Drachenelfen
Stirn zusammenzulaufen schienen. Sie sah, obwohl ihre Lider geschlossen waren. Sah die Welt so, wie der Drache sie ihr gezeigt hatte, durchdrungen von einem magischen Gewebe. Verzaubert schlug sie die Augen auf. Der Bann war gebrochen. Sie sah den Adler und die Berge. Und sonst nichts.
Erneut schloss Nandalee ihre Augen und war nicht überrascht, dass sie sich in Dunkelheit wiederfand.
Immerhin, es war ein erster Schritt. War das ihr Schlüssel, an die Jagd zu denken? Vermochte sie so eins mit der Welt zu werden und die Geheimnisse zu erspüren, die sich all jenen verschlossen, die nur sehen konnten?
E LFENFLUCH
Abir AtaÅ¡ fühlte sich so stark und unternehmungslustig wie schon lange nicht mehr. Geradezu von Kraft durchdrungen. Es war ein Geschenk der Götter, davon war er überzeugt. Nicht des Löwenhäuptigen. Dieser Devanthar war der Hauptgott Arams, der Meister des Unsterblichen Aaron. Ihm galten unzählige Gebete. Aber es gab noch die Gebete an die geflügelte Sonne, die ein Symbol für alle Devanthar war, und Schreine für die übrigen Götter, wie die Geflügelte IÅ¡ta aus Luwien oder den Ebermann, den man manchmal in den Bergen sah. Ein rastloser Wanderer, der alle groÃen Menschenvölker besuchte.
»Los, klopf schon an!« Abir stützte sich auf den Stab, der Zeichen seines Ranges als Hohepriester Arams war. »Worauf wartest du, Barnaba?« Der junge Priester war der Sohn des Hohepriesters von Nari, eines alten Weggefährten, mit dem er all seine Geheimnisse und Sorgen teilte. Der Junge hatte eine schnelle Auffassungsgabe und, was noch wichtiger war, ihm war klar, dass die Interessen des Tempels es manchmal notwendig machten, ungewöhnliche Wege zu beschreiten.
Die Tür, vor der sie standen, war rot lackiert und mit breiten Bronzebändern beschlagen. Ein wenig groÃspurig für einen erfolgreichen Sklaven, dachte Abir AtaÅ¡. Er war sich ziemlich sicher, dass Datames zurzeit nicht in der Goldenen Stadt weilte. Er hatte sich bei Hof nicht sehen lassen. Er wäre ganz gewiss dort gewesen â¦
Die Tür öffnete sich und ein kahl rasierter Haussklave sah sie erschrocken an. Ein überraschender Besuch von Priestern mochte auf drohendes Unheil hinweisen â oder auf einen Versuch, Spenden einzusammeln.
»Dein Herr hat versprochen, mir seine Sänfte samt der Träger zu leihen«, sagte Abir Ataš in Befehlston. »Ich bin hier, um die Sänfte zu holen. Jetzt!«
»Ich weià gar nichts davon â¦Â« Dem Sklaven war seine Verlegenheit anzusehen.
»Du weiÃt, wer ich bin?«
»Ja, ehrenwerter Abir AtaÅ¡. Ich â¦Â«
»Möchtest du mich zurück in den Palast von AkÅ¡u schicken, damit ich einen schriftlichen Befehl deines Herrn bringe? Du weiÃt, dass ich mit dem Hofmeister Datames befreundet bin!«
»Ich bitte dich, Allerehrenwertester ⦠Bitte, tritt ein. Natürlich misstraue ich nicht deinem Wort. Ich muss nur die Träger rufen lassen. Sie weilen nicht im Haus.« Er deutete auf eine weite Nische nahe der Tür, wo farbenfrohe Teppiche und Seidenkissen zum Verweilen einluden. Ein kleiner Brunnen spendete Kühle an diesem stickigen Tag. Die Wand schmückte ein Relief, das Gabenbringer zeigte, die vor dem unsterblichen Aaron niederknieten. Ein nicht sehr dezenter Hinweis darauf, dass der Besitzer des Palastes dem Unsterblichen nahestand. Abir schnaubte. Was wollte man von einem aufgestiegenen Sklaven schon erwarten? Datames liebte bunte Gewänder. Er hatte goldenes Haar und keinen Bart, was ihm ein weibisches Aussehen verlieh. Vielleicht hatte man ihn kastriert? Bei solchen Männern kam es oft vor, dass der Bartwuchs aussetzte.
»Ich wäre erfreut, wenn du dich beeilen könntest. Wie war auch gleich dein Name?«
»Obalit, Ehrenwerter. Ich stehe diesem Haus in der Abwesenheit meines Herrn Datames vor.«
Abir lieà sich auf einem der Kissen nieder. »Schön, Obalit. Dann erfreue mich und beeile dich.«
Der Sklave presste die Lippen zusammen. Man konnte den Zorn in seinem Blick lesen. Wortlos eilte er davon.
»War das nicht ein wenig zu schroff?«, fragte Barnaba.
Er sah den jungen Priester überrascht an. »Das ist Pöbel. Wenn man etwas von ihnen will, dann sollte man sehr deutlich werden. Sein Herr ist nicht hier; er hätte uns die Sänfte durchaus verweigern können. So wird er es nicht wagen.«
Der Junge kratzte sich seinen
Weitere Kostenlose Bücher