Drachenelfen
Fackelkreis und der Hagere zog weiter, um sich jemand anders für seine Wetten zu suchen.
Dem blonden Krieger hatte man inzwischen wie angekündigt die Linke auf den Rücken gebunden. In seiner Rechten hielt er ein Schwert mit Bronzeklinge. Die Schneide war schartig, die Waffe nicht gut gepflegt. Ganz anders als die Rüstung des Goldenen. Wahrscheinlich war es nicht sein eigenes Schwert. Artax ahnte, dass man diese Klinge ausgewählt hatte, damit sie brach.
Unter allgemeinem Gejohle trat der Herausforderer in den Kreis. Ein junger Krieger mit langem, sorgsam geöltem Haar, dem gerade der erste Flaum auf den Wangen wuchs. Aber er war groà und durchtrainiert. Wie um seinen Gegner zu verhöhnen, war er nur mit Schild und Schwert bewaffnet und verzichtete auf jegliche Rüstung. Eine grässliche Grimasse zierte den Schild, ein dämonisches Antlitz mit wallendem Schlangenhaar und heraushängender Zunge. Artax vermochte kaum den Blick von diesem Bild zu wenden. Vielleicht war der Schild verzaubert? Er hatte von so etwas schon gehört. Von Bildern, die von der Klinge ablenkten, die hinter dem Schild lauerte.
Licht spiegelte sich auf dem geölten Leib des jungen Kriegers. Er hob seine Waffe zum Himmel. »Freunde, seht zu, wie ich den Mörder meines Bruders richte! Und wenn das Bluthandwerk vollbracht ist, kommt und trinkt mit mir. Ich habe eine Galeere voller Weinamphoren aufgebracht. Lasst den Wein in Strömen flieÃen, sobald ich diesem Hund die Kehle durchgeschnitten und ihn meinem Bruder als Diener in die ewige Nacht geschickt habe.«
Die Rede des jungen Kriegers wurde begeistert aufgenommen und die Jubelrufe nahmen erst ein Ende, als ein älterer Mann mit halb ergrauten Schläfenzöpfen in das Rund trat. Sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, seine Armmuskeln knotig wie altes Wurzelwerk, und die Haut verwittert und schlaff. Dennoch strahlte er eine Autorität aus, die die Menge ohne Worte zum Schweigen brachte.
»Hast du noch letzte Worte, Volodi?«, fragte der Alte.
Der Blonde betrachtete seinen jüngeren Herausforderer. »Ich stehe hier, weil ich nicht bin ein Mörder. Bin ich ein Krieger! Darfst du mich angreifen drei Mal, Aigolos. Ich nicht werde schlagen dich. Aber wenn dann noch nicht tot, ich schneiden dir Herz aus Brust. Machen schnell. Wirst haben nicht viel Schmerzen, Jüngelchen. Ganz wie Bruder.«
»Im Morgengrauen nagele ich deinen Kopf an den Vordersteven meiner Galeere, Schwätzer!«
Artax fand die Entgegnung des Jüngeren etwas schwach. Ob er wohl besser kämpfte als fluchte?
»Die Zeit zu reden ist vorbei«, rief der Alte mit volltönender Stimme. »Nun lasst die Klingen sprechen, auf dass die Götter entscheiden mögen, wem ihre Gunst gehört.« Er zog sich aus dem Fackelkreis zurück und kaum, dass er sich wieder zur Menge gesellte, schnellte Aigolos vor, um Volodi die Klinge durch den Hals zu treiben.
Der Blonde wich aus. Der Schwertstoà verfehlte ihn nur knapp. Er wirkte ein wenig unbeholfen, fand Artax. »Eins«, rief Volodi so
laut, dass man ihn wohl noch auf den obersten Terrassen der verlassenen Stadt hören musste.
In Aigolosâ Augen trat ein gehetzter Ausdruck. Er hob den Schild und verwehrte seinem Gegner so den Blick auf sein Schwert. Den Drusnier schien das nicht sonderlich zu beeindrucken. Mit leicht federnden Knien stand er in der Mitte des Fackelkreises und erwartete den nächsten Angriff.
Aigolos bewegte sich langsam am äuÃeren Rand des Kreises entlang. Sein Lauern erinnerte Artax an die Löwen in seinem Palast, die auch manchmal stundenlang am Rand der groÃen Grube entlangstrichen.
Volodi drehte sich, ohne den Jungen aus den Augen zu lassen. Plötzlich schnellte Aigolos vor und versuchte, den Drusnier mit dem Schild niederzustoÃen. Krachend schlugen die beiden Kämpfer gegeneinander. Volodi war stark, und er trotzte dem Angriff. Die Schildkante stieà hart gegen seinen Bronzepanzer. Den SchwertstoÃ, der auf seine Kehle zielte, lenkte er mit der rechten Armschiene ab, statt seine Waffe zur Parade zu nutzen.
»Zwei«, rief Volodi laut.
In der ganzen Bucht war kein Laut zu hören. Nur das Keuchen des Aigolos durchschnitt die Nacht. Schweià stand dem jungen Krieger auf der Stirn. SchweiÃ, der nicht von körperlicher Anstrengung stammen konnte.
Aigolos trat in den Sand, sodass dieser seinem Gegner ins Gesicht spritzte. Der
Weitere Kostenlose Bücher