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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Außenwände aus Holzpfählen bestanden. Seine ganze Sippe hatte dort gelebt. Sie schliefen in Hängematten an Pfählen. Es gab keine Wände. Keinen richtigen Boden. Keinen Ort, an dem man allein sein konnte. Dort hatte er oft den Erzählungen eines Schamanen gelauscht, der behauptete, ein Schattenjäger gewesen zu sein. Ein schwarzer Panther. Er war zum Gefiederten Haus gegangen und unter die Gotteskrieger aufgenommen worden. Ein Privileg, das nur jenen gewährt wurde, die mit bloßer Hand einen schwarzen Panther fingen und es schafften, ihn lebend zu diesem ominösen Gefiederten Haus zu bringen. Die Erzählungen über diesen Ort waren widersprüchlich. Mal verglich
der Schamane ihn mit Bergen. Dann wieder sprach er von dunklen Höhlen.
    Davon, an diesen Ort zu gelangen, hatte der tote Krieger sein ganzes Leben lang geträumt, denn wer den Göttern gefiel, wurde von ihnen beschenkt. Sie machten ihre Auserwählten zu Panthern, die im Schatten jagten, zu Vipern oder Kondoren.
    ER öffnete die Augen und blickte auf zur gleißenden Sonnenscheibe. Der Aberglaube des Toten weckte SEINE Neugierde. Was geschah an diesem rätselhaften Ort? Machten die Devanthar ihre treuesten Gefolgsleute zu Tiermenschen? Hatten sie die Macht dazu?
    Ebenso wie die Schwimmenden Inseln lag auch Zapote abgeschieden und durch weite Ozeane vom Rest der Menschenwelt getrennt, und ER hatte es stets für das rückständigste der Großreiche gehalten. ER hatte ohnehin geplant, eine Strecke zwischen zwei Albensternen zu Fuß zurückzulegen, um SEINE Fährte zu verwischen. ER würde Zapote erkunden und den Geheimnissen des Dschungelreichs nachspüren. Voller Begeisterung begann ER SEINE Wanderschaft.
    ER konnte die Albenpfade spüren, und wenn ER ein Tal durchquerte oder auf einen Berg stieg, war IHM stets bewusst, wo die nächsten der verborgenen Kraftlinien lagen. Zur Not könnte ER sie schnell erreichen und unmittelbar in das Goldene Netz treten, ohne einen der Albensterne, an denen sich die Pfade kreuzten, zu öffnen. Allerdings war dies sehr gefährlich.
    ER lächelte. Neugierde und eine ungesunde Vorliebe, sich Gefahren auszusetzen, waren SEINE größten Charakterfehler, und ER liebte sie. ER würde diesem Land ein paar Tage geben. Nur das Gefiederte Haus wollte ER meiden, denn der Mensch, den ER getötet hatte, war der Überzeugung gewesen, dass dort eine ganze Sippschaft von Göttern lebte. Sollten sie eines Tages die Devanthar angreifen, wäre es wichtig, gleich mehrere von ihnen an einem Ort stellen zu können. ER musste Späher schicken! ER selbst durfte dort nicht hin! Bei aller Abenteuerlust. Das Risiko,
dort entdeckt zu werden, war zu groß. Bislang hatte ER Glück gehabt. ER würde es nicht überstrapazieren.
    ER folgte einem schlammigen Bachlauf, verlor sich in SEINEN Gedanken und spielte dabei mit jenem Stein, in den die Essenz einer Albe gebannt war. Unscheinbar war er, ganz ohne magische Aura, und ginge er IHM auf einer Geröllhalde an einer Bergflanke verloren, ER würde ihn niemals wiederfinden. ER brauchte einen sicheren Ort, um ihn zu verwahren. ER dachte an den Mammutbullen, der sein Weibchen immer mit sich führte.
    Der Gedanke an die Albe machte ihm zu schaffen. ER sah sich als einen Beschützer Albenmarks. Dazu hatten IHN die Alben erschaffen! ER verschwor sich nur deshalb gegen SEINE Herren, weil diese sich ihrer Schöpfung entfremdet hatten. ER war kein Mörder – ER war ein Rebell! Ein Freiheitskämpfer! Und frei konnte Albenmark auf Dauer nur sein, wenn die Gefahr durch die Devanthar überwunden wurde.
    Kurz vor Sonnenuntergang verließ ER den schlammigen Bachlauf. ER schwelgte in den Erinnerungen des toten Jägers. Dabei kreisten SEINE Gedanken immer wieder um die Tiermänner, von denen der Schamane erzählt hatte. Wenn ER einen dieser Tiermänner finden könnte, würde ER auch die Geheimnisse des Gefiederten Hauses aufdecken. Voller Zuversicht, und ohne Müdigkeit zu verspüren, setzte ER seine Suche fort. Tagelang … Doch der Dschungel erstickte SEINE Träume. ER beobachtete die scheuen Bewohner der Hochplateaus und die Jäger der kleinen Sippen tief im Wald. Er war bei den Fischern und Bauern am großen, braunen Fluss, und in falscher Gestalt aß und lachte ER mit ihnen. ER hörte viele Geschichten über Kondormänner und Krokodilskrieger, aber nie begegnete ER einem

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