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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kampf eine neue Narbe mit, aber ich bin nicht totzukriegen.«
    »Vielleicht doch.« Eurylochos ließ die Kleider fallen. Er hielt einen Bronzedolch in der Hand und rammte ihn Kolja unter den Rippenbogen, sodass die aufrecht gerichtete Spitze direkt auf sein Herz zielte.

E ine wie keine
    Der Dolch fuhr kreischend über das Metall des Bronzekürass, den Kolja unter der Tunika verborgen trug. Der Drusnier packte Eurylochos’ Waffenarm mit dem Geschick des geübten Ringers und Faustkämpfers und schob den Dolch unter seiner linken Achsel vorbei. Gleichzeitig machte er mit der Linken eine wegwerfende Bewegung, und die Klinge, die in der Lederprothese verborgen war, glitt zischend aus ihrem Versteck und rastete ein. Er drückte die stählerne Spitze dicht unter Eurylochos’ rechtem Ohr an dessen Kehle. »Ich war in den letzten Wochen auf einem Schlachtfeld, wo Dolche wie dieser über Leben und Tod entschieden haben, Steuermann, wohingegen mir scheint, dass du dich allein in Kämpfen mit einem Dolch aus Fleisch bewährt hast.«
    Kolja blickte zu der jungen Frau, die auf dem Bett kauerte und ganz ohne Bedauern für Eurylochos zusah. »Wir haben nun eine Männerangelegenheit zu erledigen. Geh!«
    Sie sprang auf und suchte gar nicht erst nach ihren Kleidern. Mit fliegenden Schritten eilte sie aus der Kammer.
    Kolja versetzte Eurylochos einen Stoß gegen die Brust, der den Steuermann zurücktaumeln und auf das zerwühlte Lager stürzen ließ. »Erinnerst du dich, was ich allen Zinnernen versprochen habe, als ich euch nach Nangog geführt habe?«
    Der Steuermann lächelte bitter. »Dass wir reich werden und in einem bequemen Bett sterben.«
    »Liegst du gut, mein Freund?« Kolja trat an das Lager. Sein Dolch zeigte auf das Herz von Eurylochos.
    Der Steuermann bat nicht um Gnade. Er sah ihn fest an und erwartete das Unvermeidliche.
    »Dir dürfte aufgefallen sein, dass ich damit gerechnet habe, dass du mir ans Leder willst. Ein guter Geschäftsmann muss von Gier getrieben sein.« Kolja ließ sich auf dem Hocker neben dem Bett nieder. Seine Klinge fuhr Eurylochos’ Brust hinauf bis zu dessen Kehle. »Du wirst mir jetzt vom Geschäft erzählen. Um wie viel sind wir reicher geworden?«
    »Wollen wir es nicht einfach zu Ende bringen?«, fragte der Steuermann resignierend. »Was soll dieses Spiel?«
    »Für jede Frage, die du mir von nun an nicht beantwortest, werde ich ein kleines Stück von dir abschneiden. Es liegt also ganz bei dir, wie wir es machen. Und damit du siehst, dass ich es ernst meine, gebe ich dir eine kleine Kostprobe.« Bevor Eurylochos wusste, wie ihm geschah, hatte Kolja dessen rechte Hand gepackt und presste sie gegen die Wand hinter dem Bett. »Ich finde, kleine Finger sind relativ nutzlos. Schneidet man einen kleinen Zeh ab, wird das Laufen unangenehmer. Aber einen kleinen Finger … wozu braucht man den schon?«
    »Die Geschäfte sind sehr gut gelaufen«, stieß Eurylochos hervor. »Leon ist tot. Uns gehören alle großen Hurenhäuser der Stadt, und wir haben die Seidene für uns gewinnen können.«
    Kolja schob die Dolchklinge zwischen den kleinen Finger und den Ringfinger der geballten Faust des Steuermanns. »Die Seidene? Irgendein Mädchen nehme ich an. Was ist an ihr besonders?«
    »Bitte, es tut mir leid. Ich werde mich nie wieder gegen dich erheben. Ich …«
    Kolja drückte die Klinge nieder und trennte den kleinen Finger ab. Er fiel neben dem keuchenden Steuermann aufs Bett. »Das mit den Treueschwüren glauben wir doch beide nicht. Schenk dir das. Ich erwartete lediglich Antworten auf meine Fragen. Ich hatte mich eben doch ganz unmissverständlich ausgedrückt, oder?«
    Eurylochos nickte. Er kämpfte gegen seinen Schmerz an. Blanke Panik stand ihm in den Augen. Dass er weder schrie noch um Gnade wimmerte, gefiel Kolja.
    »Was ist das nächste Glied, auf das du verzichten kannst, Steuermann? Natürlich könnten wir auch mit der Nase oder einem Ohr weitermachen.«
    Eurylochos kämpfte mit bebenden Lippen um seine Selbstbeherrschung. Schweißperlen zeichneten ein Gitterwerk feiner Linien auf sein Antlitz.
    Kolja ließ die Hand des Steuermanns los und strich ihm mit der Klinge sanft über die Wange. »Ich könnte auch ein Auge nehmen.«
    »Den anderen kleinen Finger«, stieß der Steuermann zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    Der Drusnier schmunzelte. Er würde sich gut überlegen müssen, wo er Eurylochos künftig einsetzte. Der Steuermann würde ihn von nun an ein Leben lang hassen.

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