Drachenelfen
Sollen eure toten Leiber keinen Frieden finden und sich aus den Gräbern erheben, um Sühne zu tun.«
Er machte eine weit ausholende Geste mit dem Schwert. »Ihr alle habt euer Recht auf Freiheit verwirkt! Ihr seid mein!« Er schwang sein Schwert zur Seite und wollte auf den Goldenen deuten, als etwas mit schrillem Klirren über die Klinge schrammte. Ein Pfeil fiel vor seine FüÃe.
Stille senkte sich über die weite Bucht. Der Pfeil vor seinen FüÃen hob sich überdeutlich vom hellen Sandboden ab. Plötzlich fühlte Artax sich schwach. Sein Zorn war verraucht. Wieder spielte grünes Licht um die Klinge seines Schwertes. Einen Herzschlag lang nur, dann war es verschwunden.
»Seid ihr von Sinnen?«, ertönte Jubas tiefe Stimme. »Glaubt ihr wirklich, ihr könnt ihn töten? Kennt ihr nicht die Geschichten über Aaron, den Unsterblichen? Den Mann, der aus dem Himmel fiel und überlebte? Dem Mann, der sich ganz allein den Geistern der Unterwelt stellte? Aaron ist ein Gott unter Menschen, ihr Narren! Ein Gott! Glaubt ihr, es gäbe auf dieser Insel eine Waffe, die ihn verwunden könnte? Habt ihr gesehen, wie er den Pfeil, der auf seine Brust zielte, einfach zur Seite schlug? Habt ihr es gesehen, ihr Würmer? Welcher Sterbliche vermag so etwas zu tun? Und wer von euch hat Kraft genug, sich einem Unsterblichen zu widersetzen? Ich will den Kopf des Bogenschützen. Sofort!
Und dann unterwerft ihr euch. Vielleicht wird mein Herr dann eines Tages seinen Bannfluch von euch nehmen. Vielleicht aber gefällt es ihm auch, noch in dieser Nacht jeden Einzelnen von euch zu erschlagen und eure Seelen als Diener der toten Seeleute und Ruderer in die Unterwelt zu schicken. Entscheidet euch schnell, denn Aaron ist kein Mensch, wie ihr es seid. Er ist ein Unsterblicher! Der Herr aller Schwarzköpfe! Und ich sage euch, er ist unmäÃig, in seinem Zorn wie in seiner Gnade.«
Die Wirkung der Rede war erstaunlich. Zu Hunderten warfen sich die Piraten zu Boden. Artax aber hatte immer noch weiche Knie. Es war verrückt gewesen, hierherzukommen. Er trug keine Rüstung, der Pfeil hätte ihn töten können. Selbst wenn er nur verwundet worden wäre, hätte dies das Ende bedeutet. Die Piraten wären über sie hergefallen und hätten sie niedergemacht. Und jetzt krochen diese Mörder zu seinen FüÃen und küssten den Saum seiner nach fauligem Fisch stinkenden Tunika.
Erstaunlich, Bauer. Wirklich erstaunlich. Ich frage mich, wie lange dein Glück noch währt.
Das fragte sich Artax auch. Was war geschehen, dass der Pfeil ihn nicht hatte erreichen können? Lag es am Schwert oder hatte er einfach nur unglaubliches Glück gehabt? Später, dachte er. Er würde später darüber brüten. Jetzt waren andere Dinge wichtiger.
»Zurück!«, herrschte Juba die Männer an. »Keiner von euch ist es wert, dass der Unsterbliche ihn auch nur anblickt! Zurück, ihr Abschaum des Meeres!«
»Du solltest ihnen sagen, was sie zu tun haben«, flüsterte Juba ihm zu. »Sie brauchen eine Aufgabe ⦠Sie müssen wissen, welches Schicksal du ihnen bestimmst. Ungewissheit macht rebellisch.«
Artax hatte keine Ahnung, was er mit tausend Piraten anfangen sollte. Hatten sie es verdient zu leben? Konnte er sie als Waffe gegen Muwatta einsetzen? »Euer aller Leben ist verwirkt, Mörder! Ich halte es in meiner Hand! Doch ihr könnt euer Leben und eure Freiheit zurückgewinnen. Drei Mal werdet ihr für mich kämpfen, wo andere Krieger den Kampf fürchten. Wer einen Kampf für
mich erfolgreich besteht, dem werde ich als Lohn eine Münze aus Zinn geben. Münzen, die eigens an meinem Hof geprägt werden. Sie sollen euch an eure Untaten erinnern. Volodi, den einzigen Gerechten unter euch, bestimme ich zu eurem Heerführer. Wer vor mich tritt, mir drei Zinnmünzen bringt und Volodis Fürsprache hat, der ist frei. Ihr werdet Sold erhalten wie meine anderen Krieger, aber ihr habt nicht dieselben Rechte wie sie. Von euch erwarte ich, dass ihr die ersten im Kampf seid und die letzten beim Rückzug.« Er machte eine Pause und blickte über die Männer, die sich seiner Gnade ausgeliefert hatten. Die er seiner Gnade ausgeliefert hatte. Ein Anflug von Ãbelkeit kam über ihn, doch er drängte das schlechte Gewissen fort. Aaron schwieg, aber Artax wusste auch so, was er sagen würde â gut so, Bauer.
Artax
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