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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihn in seiner ersten Nacht als Aaron besucht hatten. Er hatte sie gemocht. Sie war frech und lebhaft gewesen. Nicht so unterwürfig und vorsichtig wie die meisten der anderen Frauen des Harems. Datames hatte ihm von Ayas Schicksal erzählt. Sie war aus dem Harem entflohen, doch als sie erkennen musste, dass sie wohl niemals dem Palast entkommen könnte, hatte sie sich in die Löwengrube gestürzt. Wenn sie ihm doch nur etwas gesagt hätte! Längst schon wollte er den Harem auflösen. Ihr Tod war so sinnlos gewesen. Er hätte sie für den Fluchtversuch nicht bestrafen lassen.
    Ihr Lachen klang ihm noch immer im Ohr.
    Er wandte den Blick nach vorn — Muwatta war nur noch weniger als hundert Schritt entfernt. Artax zügelte die Pferde und stieg vom Wagen. Auch ihn hatte Datames gelehrt, wie man mit mehr Anmut schritt. Er hatte Wasserkrüge auf dem Kopf balancieren müssen, um seine Haltung zu verbessern. Und er hatte reichlich Krüge zerbrochen, bis dem Hofmeister zum ersten Mal ein Lob
über die Lippen gekommen war. Nun half es. Artax fühlte sich selbstsicher. Er wusste, dass er auf jeden der Zuschauer stattlich wirkte.
    Völliger Blödsinn! Keiner von uns hat sich je zu so etwas herabgelassen. Entweder man ist mächtig und strahlt es aus, oder man ist ein Wurm. Ob du watschelst oder schreitest, ändert nichts daran.
    Ihr meckert wie die Ziegen, dachte Artax. Immer dieselbe Leier. Bauer, Bauer, Bauer. Dass den Aarons nicht mal etwas Neues einfallen konnte als diese vermeintliche Beleidigung, die er, Artax, gar nicht als eine solche empfand. Sein Leben als Bauer hatte ihn ausgefüllt. Nun ja. Jetzt war er Herrscher geworden, und deshalb schritt er jetzt eben beeindruckend einher und hielt Reden, statt mit krummem Rücken auf dem Acker zu stehen und Unkraut auszurupfen. Na dann, dachte er. Auf in den Kampf.
    Die Rufe der Menge verstummten. Alle beobachteten gespannt die Begegnung der beiden Unsterblichen. Sicherlich kannte hier jeder die Geschichte um das Duell in der Goldenen Stadt.
    Der Elefant hielt wenig mehr als einen Schritt entfernt. Schwarze Augen blickten melancholisch zu ihm herab. Artax war überrascht zu sehen, dass der zweizahnige Kopfschwänzler lange Augenwimpern hatte. Das machte seinen Blick erstaunlich menschlich. Ein gellender Befehl des Treibers ließ das große Tier niederknien. Muwatta saß unter einem Baldachin und machte keine Anstalten herabzusteigen. Überheblich grüßend hob er die Rechte. »Es überrascht mich, dich hier zu sehen, Aaron. Bist du gekommen, um dich zu unterwerfen?«
    Â»Ich bin hier, um zu sehen, wie du die himmlische Hochzeit vollziehst, Bruder.«
    Muwatta verstand gewiss genau, wie das gemeint war. Doch er schaffte es, seine Stimme zu beherrschen, als er entgegnete: »Stimmt es, dass du in den letzten beiden Jahren keinen Nachkommen mehr gezeugt hast, Bruder? Meine Priester können dich segnen. Vielleicht hilft das? Deine Priester verfluchen dich, wie man hört.«

    Muwatta trug ebenfalls seinen Maskenhelm. Artax konnte das Gesicht des Unsterblichen nicht sehen, aber er war sich sicher, dass Muwatta seinen Auftritt genoss.
    Â»Ich hatte gehofft, wir könnten über Frieden sprechen«, sagte er eine Spur lauter als bisher. »Aber wie es scheint, wiegen die Leben deiner Krieger leicht in der Waagschale deines Stolzes.«
    Â»Das siehst du falsch«, entgegnete Muwatta ebenfalls etwas lauter. »Meine Krieger tragen eiserne Waffen. Sie werden deine Krieger niedermetzeln, und deine Männer wissen das. Jene, die du mitgebracht hast, werden weitererzählen, was sie hier gesehen haben. Wenn wir uns in einem Jahr auf dem Schlachtfeld begegnen, wird dein Heer mit dem Wissen aufmarschieren, dass es geschlagen werden wird. Die Moral deiner Männer wird so schlecht sein, dass ich gar keine eisernen Klingen bräuchte, um zu triumphieren. Nicht ich werfe hier Leben in die Waagschale meines Stolzes. Du tust es.«
    Muwatta hatte mit jedem Wort recht. Artax griff nach dem Verschluss des Maskenhelms. Er öffnete ihn und nahm den Helm ab. Dabei lächelte er. Er kam aus einem kleinen Dorf. Feilschen und Schachern hatte zu seinem Leben gehört, seit er laufen gelernt hatte. »Es ist immer eine Freude, einen Gegner zu haben, der sich seiner Sache so sicher ist. Am Abend nach der Schlacht werde ich dir erklären, warum du verloren hast. Und nun wollen wir nicht weiter Angst und Zweifel

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