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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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laufen. Ich werde es ihnen allen zeigen!« Sie rannte los. Nicht in jenem kräftesparenden Trab, in dem sie begonnen hatte. Sie wollte Gonvalon überholen und sehr lange vor ihm beim Haupthaus sein. Sie wusste, dass sie das durchhalten würde.
    Bald überholte sie ihn. All ihre Kraft legte sie in ihren Lauf. Sie fand leicht den Weg zum Turm. Zu laufen befreite sie. Ihre Wut ließ nach. Sie fühlte sich mit sich und allem um sie herum im Gleichgewicht. Sie kam Gonvalon entgegen, als ihm noch mehr als ein Drittel der Strecke zum Turm fehlte. Er nickte ihr zu. Idiot! Dachte er vielleicht, sie würde vergessen, wie er ihre einzige Freundin behandelt hatte?
    Sie lief weiter. Ihre Muskeln brannten. Durch die verdammte Höhlenhockerei war sie außer Übung. Aber sie würde es schaffen, daran hatte sie keine Zweifel. Ihr Atem ging zwar schneller, aber nicht keuchend. Ihre Gelenke schmerzten ein wenig. Sie versuchte es zu ignorieren und ließ die Gedanken schweifen. Zu laufen war ihre Meditation. Nicht der Unsinn, den sie beim Schwebenden Meister getrieben hatten.
    Sie erreichte erneut die Stelle, an der Bidayn zusammengebrochen war. Nandalee blickte kurz über ihre Schulter. Gonvalon war nicht in Sicht. Er musste Meilen hinter ihr liegen.
    Gut gelaunt erreichte sie den Kamm eines flachen Hügels. Fünfzig Schritt tiefer saß Bidayn am Ufer eines Baches und wusch ihr Haar.
    Nandalee stürmte zu ihr hinab. »Was machst du da?«, rief sie außer sich.
    Â»Ich werde nicht nach Erbrochenem stinken, wenn sie mich von hier fortbringen.« Sie sah traurig zu ihr auf. »Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Ich wusste, dass ich es nicht mehr zurück schaffen würde.«

    Nandalee setzte sich neben sie ans Ufer. »Dann werden sie uns wohl beide fortbringen müssen. Du bist die erste wirkliche Freundin, die ich in meinem Leben habe. Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
    Â»Weil ich Feigling nachts bei dir ins Bett krieche?«
    Â»Das ist nichts Ungewöhnliches. Glaubst du etwa, vor dir sei noch niemand in mein Bett gekrochen? Das Besondere an dir ist, dass du nicht schnarchst.«
    Bidayn lächelte verhalten. »Bitte lauf weiter. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du meinetwegen …«
    Â»Nicht deinetwegen! Sie haben ungerechte Regeln, und du weißt ja, dass ich mich nicht leicht füge. Ich habe meine eigenen Regeln. Und ich gehe lieber mit dir in die Verbannung, als dich hier zurückzulassen.«
    Â»Aber man hört nie wieder von denen, die keine Drachenelfen geworden sind.«
    Â»Kennst du dich da so gut aus?«
    Bidayn senkte den Blick. »Natürlich nicht. Ich weiß auch nicht mehr als du … Es gibt die Drachenelfen. Hast du jemals von denen gehört, die gescheitert sind? Ich meine, man müsste doch etwas gehört haben. Die lösen sich doch nicht in Luft auf. Die …«
    Â»Die sind sicher zu Gemüseputzern in Koboldküchen gemacht worden. Aus so einer Koboldküche kommt man nie mehr heraus, wenn man einmal drinnen ist.«
    Bidayn lächelte nicht. »Du musst laufen. Geh jetzt!«
    Â»Wir machen das zusammen.«
    Â»Ich kann nicht!«
    Bidayn sagte das so müde und hoffnungslos, dass Nandalee klar wurde, dass alles Reden fruchtlos sein würde. Hier halfen nur noch Taten. »Du steigst auf meinen Rücken!«
    Â»Was?«
    Â»Das war kein Vorschlag, das war ein Befehl. Wenn du nicht willst, dass wir dasselbe Schicksal erleiden, dann hör auf mich. Ich bin eine Jägerin. Ich konnte einen erlegten Hirsch einen ganzen
Tag lang durch tiefen Schnee tragen«, log sie schamlos. »Verglichen mit einem Hirsch bist du kaum mehr als ein Häschen. Los jetzt!«
    Ein Funken Hoffnung glomm in Bidayns Augen.
    Nandalee nahm sie huckepack, und sie war wirklich nicht sehr schwer. Auf dem ersten Stück Weg lief Nandalee in leichtem Trab; bald brannten ihre Beine schlimmer als zuvor und als sie eine Steigung hinaufmusste, verlangsamte sie ihre Schritte, versuchte ihren Atem zu beherrschen, doch schon bald konnte sie ein Keuchen nicht mehr unterdrücken. Bidayn bestand darauf, allein zu gehen. Nandalee ließ ihr ihren Willen. Ihre Freundin hinkte und versuchte es, so gut es ging, zu verbergen.
    Â»Knöchel verstaucht?«
    Â»Es … geht … schon!«, stieß Bidayn zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    Es ging nicht! Als Nandalee zurückblickte, entdeckte sie Gonvalon.

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