Drachenelfen
Merkwürdig.
»Endlich«, flüsterte Bidayn. »Ich spüre meine FüÃe kaum noch.«
Nandalee fand, dass ihr Spaziergang kaum der Rede wert gewesen war, aber ihr war auch klar, dass es wohl ziemlich herzlos wäre, ihrer Freundin zu sagen, was sie dachte.
»Das ist besser als ein Loch in einem Felsen, nicht wahr?« Bidayn klang erleichtert und deutete auf das Haus.
»Hmm.« Nandalee hatte ganze Winter in Felslöchern gelebt und daran nie etwas auszusetzen gehabt, solange sie nur Schutz vor dem beiÃenden Nordwind boten. Ob das hier besser war ⦠Es würde schon gehen. Die Hauptsache war, dass sie hier in etwas unterrichtet werden würde, das sie auch verstand.
Als sie näher kamen, roch Nandalee Pferde. Sehen konnte sie allerdings keine. Vielleicht gab es auf der Rückseite des Hauses Stallungen. Niemand war erschienen, sie zu empfangen. Bidayn wirkte darüber ein wenig enttäuscht. Sie drehte ständig den Kopf und gaffte alles an.
Eine kurze Treppe führte zur Vorderfront des Hauses, der ein säulengetragener Gang vorgelagert war. Auch um einige der steinernen Säulen rankte sich Grünzeug.
Das Eingangstor war etwas mehr als drei Schritt hoch. Eine doppelflügelige Tür, mit Schnitzereien geschmückt. Sie mochten hier Schnörkel, wie es schien. Hinter der Tür öffnete sich eine weite Empfangshalle, aus der zwei Treppen zu einer Galerie emporstiegen. Gedämpftes Abendlicht fiel durch die Fenster in ihrem Rücken. Der Boden war mit einem Mosaik ausgelegt, das
eine Frau zeigte, die zwischen Schlangen tanzte. Seltsam, ging es Nandalee durch den Kopf.
Mitten zwischen den beiden Treppen erhob sich ein Standbild aus weiÃem Stein. Ein nackter Krieger mit einem Bronzeschild und einem kurzen Schwert aus bläulichem Stahl. Bunte Banner hingen von der Galerie. Dunkle Flecke und Risse im Stoff lieÃen ahnen, dass sie schon andere Orte als diese friedliche Halle gesehen hatten. Ein wenig enttäuscht blickte Nandalee zu der Treppe, auf die Ailyn zuging, und ihr stockte der Atem. Die Wände entlang der Treppen lagen im Halbdunkel. Das Licht hatte ihre Blicke gelenkt und den wahren Schatz der Halle für einige Herzschläge vor ihr verborgen. An den weià getünchten Wänden waren Waffen aufgehängt. Hunderte! Schwerter in allen nur erdenklichen Formen und GröÃen. Auch einige Ãxte und Speere gab es. Aber vor allem Schwerter. Das war gut, dachte sie. Sehr gut.
Ailyn und Gonvalon führten sie die Treppe hinauf. Nandalee folgte ihnen. Sie spürte die Macht, die den Klingen innewohnte. Zauber waren in den Stahl gewoben und es schien ihr, als erzählten ihr die Schwerter von Heldentaten und Tod und dem Ruhm, den sie einst erringen würde. Obschon gut gepflegt, waren die Klingen mit Schrammen und Scharten übersät. Kleine Messingtafeln waren unter den Waffenhaltern in die Wand eingelassen. Auf jeder der Tafeln standen Namen.
»Warum gibt es hier keine Bögen?« Ihre Worte klangen in der Stille der Halle unnatürlich laut, dabei war es ihre Absicht gewesen, leise und respektvoll zu klingen.
Ailyn blieb stehen. Die dunkelhaarige Kriegerin drehte sich langsam zu ihr um. Den Blick voller Verachtung, musterte die Drachenelfe sie vom Scheitel bis zur Sohle. »Wir lehren unsere Schüler, dem Feind Auge in Auge gegenüberzutreten. Wir legen Wert darauf, dass unsere Feinde wissen, wer gekommen ist, um sie zu richten. Einen Pfeil zu schicken ist eine Tat voller Heimtücke. Ebenso, wie vergiftete Klingen zu benutzen. Das ist nicht unser Stil.«
Nandalee atmete scharf ein. Die Beleidigung war recht unverhohlen gewesen. »Ich sehe ein, dass es manchen an Kraft und GröÃe fehlt, einen Langbogen zu spannen. Mit einem Schwert herumzuwirbeln ist natürlich einfacher, wenn man nicht die Statur einer Bogenschützin hat.«
Bidayn sah sie entsetzt an. Ailyn hingegen lächelte. »Gonvalon, erlaubst du mir, deiner Schülerin morgen eine Einführungsstunde im Herumwirbeln zu geben?«
»Wenn ich dabei zusehen darf«, entgegnete er lächelnd.
»Sie hat das nicht so gemeint«, mischte sich Bidayn ein. »Sie kommt aus Carandamon. Sie ist immer etwas geradeheraus. Sie wollte dich sicher nicht beleidigen â¦Â«
Nandalee legte ihrer Freundin die Hand auf den Arm. »Ich brauche niemanden, der für mich einspringt. Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung, Ailyn.«
»An Mut
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