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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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jemand durch dieses Tor gegangen ist, aber ich glaube nicht, dass es die Herrin dieses Hains war. Sie hat Albenmark geliebt. Sie wäre nicht davongelaufen!«
    Â»Und wenn sie doch der Versuchung erlegen ist?« Nandalee vermochte kaum den Blick von diesem Licht abzuwenden.
    Â»Nein!«, entgegnete der Dunkle überraschend heftig. »Nicht sie! Ein fremder Zauber ist hier gewoben worden. Seinen Nutzen vermag ich nicht zu ergründen, aber ich spüre deutlich, dass etwas hier nicht stimmt.«
    Nandalee dachte an Gonvalon. Obwohl er sie in jener Nacht, als sie aus der Blauen Halle zurückgekehrt waren, an den Goldenen verraten hatte. Sie hatte sich so sehr nach ihm gesehnt, als sie vor der Weißen Halle gestanden hatten. Gerade erst hatte sie sich für ihn aufgeopfert, darauf verzichtet, eine Meisterin in der Blauen Halle zu sein. Und was hatte er getan? Er war zu seinem Drachen geeilt, statt mit ihr zu verweilen. Ob er auch verraten hatte, was seitdem geschehen war? Ihr Herz sagte ihr, dass ihre Liebe sein Geheimnis geblieben war. An ihrem Verstand aber nagte der Zweifel. Sie wollte ihn wiedersehen! Entschieden wandte sie sich von dem silbernen Licht ab.
    Ein vertrocknetes Blatt fiel ihr auf. Braunrot hob es sich vom satten Grün eines sommerlichen Haselbuschs ab. Sie betrachtete den Busch näher. Der Blattstängel war geknickt worden. Nur dieser
eine. Sie spähte zwischen den Ästen hindurch. Ein Stein lag im Laub des Vorjahrs. Mit spitzen Fingern holte sie ihn unter dem Busch hervor und entdeckte darauf einen braunen Fleck. Sie witterte, leckte sogar daran.
    Â»Was ist das, edle Fährtenleserin?«
    Â»Eingetrocknetes Blut. Du hast recht; diese Lichtung ist nicht so friedlich, wie es scheint.«
    Â»Wie konntet Ihr den Stein finden?«
    Sie deutete auf das rotbraune Blatt. »Ein einzelnes welkes Blatt passt nicht in einen vollkommenen Sommer.« Mit diesen Worten gab sie ihm den Stein.
    Auch der Dunkle schnupperte daran. Er sagte nichts. Stattdessen ging er zurück zum Albenstern. Nandalee sah sich noch einmal um. Sie konnte nichts Verdächtiges mehr entdecken. Keine Fährte im Gras. Es richtete sich schnell wieder auf. Nichts.
    Der Drache hatte auf sie gewartet. »Jemand ist durch diesen Albenstern gegangen. Ich konnte das schon bei meinem ersten Besuch hier spüren. Es muss allerdings schon etliche Monde her sein. Ich werde versuchen, dieser Spur zu folgen. Die Aussichten auf einen Erfolg sind jedoch gering.«
    Â»Und was mache ich? Soll ich etwa hierbleiben? Wir haben einen Pakt, dachte ich.«
    Er sah sie lange an. So lange, dass Nandalee bewusst wurde, wie unangemessen ihr Tonfall gewesen war. Sein Blick war schwer zu deuten. Etwas stimmte nicht mit ihm, aber sie kam nicht darauf, was es sein könnte.
    Â»Ich will Euch nicht in Gefahr bringen, Dame Nandalee«, sagte er schließlich.
    Â»Bei allem Respekt«, sagte sie nun ein wenig demütiger, »aber sehe ich aus wie jemand, der für ein Leben an einem Ort vollkommener Harmonie geschaffen wurde? Lieber setze ich mich einer ungewissen Gefahr aus als der Gewissheit tödlicher Langeweile. «
    Er wirkte nachdenklich. Sie konnte nur ahnen, wie weit fort er
in Gedanken war. »An diesem Ort lebt eine Albe, Dame Nandalee«, brach er endlich das Schweigen. »Sie ist ganz anders als ich. Es ist schwer zu beschreiben, aber in ihrer Gegenwart gibt es keine Düsternis, keine Traurigkeit, keinen Zorn. Sie ist …« Er hob um Worte ringend die Hände. »Sie ist, als sei das unbeschwerte Lied einer Nachtigall zu Macht geworden.«
    Nandalee runzelte die Stirn und zuckte vor Schmerz zusammen. Der Wundschorf ihrer Augenbraue war eingerissen.
    Â»Ich mache mir Sorgen um sie. Es ist ganz und gar nicht ihre Art, diesen Ort zu verlassen. Ich muss herausfinden, wer hier war. Wer sie dazu gebracht hat, den Platz, der ihr am liebsten war, zu verlassen.«
    In seinen Worten schwang ein beklemmender Unterton. Fürchtete er, dass der Albe etwas zugestoßen war? Einer der Schöpferinnen Albenmarks? Nein, das war ausgeschlossen, dachte Nandalee. Wer könnte einer Albe schon gefährlich werden! Und doch war der Drache unverkennbar in tiefer Sorge.
    Â»Ich komme aus einer Sippe von Jägern«, sagte sie behutsam. »Wir sind Einzelgänger, aber wenn die Sippe in Gefahr ist, dann ordnen wir uns unter. Wir stehen zusammen und gehorchen dem Wort des Ältesten, bis die Gefahr gebannt

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