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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dieses Tor geschritten, viele verletzt und auf einen Krückstock gestützt. Wie willst du Barnaba finden? Du könntest dein ganzes Leben mit der Suche nach ihm vergeuden, ohne ihm jemals nur nahe zu kommen. Welchen Sinn hätte das?«
    Bamiyan war fassungslos. »Es ist eine Frage der Ehre, Gatha zu rächen. Wir dürfen den Mörder nicht einfach so davonkommen lassen.«
    Ormu wiegte nachdenklich den Kopf. »Rache ist eine Frage der Ehre? War es deine Aufgabe, Gatha zu beschützen? Seid ihr blutsverwandt gewesen?« Er runzelte die Stirn. »Davon wusste ich gar nichts.«
    »Du weißt, dass wir nicht verwandt sind.« Ormu war ein Mitglied des Steinrates. Er schuldete ihm Respekt. Deshalb duldete er dieses Spiel. Jeden anderen hätte er für solche Frechheiten zum Duell gefordert.
    Überhaupt verstand er diesen Jäger nicht. War er zu einfältig oder zu schlau? Als Mitglied des Steinrates wohl eher Letzteres. Bamiyan maß ihn mit missbilligendem Blick. Ormu war fast einen Kopf größer als er und hager wie ein dürrer Ast. Er schien nur aus Knochen, Haut und Sehnen zu bestehen. Eine Laune der Natur hatte ihm einen roten Bart geschenkt, obwohl sein Haupthaar schwarz und mit ersten weißen Strähnen durchsetzt war. Er trug abgewetzte Lederkleidung und einen stinkenden Umhang aus Ziegenfell. Neben ihm auf dem Boden lag der größte Bogen, den je ein Mann in Garagum besessen hatte. Man musste ein Riese wie Ormu sein, um ihn spannen zu können. Er war als Jäger eine Legende und der jüngste Mann, der je in den Steinrat aufgenommen worden war.
    Bamiyan ließ seinen Blick zum Griff des Messers schweifen, das aus Ormus Gürtel ragte. Er war aus einem der Knochen des Heiligen Zarud gefertigt. Es gab nur neun Messer wie dieses. Sie waren die Ehrenzeichen der Mitglieder des Steinrates. Wenn einer der Würdenträger seinen Tod nahen fühlte, wählte er einen Nachfolger. Es gab keinen anderen Weg, in den ehrwürdigen Rat zu gelangen, der über den Frieden der Bergstämme Garagums wachte. Auch im Gürtel des toten Schamanen steckte so ein Dolch. Barnaba hatte ihn nicht gestohlen. Dabei hatte er sicherlich um die Bedeutung der Waffe gewusst.
    Ormu hatte seinen Blick nach dem Messer bemerkt und lächelte. »Ich wette, ich weiß, was du denkst, Junge.«
    »Und?«
    »Schade, dass er nicht das Messer genommen hat, dann müssten wir ihn suchen.«
    »Nahe dran«, gestand Bamiyan.
    »Ich kannte deinen Bruder. Ich habe ihm als Fährtenleser nie das Wasser reichen können. Er war ein sehr besonderer Mann. Ich habe ein paarmal mit ihm gemeinsam gejagt. Und manchmal waren wir auch Rivalen.«
    »Er hat nie von dir erzählt«, sagte Bamiyan. Es überraschte ihn, dass Ormu seinen Bruder gekannt hatte.
    »Masud war nie ein Schwätzer und Aufschneider. Ganz anders als Gatha … Unser guter Schamane hat nie etwas für sich be halten.«
    »Wie kannst du meinen Bruder zum Anlass nehmen, schlecht von Gatha zu reden!«, rief Bamiyan und schlug auf das schützende Horn. Sicher war der Geist des Schamanen ganz nahe. Ermordete fanden nicht in ihr Grab, und ihre Geister zu reizen war töricht!
    »Warum sollte ich jetzt, wo er tot ist, anders über ihn denken als zu seinen Lebzeiten. Er war ein Mann mit einer besonderen Gabe, aber kein besonderer Mann.« Ormu zog seinen kostbaren Dolch aus dem Gürtel und steckte ihn neben den des Toten.
    »Was tust du da?«
    »Ich werde Gatha in unser Lager bringen, damit unsere Leute ihn zu Hazrat auf die Tafel des Himmels bringen können. Der Vogelrufer soll ihn den Adlern schenken. Das ist das Einzige, was wir Gatha schulden. Wirst du mir dabei helfen?«
    Bamiyan nickte. Natürlich war es ihre erste Pflicht, sich um eine angemessene Bestattung für den Toten zu kümmern. Er würde den anderen Jägern sagen, was geschehen war. Er hatte einen Verdacht, wohin Barnaba geflohen war: zur Goldenen Stadt auf Nangog. Glaubte er den Geschichten, die er über diesen Ort gehört hatte, dann lebten dort mehr Menschen, als sich auf dem Schlachtfeld hier versammelt hatten. Barnaba dort wiederzufinden, wäre eine Herausforderung. Aber ein Heiliger Mann würde auffallen! Es war gewiss nicht so unmöglich, wie Ormu ihn glauben lassen wollte.
    Er packte Gatha bei den Armen. Auf ein Zeichen Ormus hin hob er ihn an. Der Kopf des Toten kippte nach hinten, sodass er tief in die klaffende Wunde im Hals blicken konnte. Geschächtet wie ein Stück Schlachtvieh hatte Barnaba den Schamanen.
    »Weißt du, ich werde die Erinnerung daran nicht los, wie

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