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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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großen Festgelage auf eine Dachterrasse des Palastes geladen. Von hier aus hatte man den besten Blick auf die Zikkurat, die Stufenpyramide, auf deren Spitze jener
kleine, weiße Tempel stand, in dem die Himmlische Hochzeit vollzogen wurde. Es gab keine Wände. Nur vier plumpe Säulen, die ein leichtes Dach stützten. Alle sollten Zeugen sein, wie der Unsterbliche das Ritual vollzog. Barbarisch! Selbst für die Verhältnisse von Menschen, dachte Talawain.
    Genauso barbarisch wie die plumpe Beleidigung, die ihre Unterbringung darstellte. Aaron und sein Gefolge waren in Schilfbündelhallen auf dem Hof des Palastes einquartiert. Vordergründig hieß es, man habe keine Zeit gehabt, für den überraschenden Besuch angemessene Quartiere zu finden. Schilf war zu zehn Schritt langen Bündeln zusammengebunden, die man zu Bögen krümmte und an Holzpflöcken im Boden verankerte. Viele dieser Bögen hintereinander bildeten eine Halle. Dicht an dicht standen siebzehn solcher Hallen im weiten Palasthof. Einige der niederen Diener aus Aarons Gefolge waren notdürftig in Ställen untergebracht. Die Schilfbündel waren mit Duftölen durchtränkt worden, was Talawain nicht als Bereicherung empfunden hatte. Man hatte zu sehr übertrieben! Drückte man fest gegen das Schilf, sickerte Duftöl von schlechter Güte hervor. Rosenöl und andere Duftstoffe waren mit billigem Olivenöl gestreckt worden. Die Duftnote, die sich daraus ergab, war wahrlich unverwechselbar. In keiner der Hallen konnte Talawain länger verweilen, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Allerdings schienen die Menschen unempfindlicher zu sein.
    Unruhig schweifte Talawains Blick über die Palastterrasse. Der Elf konnte die Anwesenheit von mindestens zwei Devanthar spüren. Zu sehen vermochte er sie jedoch nicht. Vielleicht hatten sie Menschengestalt angenommen.
    Die Devanthar waren vollendete Täuscher – und sie waren in seinen Augen nicht nur Feinde. Er hatte auch Respekt vor ihren Fähigkeiten. Und gerade deshalb wollte er nicht hier sein. Es war unvernünftig und gefährlich, denn er wusste, wie unendlich sie ihm überlegen waren. Am Hof Aarons war es ihm bisher stets geglückt, sich im Hintergrund zu halten, wenn der Löwenhäuptige
anwesend war, aber hier, während dieses bedeutenden Festes, war es so gut wie unvermeidlich, einem Devanthar unter die Augen zu kommen.
    Talawain nippte lustlos an seinem Wein. Er wurde in kitschigen, mit Edelsteinen besetzten goldenen Bechern serviert. Man konnte ihnen ansehen, dass sie vor allem teuer sein sollten. Von Schönheit und ästhetischer Komposition hatten diese Wilden keine Ahnung. Der Hofstaat Muwattas war ein Grauen. Überall wurde mit Gold und Reichtum geprotzt. Daran allein war ja nichts Verwerfliches, aber die Menschen verstanden es einfach nicht, dass weniger manchmal mehr war. Nicht überbordende Fülle erfreute das Auge. Sie verwirrte nur. Ein Kunstwerk brauchte Raum, um zur Geltung zu kommen.
    Aarons Palast war unvergleichlich viel schöner gestaltet, denn er war sein Werk. Viele Jahre lang hatte er langsam Überflüssiges verschwinden lassen und gelegentlich ein neues Kunstwerk aufgestellt. Eine Skulptur von den Nomaden von jenseits der Glaswüste, eine bemalte Vase aus den Werkstätten Trurias. Der Unsterbliche des Großreiches Valesia hatte angeblich einen erlesenen Geschmack. Es gab Gerüchte, dass er schon seit vielen Jahren an einer Weißen Stadt bauen ließ, die tief in den Bergen verborgen lag. Selinunt hieß sie, und sie sollte ganz und gar aus Marmor errichtet sein. Er würde diesen Ort gerne einmal sehen. Wahrscheinlich würde er enttäuscht werden, aber er war neugierig. Gewiss war Selinunt schöner als Isatami, die Hauptstadt der Geschmacklosigkeiten!
    Talawain blickte zu der Zikkurat. Die turmhohe Stufenpyramide war ganz mit meergrün glasierten Ziegelsteinen verkleidet. Ziegelreliefs mit Bildern der geflügelten Göttin und des unsterblichen Muwatta hoben sich goldgelb ab. Tausende Öllämpchen standen an den Kanten der Terrassen der Pyramide und auf den Stufen der Treppe, die hinauf zum kleinen Tempel führte. Im Licht der Lämpchen sah das Bauwerk fast schön aus. Priesterinnen in weißen Gewändern, eskortiert von kahl geschorenen Eunuchen,
die Fackeln trugen, stiegen die große Treppe hinab. Sie hatten das Bett für die Himmlische Hochzeit

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