Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
vor«, rief Artax, und seine Stimme trug weit über die Hügel. »Wir beide wollen nicht das Blut unserer Männer fließen sehen. Lass uns miteinander reden wie weise Herrscher. Ich weiß, du bist ein besserer Mann als Muwatta.«
Du schmeichelst ihm. Klug! Wenn du ihm Anerkennung zollst, hebt das den Respekt bei seinen Männern. Er war vor ein paar Tagen noch ein Hauptmann, wie es Dutzende gibt. Er kann jeden Zuspruch gebrauchen.
Er wurde von einer Göttin zum Unsterblichen gemacht , konterte Artax in Gedanken. Was zähle ich da?
Es war die Göttin, die zuvor Muwatta enthauptete und deren Gunst ein flüchtiges Gut zu sein scheint. Du aber bist König Geisterschwert, der Muwatta auf dem Schlachtfeld bezwang und der selbst noch nie besiegt wurde. Ich schätze, dein Ansehen unter den Luwiern ist größer als das ihres neuen Herrschers. Begegne Labarna mit Respekt, und er wird dir dankbar dafür sein, wenn er ein kluger Mann ist.
Labarna löste sich aus der Gruppe der Krieger. Er trug seine riesige Keule lässig gegen die Schulter gestützt, ein selbstbewusstes, fast arrogantes Lächeln auf dem Gesicht. Artax stellte sich vor, wie der Luwier mit einem einzigen Hieb die Köpfe seiner Streitwagenpferde zerschmetterte. Er hatte Labarna kämpfen gesehen. Er wusste, wozu dieser Hüne fähig war.
Artax zog an den Zügeln und schlang sie dann um den Haltegriff auf dem Frontschild des Streitwagens. Er warf einen Blick über die Schulter. Mataan hatte seine Männer auf die Hügel geführt. Sie würden alles sehen. Dann stieg er ab und ging Labarna das letzte Stück zu Fuß entgegen. Der Luwier überragte ihn fast um Haupteslänge. Neben dem Kerl sah er aus wie ein Kind! Er zwang sich zu einem Lächeln und dachte daran, wie Muwatta ihn zum Fest der Himmlischen Hochzeit in Isatami empfangen hatte. Der Unsterbliche war ihm auf einem Elefanten entgegengeritten, um ihn klein aussehen zu lassen. Artax’ Lächeln wurde breiter. Die Luwier liebten diese Spielchen mit der Größe. Muwatta lag nun irgendwo auf dieser Ebene in einem namenlosen Grab. Seine Elefanten hatten ihm nicht geholfen. Er sah zu Labarna auf – er würde auch diesen Riesen überleben.
Der Luwier machte eine Geste, als wolle er lästige Fliegen verscheuchen. »Zurück mit Euch! Es ist sterblichen Ohren nicht bestimmt zu hören, was Unsterbliche an diesem Tag zu besprechen haben.«
Die Krieger ringsum wichen respektvoll zurück. Bald war der nächste Luwier mehr als hundert Schritt entfernt.
»Ich hoffe, dir steht der Sinn nicht danach, diese trockene Ebene noch einmal mit dem Blut unserer Krieger zu tränken«, begann Labarna ohne Umschweife.
»Wo steckt Bessos?«, entgegnete Artax.
Labarna hob die Brauen. »Ich halte nicht viel von Verrätern.«
»Dann liefere ihn mir aus.«
Der Riese nahm seine Keule von der Schulter, setzte ihren wuchtigen Kopf auf den Boden und stützte beide Hände auf den Griff. »Das kann ich nicht. Er hat mein Lager bereits verlassen. Ich habe ihm Unterschlupf und Unterstützung verweigert.«
Artax musterte sein Gegenüber misstrauisch. Sagte er die Wahrheit? »Warum hast du ihn nicht aufgehalten?«
Der Luwier lächelte kalt. »Weil es nicht meine Aufgabe ist, deine Sorgen aus der Welt zu schaffen. Versteh mich nicht falsch. Ich möchte in Frieden mit Aram leben. Für mich ist dieser Krieg beendet. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich zu den Waffen greife, um dich zu unterstützen. So weit sind wir noch nicht.« Er deutete nach Norden, wo die Karawanenstraße zum Adlerpass führte. »Er ist dort entlanggezogen. Er hatte sehr viel Gold bei sich. Ein Teil meiner ausgemusterten Söldner hat sich ihm angeschlossen. Vor allem Bogenschützen und Schleuderer.«
»Ausgemusterte Söldner …« Artax gab sich keine Mühe, seinen Argwohn zu verbergen.
Labarna wich seinem Blick nicht aus. »So wie du, reduziere auch ich meine Truppen. Ich hatte ihnen den Zeitpunkt des Abzugs freigestellt. Ich schätze, sie waren darüber unterrichtet, dass Bessos mit viel Gold kommen würde. Mir scheint, deine Satrapen fügen sich nicht ganz deinem Willen. Solltest du Bessos folgen wollen, um ihn für seine Rebellion zu bestrafen, stehe ich dir nicht im Wege. Du und deine Truppen erhalten freies Geleit durch mein Lager.«
Erstaunlich, was aus diesem Krieger binnen so kurzer Zeit geworden ist. Man könnte meinen, er habe sein ganzes Leben mit Hofintrigen verbracht.
Doch Artax stand nach Aarons süffisanten Scherzen nicht der Sinn. »Ich habe noch ein
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