Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
sich ihr Körper genauso, als sei sie auf festem Grund. Nodon sah ihr nach, bis sie hinter einem bleichen Baumstumpf verschwand.
    Die Wolken schienen sich auf den Wald gesenkt zu haben. Die Baumkronen über ihnen waren in blassem Dunst verschwunden. Immer noch regnete es. Das stetige Rauschen der Regenschleier, die über das Wasser jagten, tilgte jedes andere Geräusch.
    Langsam wurde der Boden unter ihren Füßen fester. Dichtes Wurzelwerk wand sich unter dem Wasser und schien wie ein Netz den Schlamm einzufangen, um ihn zu einer Insel zu formen. Bald darauf erblickten sie einen weißen Turm inmitten des Sumpfes. So schien es zumindest zunächst – bis sich der Dunst so weit lichtete, dass zu erkennen war, dass es sich um einen jener gewaltigen Baumkönige handelte. Sein Stamm verlor sich hoch über ihnen zwischen Nebelschwaden und Regenschleiern, noch bevor die ersten Äste zur Seite strebten. Er war so mächtig, dass ihn wohl zwanzig Elfen mit ausgestreckten Armen nicht umspannen könnten.
    Verwundert beobachtete Nodon, wie Nandalee geradewegs auf den hölzernen Turm zuging und ihr Haupt gegen den Stamm lehnte, wie man sich vielleicht erschöpft an die Schulter eines guten Freundes lehnen mochte. In dieser Geste lag etwas zutiefst Verstörendes. Er hatte das Gefühl, dass sich Nandalee mit dem Baum verständigte. Nervös ließ er den Blick über die Sumpflandschaft schweifen, um zu sehen, ob sich wieder die Grünen Geister zeigten. Doch er entdeckte nichts Verdächtiges. Nichts, was greifbar war, und doch warnte ihn sein Instinkt, dass sie geradewegs in eine Falle liefen.
    In diesem Augenblick schrie Bidayn auf. Nodon fuhr herum und duckte sich dabei intuitiv. Ein armdicker, fleischiger Fangarm verfehlte ihn nur knapp. Diese Dinger waren plötzlich überall um sie herum. Zuckten und wanden sich und suchten nach Beute. Sie schossen aus dem Nebel herab, von dort, wo die Äste des Baums sein mussten.
    Einer der Fangarme hatte sich Bidayn um die Brust gelegt und zog die junge Zauberweberin zum Himmel hinauf. Nodon duckte sich erneut und hob sein Schwert, bereit, den nächsten Tentakel, der ihm nahe kam, abzutrennen.
    »Lass die Waffe sinken!«, sagte Nandalee kühl. Sie hatte ihren Bogen gehoben. Auf der Sehne lag ein Pfeil, der auf sein Herz zielte.
    Er hatte es geahnt, sie hatte sie verraten!

D as Grab über den Wolken
    Nodon erwog, es darauf ankommen zu lassen. Er war sich fast sicher, dass er den Pfeil ablenken könnte. Er war unvergleichlich mit der Klinge. Nicht Gonvalon, der sich so lange in der Weißen Halle aufgespielt hatte, war der wahre Schwertmeister.
    »Die Große Mutter hat uns einen Verbündeten geschickt«, sagte Nandalee beschwörend. »Diese Tentakel sind keine Gefahr. Sie werden uns aus diesem verfluchten Dschungel hoch über die Wol ken heben. Wir werden in der Höhe reisen. Die Mühsal hat ein Ende.«
    Noch während sie sprach, schlang sich einer der fleischigen Fangarme um Nandalees Taille. Sie ließ es ohne Widerstand geschehen. Auch Lyvianne und Gonvalon wurden in Fesseln aus Fleisch geschlagen. Beide wehrten sich nicht, als sie hinauf in den Dunst gezogen wurden. Nodon sah ihnen nach. Während seine Gefährten verschwanden, erschienen über ihm andere Fangarme. Sie waren dünner, liefen in Haken aus und in Hornplatten, die entfernt an kantige Klingen erinnerten.
    »Er spürt deine Feindseligkeit.« Nandalee klang jetzt verzweifelt. »Willst du diese Mission gefährden?«
    Der Elf schob sein Schwert in die Scheide. Weder Lyvianne noch Gonvalon hätten sich einfach so fangen lassen. Sie wussten etwas über die Kreatur dort oben im Nebel. Es ärgerte ihn, dass er über so vieles nicht unterrichtet worden war. Nangog war den Albenkindern verboten! Woher kam das Wissen seiner Gefährten?
    Nodon verschränkte mit übertriebener Geste die Hände hinter seinem Kopf und duldete, dass sich auch um seine Taille ein Tentakel schlang. Gleichzeitig mit Nandalee wurde er emporgehoben. Eine Bewegung, so schnell, dass ihm übel wurde. Binnen eines Herzschlags waren sie in den Dunstschleiern. Er sah Schatten mächtiger Äste an sich vorüberhuschen, und schon schossen sie dem Himmel entgegen.
    Der Dunst wurde lichter. Undeutlich erkannte Nodon Fangarme, die sich um den Stamm und die dicksten Äste des Baumriesen klammerten. Dann tauchte über ihm ein Rumpf auf, als ankere ein Schiff im Himmel. Er glitt an dunklen, bemoosten Planken vorüber durch einen Schacht, der von Dutzenden von Ladeluken gesäumt

Weitere Kostenlose Bücher