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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Flammen aus dem Mund. Er ist von innen heraus verbrannt. Weißt du, ich glaube, die Alben haben die Magie nicht erschaffen, damit wir sie nutzen. Wir können das einfach nicht. Das war eine Warnung. So viel Blut …«
    Nandalee drückte sie fest an sich. Zu fest. Ihre Worte beunruhigten sie.
    Â»Warum war es diesmal anders gewesen?«
    Â»Ich weiß es nicht«, schluchzte Bidayn. »Zauber zu weben ist gefährlich. Du weißt das. Es gibt viele Wege, dabei zu sterben. Es ist eine Kunst, die uns nicht geschenkt wurde. Wir müssen sie uns erkämpfen. Und jeder Kampf fordert Opfer.« Ihre Stimme stockte. »Aber Sayn. Er war gut, weißt du … Ich verstehe das nicht!«
    Nandalee kam plötzlich ein schrecklicher Verdacht. War es womöglich nicht Sayn gewesen, der einen Fehler gemacht hatte?
    D AS GEFIEDERTE HAUS
    ER blickte auf den Pfeil mit der Spitze aus dunklem Vulkanglas, der von SEINER Brust abgeprallt war und nun zu SEINEN Füßen lag. ER lächelte. Ein solches Geschoss vermochte IHN nicht zu
verletzen. Nicht in Menschengestalt. SEIN Körper war viel zu dicht! Der Zauber, der es IHM erlaubte, SEINE Gestalt zu verwandeln, war nicht vollkommen. ER vermochte zwar SEINE Größe zu verringern, bis sie der eines Menschen entsprach, nicht aber SEINE Masse. ER hatte noch immer das Gewicht einer Regenbogenschlange. Ein zweiter Zauber schützte IHN davor, nicht im weichen Boden zu versinken oder Steinplatten unter SEINEN Schritten bersten zu lassen, und ER musste sich ständig ermahnen, SEINE Kraft nicht zu vergessen. ER könnte mit einem Handschlag einen Baum entwurzeln.
    ER bückte sich und hob sacht den ungewöhnlich langen Pfeil auf. Das Geschoss war rot befiedert. ER strich mit den Fingerspitzen vorsichtig über die kunstvoll behauene Kante der steinernen Pfeilspitze. Wäre der Pfeil mit mehr Kraft abgeschossen worden, hätte er IHN vielleicht doch verwunden können. Auf der anderen Seite, so dachte ER, würde keine Menschenhand einen so starken Bogen spannen oder auch nur fertigen können.
    Ein Geräusch über IHM weckte SEINE Aufmerksamkeit. Im Geäst eines riesigen Baums huschte ein Schatten davon. Eine schlanke Gestalt, fast nackt. Die Haut war in Grün- und Schwarztönen bemalt. Fast verschwamm sie mit dem flirrenden Licht der Baumkrone.
    ER war schneller und kraftvoller als ein Mensch, und ohne Zeugen mäßigte ER sich nicht. Äste splitterten unter SEINEM Gewicht, wie ein Sturmwind fuhr ER in das dichte Gehölz und dann lag der Krieger unter IHM. Unfähig, einen Ton hervorzubringen, starrte der Wilde IHN mit schreckensweiten Augen an.
    ER hatte es stets geliebt, Wild nachzustellen. Lächelnd beugte ER sich hinab und küsste den Menschen – frei von Liebe oder Zärtlichkeit und doch voller Begierde. Diesmal war ER viel unbeherrschter als in der Goldenen Stadt. Gierig entriss ER dem Wilden dessen Erinnerungen, stahl von ihm ein ganzes Leben. ER trank ihn und nutzte die Magie, die allem Lebendigen innewohnte, um dem Zauber, den ER wob, noch mehr Kraft zu geben. Es
war köstlich, all jene Sinneseindrücke und alles Wissen in sich aufzunehmen. Als ER fertig war, war von dem Krieger nur ein verdorrter Kadaver geblieben. Ausgezehrt bis auf die Knochen. Das Fleisch war ihm vom Leib geschmolzen. Die Augen nur noch dunkle Höhlen. Der Mund ein klaffendes Loch, gesäumt von makellos weißen Zähnen.
    ER erhob sich zufrieden. Erinnerungen und Wissen, das waren für IHN die einzigen erstrebenswerten Schätze. ER hatte das Wissen um diesen Zauber an SEINE treueste Drachenelfe weitergegeben. So konnte sie Suchen verkürzen. Konnte sich das Denken der Menschenkinder zu Eigen machen. War eine Drachenelfe allein in der Welt der Menschen unterwegs, dann war es überlebenswichtig, deren Sitten und Gebräuche zu kennen. Dieser Zauber, mit dem man alle Erinnerungen seines Opfers in sich aufnahm, ersetzte Jahre des Lernens.
    Zufrieden suchte ER nach einem gestürzten Baumriesen, der eine Lücke in das dichte Blätterdach gerissen hatte. Dort streckte ER sich auf das moosgepolsterte Holz und genoss die Sonne. Mit geschlossenen Augen ließ ER das geraubte Leben an SICH vorüberziehen, schwelgte in fremden Erinnerungen, ergötzte sich am dunklen Aberglauben des Kriegers. Für den Wilden waren die Devanthar vogelköpfige Götter!
    Der Krieger hatte in einem runden, fensterlosen Haus gelebt, dessen

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