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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ist. Aber ich glaube, er hat seinen Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen … Fast, als hätte er etwas aus seinem Kopf herausbekommen wollen.«
    Sie hatten die Hütte erreicht. Artax musste sich ducken, als er durch die niedrige Tür trat. Es roch nach Staub. Der Boden bestand aus gestampftem, rotem Lehm. Es musste einmal eine Zeit
gegeben haben, zu der das Haus recht ordentlich ausgesehen hatte. Die Innenwände waren früher einmal verputzt gewesen. Unter den Dachbalken entdeckte er Reste von Gips oder Kalk. Jetzt aber waren alle Wände beschmiert. Mit Holzkohle und etwas anderem … Eingetrocknetem Blut? Ein Strohsack lag nahe der gemauerten Feuerstelle und der Boden war übersät mit Scherben zerbrochener Tongefäße. Artax hatte das Gefühl, dass es hier kühler war. Das ganze Haus bestand nur aus einem einzigen Zimmer, etwa vier mal fünf Schritt groß. Größer als das Haus, in dem er aufgewachsen war.
    Die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Etwas war hier …
    Jitro stand am Eingang. Er hatte keinen Fuß über die Schwelle gesetzt. Ein wenig hinter dem Schmelzmeister stand sein Hofstaat. Die Leibwächter, angeführt von Juba, zwei ortskundige Führer, einige Schreiber. Das war das ganze Gefolge, das er auf Reisen um sich duldete. Sie alle hielten Abstand. Sie hatten gelernt, dass er es nicht mochte, wenn er sich ständig umlagert fühlte.
    Â»Ein gutes Haus. Warum wird es nicht mehr genutzt?«
    Â»Weil die Leute abergläubisch sind, Erhabener. Sie haben Angst, dass etwas von dem Wahnsinn in die Wände gesickert ist. Dass er auch sie ergreifen könnte, wenn sie hier leben.«
    Â»Und deshalb kommst auch du nicht herein?«
    Â»Meine Mutter hat mich gelehrt, dass es klüger ist, sein Schicksal nicht herauszufordern.«
    Â»Aber du hast keine Angst, in die Um el-Amad zu gehen. In die Mine, in deren Stollen schon Dutzende Männer gestorben sind.«
    Â»Nicht Dutzende, Erhabener. Nicht Dutzende … Das ist etwas anderes. Diese Arbeit ist unser Leben. Aber das hier …« Er zuckte mit den Achseln. »Das hier ist ein dunkler Ort.«
    Artax sah sich die Bilder an, die auf die Wände geschmiert waren. Die meisten zeigten kämpfende Männer. Seltsam für einen Holzfäller, der vermutlich niemals an einer Schlacht teilgenommen hatte. Es waren Männer, die mit Äxten aufeinander einschlugen
oder sich mit langen Messern durchbohrten. Obwohl wenig kunstvoll ausgeführt, waren die Zeichnungen von beklemmender Grausamkeit. Sie zogen ihn in ihren Bann, als sei er selbst Zeuge dessen, was die Bilder zeigten. Artax entdeckte ein Bild, auf dem zwei Männer einen dritten an Armen und Beinen festhielten. Ein vierter war dazugetreten und hatte damit begonnen, dem Wehrlosen Glieder abzusägen. Angewidert wandte Artax sich ab. Und dann begriff er! Das war keine Schlacht. Die Äxte und Messer. Die Säge! Die Bilder zeigten Holzfäller, die miteinander kämpften! Was war dort oben in den Bergen geschehen?
    Aufmerksam musterte er Bild für Bild an den Wänden und suchte nach einem Schlüssel zu dem Rätsel. Es schien, als hätten sich die Holzfäller und Köhler gegenseitig bekämpft, doch nichts wies darauf hin, warum sie es getan haben könnten. Nah am Kaminschacht entdeckte er ein Bild, das ganz anders war. Es zeigte ein großes, etwas unregelmäßiges V, auf dessen Schenkeln grob skizzierte Fichten zu erkennen waren. Das untere Drittel war fast vollständig schwarz, bis auf einen verschwommenen Fleck in gelblichem Grün. Obwohl er konturlos war, schien es, dass der Verrückte besondere Sorgfalt darauf verwandt hatte, den Fleck zu malen. Er hatte es geschafft, den Eindruck zu erwecken, dass dieses Licht aus dem Dunkel herausfloss.
    Je länger Artax die Zeichnung betrachtete, desto unwohler fühlte er sich. Das Licht weckte halb vergessene Erinnerungen an Geschichten, die sich die Siedler in der Neuen Welt erzählt hatten. Geschichten um plötzliche Tode und unerklärliche Gewaltausbrüche. Die Grünen Geister!
    Aber es gab sie nicht hier in Aram! Hier war man in Sicherheit! Dies war die Welt der Menschen, und die Devanthar, ihre Götter, hielten solche Schrecken fern!
    Artax richtete sich auf. Jitro stand noch immer in der Tür.
    Â»Gibt es unter deinen Arbeitern jemanden, der schon mal in der Neuen Welt war?«
    Â»Nein.« Der

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