Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
Respekt begegnen.«
Ashot lächelte zynisch. »Satrap soll ich sein? Ich, der Sohn eines gescheiterten Schweinezüchters aus einem Dorf, dessen Namen niemand kennt? Verzeiht, Herrscher aller Schwarzköpfe, aber ein Titel ist nur ein Wort. Glaubt nicht, dass die in Seidenwindeln Geborenen mich respektieren werden, weil Ihr mich zum Satrapen ernennt. Vielleicht werde ich mir durch meine Taten Respekt verschaffen, zum Beispiel hiermit.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Schwert an seiner Seite. »Doch das wird dauern. Respekt muss man sich verdienen.«
Artax stand nicht der Sinn danach zu philosophieren. Er war müde und enttäuscht. Er wollte ein paar Stunden Ruhe. Doch eins galt es noch zu erledigen.
»Ich habe eine weitere Aufgabe für dich. Du suchst mir Mikayla, den Wagenlenker von Hauptmann Volodi. Wenn er seine Sachen packt und mit den Zinnernen ziehen will, dann lass ihn in Frieden. Tut er das nicht, soll er sich zur Mittagsstunde in meinem Zelt einfinden.«
E r schuldet mir noch einen Abschied
Artax hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als ihn laute Stimmen vor dem Zelt weckten.
»… aber es war sein Wille, dass ich mich hier einfinde.«
»Davon weiß ich nichts«, entgegnete ein Bass. »Nur eine Handvoll Vertrauter haben freien Zugang zum Unsterblichen. Du wirst dir irgendwo einen schattigen Platz suchen und warten, bis man dich ruft.«
»Aber ich bin doch gerufen worden, du Dickschädel!«
»Davon weiß ich nichts, und deshalb wirst du warten wie jeder andere auch, Goldlöckchen.«
Artax erhob sich und griff nach dem Krug auf seinem Arbeits tisch. Das Wasser darin war warm und abgestanden. Er nahm einige Schlucke und schüttete den Rest in eine flache Schale. Mit beiden Händen benetzte er sein Gesicht und seinen Bart mit dem lauwarmen Nass. Es erfrischte ihn kaum.
»Wachmann! Schick mir den Drusnier herein.« Seine Stimme klang rau. Er freute sich darauf, diese verdammte staubtrockene Hochebene endlich verlassen zu können. Kurz dachte er an Shaya. An die wenigen kostbaren Stunden, die sie gemeinsam auf dem Rücken des Wolkensammlers verbracht hatten. Er schloss die Augen und sah ihr lachendes Gesicht. Sah, wie sie für ihn jenen seltsamen Hüpftanz aufgeführt hatte … Und dann hörte er die Stimme Muwattas: Ich habe deine Prinzessin bestiegen. Und mein halbes Königreich hat zugesehen.
Artax ballte in verzweifelter Wut die Hände zu Fäusten. Er war der mächtigste Mann der Welt, aber die, die ihm alles bedeutete, hatte er für immer verloren.
»Herr?«
Artax blickte auf. Vor ihm stand ein schlanker, junger Krieger. Anders als Volodi und Kolja wirkte Mikayla eher drahtig als kräftig. Er trug einen himmelblauen Wickelrock, der von einem protzigen, goldbeschlagenen Gürtel gehalten wurde, in dem zwei Dolche steckten. Ein breiter Gurt lief quer über seine nackte Brust. Über seiner rechten Schulter ragte der Griff eines Schwertes auf, halb verdeckt von seinem schulterlangen, weißblonden Haar. Das bartgesäumte Gesicht des Drusniers war schmal. Es wirkte offen und ehrlich.
»Du gehst nicht mit Kolja?«, fragte Artax.
»Ich bin Volodis Mann. Sein Wagenlenker … Kolja schulde ich keine Gefolgschaft. Genau genommen gehöre ich nicht einmal zu den Zinnernen. Ich bin erst vor einigen Monden zu ihnen gestoßen. Zu den alten Kämpen gehöre ich nicht.« Er zuckte bedauernd mit den Schultern. »Ich habe erst in einer einzigen Schlacht für Euch gekämpft, Herrscher aller Schwarzköpfe.«
»Ich sehe keinen Nachteil darin, dass du nicht zu den Piraten gehörst, die meine Zinnflotten versenkt haben«, entgegnete Artax kurz angebunden. »Ich habe eine Aufgabe für dich, Mikayla. Finde Volodi, und bring ihn zu mir. Er schuldet mir noch einen Abschied.«
Der Wagenlenker runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
»Traust du dir zu, ihn zu finden?«
»Ich werde mein Bestes geben, Herrscher aller Schwarzköpfe.« Obwohl der Drusnier demütig sein Haupt senkte, hatte er etwas Überhebliches an sich, und Artax hatte plötzlich Zweifel, ob Mikayla seinen Freund Volodi ausliefern würde, wenn er ihn fand. »Den Hauptmann erwartet keine Strafe. Ich schicke dich aus, weil ich in Sorge um ihn bin. Einfach wortlos zu gehen, ist nicht Volodis Art. Es ist …«
Die Plane am Eingang wurde zurückgerissen. »Herr!« Ashot stürmte herein. Blut lief über sein Gesicht. »Herr, wir sind verraten worden!«
V errat
»Bessos konnte fliehen. Die Männer, die ihn bewachen sollten, sind zu ihm
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