Sie brachten Waren jeglicher Art, Sklaven, Glücksritter und exotische Tiere für die Paläste der Statthalter. Schon auf dem Platz vor dem Weltentor wurden die Arglosen unter den Neuankömmlingen zu Dutzenden ausgenommen. Nangog war eine Welt, die Menschen verschlang.
    Doch an Menschen herrschte kein Mangel. Zu wunderbar waren die Geschichten, die inzwischen bis in die entferntesten Winkel der sieben großen Reiche Daias gedrungen waren. Wer fleißig und beherzt war, den machte diese Welt reich. Wie viele auf der Suche nach dem Glück nur Elend und Tod fanden, wurde nicht erzählt.
    Auch Barnaba war sich nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, hierherzukommen. Er war immer noch geschwächt von seinen Wunden. Sein Herz war gebrochen. Er konnte nicht aufhören, an Ikuška zu denken.
    Seine Rechte schloss sich fester um den Griff des Dolches, den er unter seinem Gewand verborgen trug. Der Gedanke, sie zu rächen, gab ihm die Kraft weiterzumachen
    Obwohl er schon oft in Nangog gewesen war, war er nie auf sich allein gestellt gewesen. Damals hatte er in Statthalterpalästen und Tempeln verkehrt, nun aber wusste er nicht, wohin er gehen sollte. Oder … nein, das war nicht ganz richtig. Wohin er wollte, wusste er, doch hatte er keine Ahnung, wie er es schaffen sollte. Es gab eine Sekte, die die Grünen Geister anbetete und die in dem Himmelspiraten Tarkon Eisenzunge einen Fleisch gewordenen Krieger dieser Geister sah. Zu Tarkon musste er gelangen. Der Pirat verfügte über Wolkensammler, jene großen, schwebenden Kreaturen, die in ihren Fangarmen Schiffe über den Himmel von Nangog trugen. Tarkon würde ihm helfen, das Traumeis zu finden und diese Welt zu verändern, da war Barnaba sich sicher.
    Wie aber konnte er den ersten Schritt tun? Jene, die zu den Grünen Geistern beteten, waren äußerst misstrauisch. Ihr Kult war verboten, ihre Priester wurden öffentlich hingerichtet und alle übrigen Anhänger ohne Ansehen ihres Standes zur Arbeit in den Bleiminen verdammt, was ebenfalls einem Todesurteil gleichkam, nur dass der Tod dort einen unendlich längeren und qualvolleren Weg nahm.
    Sein Blick wanderte unstet über den Platz. Gleich zwei silberne Löwen standen beim Goldenen Tor, um ihren Karawanen Wege durch das Nichts zu öffnen. Hunderte Lastenträger kauerten am Boden, während zwischen ihnen Wächter mit Dornstöcken patrouillierten und darauf achteten, dass niemand das Stirnband oder die Schulterriemen der Tragekörbe öffnete. Sie alle sollten sich bereithalten, auf einen Zuruf hin sofort abmarschbereit zu sein. Auch etliche Sänften warteten auf die Weiterreise. Wer sich wohl hinter den halb durchsichtigen Gazeschleiern verbarg? Barnaba war sich sicher, dass ihm einige Gesichter bekannt wären. Einst war er selbst in einer Sänfte durch die Stadt getragen worden …
    Er sah an sich herunter, betrachtete die Sandalen mit den geflickten Lederschnüren, das schmutzige Tuch seines Wickelrocks und seine fadenscheinige Tunika, über der er einen schmutzstarrenden Umhang trug. Dazu der lange Stab, auf den er sich stützte. Er wusste, dass sein Gesicht hager geworden war, und es hatte lange kein Rasiermesser mehr gesehen. Er musste keine Sorgen haben. Niemand würde in ihm den ehemaligen engsten Vertrauten des Hohepriesters von Aram, Abir Ataš, wiedererkennen. Er war kaum mehr als ein Bettler. Flüchtig tastete seine Linke über die Geldkatze an seinem Gürtel. Er hatte drei Silberstücke und ein paar Kupfermünzen auf dem Schlachtfeld zusammengerafft. Weit würde er damit nicht kommen. Er musste sich Gedanken machen, wovon er leben sollte. Schöne Worte und mitreißende Predigten waren seine Begabung, doch außerhalb von Tempelmauern ließ sich damit nicht viel gewinnen.
    Die Mauer, auf der er kauerte, erzitterte unter ihm. Alles ringsum zitterte. Vergoldete Schindeln rutschten von den Dächern der Kaufmannspaläste, die den weiten Platz säumten. Eines der Baugerüste an den Monumentalstatuen der Götter, die neben dem Goldenen Tor aus dem hoch aufragenden Fels geschlagen wurden, stürzte in sich zusammen. Die Schreie der

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