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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihr viele Jahre verloren gegangen … Zu viele. Traurig strich er über ihre eingefallenen Wangen, die dünnen, flatternden Lider. Er hatte diesen Zauber einst von Lyvianne erlernt, vor langer Zeit, als sie ihn zu ihrem Geliebten erwählt hatte. Sie hatte ihm nicht sagen wollen, wer ihr Lehrer gewesen war. Eine der Himmelsschlangen wahrscheinlich. Sie liebten ihre Drachenelfen und beschenkten sie mit geheimem Wissen. Er hatte nie verstanden, warum Lyvianne ihn damals verlassen hatte. So plötzlich. Ohne einen Streit. Ohne Grund. Zwei Jahre lang war sie wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Als sie wieder in die Weiße Halle zurückgekehrt war, war sie abweisend gewesen. So als hätte es ihre Liebesnächte niemals gegeben. Sie
hatte ihn spüren lassen, dass er nur ein Meister der Blauen Halle war und kein Drachenelf.
    Talawain lächelte melancholisch. Nur der Zauber war ihm geblieben. Ein Zauber der falschen Liebe, süß und tödlich, wenn er um Menschenkinder gewoben wurde. Er nutzte ihn nur selten. Er war zu verräterisch, auch wenn er in einer Nacht mehr Wissen schenkte, als man sonst in vielen Jahren zu erlangen vermochte. Er seufzte und betrachtete Aya. Sie wäre ihm gewiss treu geblieben. Aber ihre Liebe hätte nicht bestehen können. Niemals.
    Wieder strich er ihr übers Haar, liebkoste sie zärtlich, bis sie erwachte. »Komm, meine Liebe.«
    Gehorsam richtete sie sich auf. Ihr Blick war verhangen, diesseits des Schlafs und doch nicht wirklich wach.
    Â»Komm«, sagte er entschieden. »Komm mit mir.«
    Talawain griff nach ihren Kleidern. Er selbst hatte sich längst angekleidet.
    Sie gehorchte, ohne ein Wort zu sagen. Schweigend traten sie in den Garten. Eine Leiter lag hinter üppigem Buschwerk verborgen. Er stellte sie auf.
    Das Licht der Sterne vermochte die Dunkelheit nicht vom Hof zu verbannen. Talawain öffnete sein Verborgenes Auge. Er sah die Kraftlinien, das wundersame Netz der Magie, das alles miteinander verband. Er konzentrierte sich, suchte nach den Worten des Verbergens und des Dunkels. Er veränderte die magische Matrix. Ließ das Licht der Sterne sie beide nicht berühren und wob einen Mantel fließender Schatten, der sie umfing.
    Â»Steig die Leiter hinauf, meine Schöne, und zeig mir den Weg, auf dem du gekommen bist.«
    Der Zauber umgab sie wie ein dünner Gazeschleier. Er verwischte ihre Gestalt, ohne ein unförmiger, dunkler Klumpen zu sein, der die Aufmerksamkeit der Wachen fast genauso sicher erregt hätte wie eine nackte, stocksteif aufrecht gehende Frau.
    Auch Talawain hatte sich mit einem Zauber belegt. Er folgte Aya auf das Dach. Sie stieg mit schlafwandlerischer Sicherheit
auf eine der Mauern hinab. Er sollte diese Mauern mit Tonscherben sichern lassen!
    Sie führte ihn hinauf auf eines der flachen Palastdächer. Talawain blickte zu den Wachen auf den Mauern und fluchte stumm. Sie beobachteten, was außerhalb des Palastes geschah! Auf eine Bedrohung von innen waren sie nicht vorbereitet. Auch wenn er ein Spitzel war, nahm er seine Aufgabe als Hofmeister sehr ernst. Er wusste um die Nachricht, die Aaron bei diesem unheimlichen Tal erhalten hatte. Darum, dass der Krieg mit Luwien bereits in vollem Gange war, auch wenn es noch mehr als zwei Jahre dauern würde, bis die Armeen in der Ebene von Kush aufeinandertreffen sollten. Sie waren an einer Stelle angegriffen worden, an der selbst er es nicht vermutet hätte.
    Talawain folgte Aya über eine weitere Mauer auf ein zweites Dach und ließ sie bis etwa zur Mitte gehen. »Halt!«
    Mit raschen Schritten schloss er zu ihr auf. Er vermochte durch den Schleier aus Dunkelheit zu blicken. Als der Zauberweber, der dieses Blendwerk erschaffen hatte, war er gegen die Täuschung gefeit. Sie blinzelte in seine Richtung.
    Â»Bist du das, Geliebter? Ich kann dich nicht richtig sehen.« Aya machte eine fahrige Bewegung, als wolle sie einen Schleier zurückziehen. »Wo sind wir?«
    Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. »Du wolltest dem Harem entfliehen, meine Liebste. Ich werde dir helfen, ihm auf immer zu entkommen. Nie wieder soll die Angst vor den Intrigen der anderen Konkubinen dir die Nachtruhe rauben. Nie wieder wirst du einsam sein.«
    Sie schluchzte leise. »Danke«, hauchte sie in sein offenes Haar. »Danke.«
    Er küsste sie. Ihre salzigen Tränen benetzten seine Lippen. Talawain atmete schwer. Es galt

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