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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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kurz geschorenen Kinnbart. Keine sehr priesterliche Geste. Das passte eher zu einem Schreiber, aber nicht zu einem Mann, der über Macht verfügte. Das würde er ihm abgewöhnen müssen, dachte Abir, und lehnte sich in die Kissen zurück. Ein angenehmer Duft nach Vanille stieg aus dem Stoff auf. Datames wusste, wie man Häusern eine besondere Note verlieh.
    Der Hohepriester sah sich in der Empfangshalle um. Die Szenen der Wandreliefs waren – einmal abgesehen von den Gabenbringern — mit Bedacht gewählt. Die Figuren gut bemalt und wohlgestaltet. Der kleine Hof, auf den man von der Halle aus blicken konnte, war gut gepflegt.
    Â»Ich verstehe immer noch nicht ganz«, setzte Barnaba an, aber Abir schnitt ihm das Wort ab und winkte den Jungen dicht an sich heran. »Hier könnten die Wände Ohren haben«, flüsterte er ärgerlich. »Rede niemals über wichtige Dinge in einem fremden Haus! Und verstumme jetzt gefälligst nicht, sondern lenke das Gespräch auf etwas Unverfängliches!«
    Â»Ich habe mir heute Morgen diese Meuchlerin angesehen. Die Leiche. Sie ist unheimlich. Sie verwest nicht. Sie … Sie sieht immer noch gut aus.«
    Abir schloss kurz die Augen. Dieses Thema war auch nicht die beste Wahl. Aber es würde sich nicht verhindern lassen, dass schon bald in der Stadt Geschichten über die Meuchlerin die Runde machen würden. Also konnten sie ebenso gut jetzt darüber reden. »Was weißt du über Elfen, Junge?«
    Â»Sie sind durch und durch böse. Sie sind verflucht alle miteinander. Sie wurden erschaffen, um uns ins Unglück zu stürzen.
Aber manchmal, sehr selten, kann man sie überlisten und reich und glücklich werden.«
    Der Hohepriester lachte leise. »Ist es das, wovon du nachts träumst, Barnaba? Eine Elfe zu besitzen, sie zu überlisten und ungeahnte Freuden zu erleben? Ich bin einmal einer begegnet, das war vor mehr als zwanzig Jahren. Sie hatte sich in einen Satrapenpalast eingeschlichen. In den Harem! Und eines Nachts hat sie dem verliebten Trottel das Herz herausgerissen.« Er schmückte die Geschichte aus, um Barnaba von seinen törichten Schwärmereien abzubringen. »Ich habe den Satrapen gesehen. Er lächelte noch immer, selbst im Tod. Er lag auf seinem Bett und hielt sein eigenes Herz in den Händen. Das vergisst man nicht, Junge! Die Elfe konnte gefasst werden. Sie hat neun Palastwachen getötet, bevor sie überwältigt wurde. Man hat sie in Eisen geschlagen, denn das Eisen unserer Welt bekommt Elfen nicht gut. Sie wurde in den Tempel gebracht. Heilige Orte schwächen sie! Dort wurde sie verhört. Neun Tage lang. Ich war Zeuge. Meine Aufgabe war es, einen Bericht über die Befragung für das Tempelarchiv zu schreiben. Sie haben etwas überaus Aufreizendes an sich, diese Elfenweiber, obwohl sie so dürr sind, als hätten sie ihr Leben lang Hunger gelitten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich ein Bad in kaltem Wasser nehmen musste, um das Feuer zu löschen, das sie in mir entfachte – und so ging es allen Männern, die an der Befragung teilnahmen. Selbst Greisen!«
    Â»Und was geschah mit ihr?«, fragte Barnaba mit großen Augen.
    Neugierig wie ein Kind, dachte Abir. Vielleicht hatte er den Jungen überschätzt. »Was soll geschehen sein? Sie hat uns verhöhnt. Wir versuchten von ihr mehr über ihre Welt zu erfahren, und warum die Kinder der Daimonen immer wieder hierherkommen und uns heimsuchen. Das Einzige, was sie verraten hat, war, dass sie in unserer Welt das Böse sehen. Es sei eine Strafe, hierher verbannt zu werden. Natürlich haben wir ihr das nicht geglaubt. Sie war auf einer Mission, ebenso wie die Meuchlerin, die man dem unsterblichen Aaron geschickt hat.« Abir schnaubte
und ärgerte sich noch immer, wenn er an die fruchtlose Befragung der Elfe dachte. »Wir haben alles getan, um sie dazu zu bringen, noch mehr zu sagen. Wir haben ihr die Ohren abgeschnitten und die Nase. Sie wurde geprügelt, bis sie Blut pisste. Aber das hat nicht geholfen. Zuletzt haben wir sie mit Lampenöl übergossen und dort, wo sie an die Mauer gekettet war, verbrannt. Es hat lange gedauert, bis sie tot war.« Abir schüttelte sich. Er hatte die Schreie und die Flüche der Elfe nie vergessen. Auch ihn hatte sie verflucht. Aber im Tempel hatte sie keine Macht gehabt, da war er sich sicher. Sonst wäre er wohl kaum so alt geworden und

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