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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nach Aarons letzter Reise in die Neue Welt in den Harem eingezogen. Sie schien durch die Art, wie die Frauen der Ischkuzaia sich schminkten, beeinflusst zu sein.
    Ayas Schönheit war nicht ganz verflogen, dachte er, doch hatte sie in dieser Nacht einen weiten Schritt auf dem kurzen Weg genommen, der die Menschen von der Geburt zum Grab führte. Es war seltsam mit den Menschen. Sie hatten nicht gelernt, würdevoll zu altern. Ganz anders als die Elfen. Bei den Menschenkindern war das Altern Verfall. Ein Sichannähern an das, was mit ihnen im Grab geschehen würde. Anfangs war ihm das sehr fremd gewesen, doch über die Jahre hatte sich Talawain daran gewöhnt, dass der faulige Geruch des Todes sich hier schon bei den Lebenden einnistete.
    Aya schlief. So voller Unschuld und Leidenschaft war sie gewesen. Und gehorsam. Fast hätte sie seine Ohren berührt, die er unter dem Stirnband wohl verbarg. Daimonenohren nannten die Menschen sie. Talawain wusste, dass ihn ein grausamer Tod erwartete, wenn sie entdeckten, wer er wirklich war. Wenn er Glück
hatte, würden sie ihn nur totprügeln, waren sie aber besonnen, würden sie ihn an einen der Devanthar ausliefern. Die Kleine war seinem Geheimnis nähergekommen, als gut für ihn war. Ihre Anspielung vom magischen Licht des Mondes hatte er sehr wohl verstanden. Sie musste ihn gesehen haben, als er zur Prüfung dieser jungen Elfe aus der Weißen Halle gerufen worden war. Er musste vorsichtiger sein.
    Er seufzte leise. Er konnte Aya nicht hierbehalten. Was sollte er ihr sagen, wenn sie in einen der kleinen bronzenen Handspiegel blickte? Auch durfte niemand sie hier sehen. Wenn man eine flüchtige Haremsdame in seinen Gemächern fand, war sein Leben verwirkt. Sicherlich, er würde sich eine Zeit lang seiner Haut erwehren können. Auch wenn er nur ein Elf der Blauen Halle war und keiner jener Todesbringer, wie sie in der Weißen Halle ausgebildet wurden, so war er den Menschen doch überlegen. Aber wie weit würde er kommen? Auf sich allein gestellt in einem Palast, in dem es Hunderte Wachen gab? Und welchen Schaden würde ihre Sache nehmen, wenn er die Stellung als Hofmeister aufgeben musste? So viele Jahre hatte es ihn gekostet, in den Palast zu gelangen. Bestimmt könnte er noch ein Jahrzehnt bleiben, bevor es auffiel, dass er nicht alterte. Wenn er geschickt war, und sein Gaukelspiel vervollkommnete, mochten es vielleicht sogar zwei Jahrzehnte werden.
    Ganz sachlich betrachtet, konnte er keinen Gewinn mehr aus Aya ziehen. Sie war wie ein ausgelesenes Buch. Aya hatte nicht einmal bemerkt, wie er während des Liebesspiels seinen Zauber gewoben hatte, um all ihr Wissen zu trinken. All die kleinlichen Intrigen, die hinter den Haremsmauern gesponnen wurden, waren ihm nun wohlbekannt. Und der Verdacht, den Aya gegen den Unsterblichen hegte. Talawain wusste jetzt um die Dinge, die nur die Geliebten des Unsterblichen zu ergründen vermochten. Längst hatte er vermutet, dass die Devanthar gelegentlich die allmächtigen Herrscher der Sieben Reiche austauschten. Nun hatte er Gewissheit.

    Er hatte noch ihren Geschmack auf den Lippen. Salzig, mit einem Hauch von Blütenölen. Nein, dachte er, es war unangebracht, sentimental zu sein. Sie hatte sich bei ihm eingeschlichen. Sie hatte ihm keine Wahl gelassen. Und doch – war sie zu ihm gekommen wie ein kleiner, aus dem Nest gefallener Vogel. Er hatte ihn aufgehoben – und nun würde er nie mehr in sein Nest zurückkehren können. Nun haftete ihm der falsche Geruch an. Die Alten würden ihn aus dem Nest werfen. Oder seine Brutgeschwister. Aya konnte nicht mehr zurück in den Harem. Die Veränderungen waren zu offensichtlich. Sie würde über das sprechen, was ihr geschehen war. Sie hätte gar keine Wahl. Und hierbleiben konnte sie auch nicht.
    Talawain seufzte. Er hatte Gefallen an dem Liebesspiel mit ihr gefunden. Mehr als erwartet. Es war lange her, dass er sich eine Menschenfrau ins Bett genommen hatte. Menschen und Elfen waren zu verschieden und sollten einander nicht paaren. Aber vielleicht war er auch schon zu lange hier, wenn er aus einer solchen Liebesnacht mit Gefühlen der Wehmut und des Mitleids erwachen konnte.
    Leise murmelte er ein Wort der Macht und strich dabei über Ayas Haar. Trocken und spröde fühlte es sich jetzt an. Er konnte ihr nicht mehr zurückgeben, was er ihr genommen hatte. Er war vorsichtig gewesen. Und doch waren

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