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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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welche Stimme diesen Quälgeist beherrschte, aber wenn Artax selbst eines Tages ein Teil von ihnen wurde, wäre er vielleicht nur einer von vielen und würde sich nicht durchsetzen können. Also hatte er beschlossen, Aaron schon zu seinen Lebzeiten seine eigenen Gedanken einzupflanzen, indem er sie immer und immer wieder wiederholte.
    Â»Unsterblicher!« Der gehetzte Ruf schreckte ihn aus seinen Gedanken. Juba war ein Stück vorausgeritten und kam ihnen entgegengeprescht. Er winkte. Etwas stimmte nicht! Die anderen zügelten ihre Pferde.
    Â»Erhabener!« Der Krieger parierte seinen großen Hengst und brachte ihn neben ihm zum Stehen. Das Tier versuchte auszubrechen und Juba musste ein weiteres Mal hart an den Zügeln ziehen, um es stillzuhalten. »Herr, dort im Tal … Ihr solltet mit mir kommen. Allein!« Leise fügte er hinzu. »Wir dürfen hier nicht lagern. Schickt die anderen zurück. Weit zurück!«
    Â»Warum?«
    Â»Wir können das hier jetzt nicht besprechen. Vertraut mir! Tut es einfach, Herr! War ich Euch jemals ein schlechter Diener?«
    Artax war klar, dass jedes Zögern einer Beleidigung gleichkam. Er wandte sich im Sattel um und rief nach seinem Hofmeister. »Datames! Verlass mit dem Gefolge das Tal und dann reitet noch mindestens eine Meile. Vorher dürft ihr kein Lager aufschlagen.«
    Du kannst es dir leisten, deine Diener zu beleidigen. Sie werden es dir aus Angst um ihr Leben nicht nachtragen.
    Â»Aber, Erhabener …«, protestierte der Hofmeister. Er war der einzige Mann ohne Bart in seinem Gefolge und wirkte mit seinem
fein geschnittenen Gesicht, den eleganten Kleidern und dem goldfarbenen Haar weibisch, aber er versah seinen Dienst gut. Nichts geschah am Hof des Unsterblichen, um das er nicht wusste. Und Artax schätzte es sehr, dass ihm sein oberster Hofbeamter viel Arbeit und Ärger vom Hals hielt.
    Â»Es ehrt dich, dass du an meiner Seite bleiben möchtest, aber ich bin ein Unsterblicher und du nur ein Mensch.« Er hob die Stimme, sodass alle ihn hören konnten. »Ich wäre euch ein schlechter Anführer, wenn ich euch an einen Ort mitnehmen würde, der für Menschen nicht geschaffen ist. Was hier zu tun ist, ist allein meine Pflicht. Nun geht! Und eilt euch! Schon greifen die Schattenfinger der Nacht nach dem Tal! Wenn ich binnen drei Tagen nicht mit Juba zurückkehre, ruft den Löwenhäuptigen. Denn dann wird Aram einen neuen Herrscher brauchen.«
    Einige seiner Krieger widersprachen heftig und erinnerten ihn an ihre Eide. Artax dachte, dass sie nicht wirklich vor ihm niedergekniet waren. Und wenn sie wüssten, dass er nichts als ein einfacher Bauernsohn war … Schließlich schickte er sie fort, und er wusste, dass die meisten von ihnen insgeheim erleichtert waren. Als der Tross verschwunden war, saß Artax wieder auf. Sein Schimmel schnaubte. Obwohl die Abenddämmerung noch fern war, war die Sonne bereits hinter den steilen, mit schwarzen Fichten bewaldeten Berghängen verschwunden. Weiter vorn verengte sich das Tal zu einer Klamm. Dort herrschte bereits Finsternis.
    Kein Vogelruf hallte aus den Wäldern. Der dumpfe Schlag der Hufe auf dem felsigen Grund war das einzige Geräusch, das sie begleitete.
    Artax’ Rechte glitt über den Knauf seines Schwertes. Er hielt den Blick fest auf die dunkle Klamm gerichtet. Der schmale Weg, dem sie folgten, führte geradewegs in die Finsternis.
    Wir sollten nicht dorthin gehen. Der Ort ist nicht geheuer.
    Â»Angst?«
    Juba drehte sich im Sattel um. »Wenn ich ehrlich bin, ja«, sagte er, ohne zu ahnen, dass sein Herr gar nicht ihn gemeint hatte.
Manchmal sprach Artax Gedanken, die nur für Aaron bestimmt waren, versehentlich laut aus. Er war damit schon öfter bei Hof aufgefallen. Aber natürlich wagte es niemand, ihn auf diese neue Marotte anzusprechen.
    Â»Ihr werdet gleich sehen, wovor ich mich fürchte. Wir sind fast dort.« Plötzlich schwenkte Juba nach links ab und hielt auf eine Stelle zu, in der sich das Wasser eines kleinen Bachs in einem Felsbecken staute. Die Fichten dort hatten ihre unteren Äste verloren. Artax entdeckte ein totes Pferd, das an einen der Fichtenstämme gezäumt war. Ein Stück weiter lag ein zweites. Sein Schimmel scheute und Jubas Pferd schnaubte ängstlich. Der stämmige Kriegsmeister schwang sich aus dem Sattel, schlang die Zügel seines Hengstes um einen Stamm und Artax tat

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