Drachenelfen
wieder auf das Deck! Er tut das jedes Mal, wenn er landet. Und wenn er abfliegt, lässt er mir einen noch gröÃeren Haufen hier!«, klagte eine hohe Stimme irgendwo unter ihnen.
Gonvalon lieà sich nicht zu einer Antwort herab. Er nahm sie in die Arme und sprang vom Rücken des Pegasus.
Nandalee hatte kaum die Kraft, die Augen offen zu halten. Blinzelnd sah sie sich um. Sie befanden sich in einem weiten Tunnel. Die Wände waren durchscheinend, dahinter strahlte mattblaues Licht. Ihr Pegasus stampfte über einen Boden aus edlem, dunkelrotem Holz. Der Boden schien leicht zu schwanken. Oder täuschten sie ihre Sinne?
»Sie braucht ein heiÃes Bad, Sata«, sagte der Elf mit einer Bestimmtheit, die Nandalee gefiel. »Und sei ein wenig nett zu ihr. Sie ist heute eine Sippenlose geworden.«
»Sippenlos und sittenlos, wie mir scheint. Wie kann man nur so herumlaufen? Keine Scham. Kein â¦Â«
»Genug! Kümmere dich um sie! Ich muss zurück!«
Gonvalon legte sie einfach vor der blau leuchtenden Wand ab und sprang wieder auf den Pegasus. Kurz darauf dröhnten die Hufe erneut auf dem hölzernen Boden. Nandalee sah den schwarzen Hengst einem dunklen Rechteck entgegenpreschen, in dem Sterne funkelten. Einen Lidschlag lang verschluckten die ausgestreckten Schwingen das spärliche Himmelslicht, dann war der Rappe verschwunden.
»Er hat es schon wieder getan«, murrte die hohe Stimme. »Ich hasse diese geflügelten Gäule!« Die Stimme kam näher, begleitet von einem schabenden Geräusch.
Nandalee war zu erschöpft, um sich umzudrehen oder auch
nur etwas zu entgegnen. Selbst um zu zittern, fehlte ihr die Kraft. Ihre Augenlider flatterten erneut und sie sehnte sich zurück in die wohltuende Umarmung der Dunkelheit.
»Guckt mich nur mit dem Arsch an. Das hab ich ja gefressen!« Eine vermummte kleine Gestalt trat vor sie. Ein Koboldweib in grellbuntem Kleid, über dem sie eine dicke gesteppte Weste trug. Spitz lugte die Nase über einen Schal hinweg, unter dem Mund und Hals verborgen blieben. Stechende schwarze Knopfaugen musterten sie, und das dunkle Haar des Weibs, das Gonvalon Sata genannt hatte, war zu einem Dutt gedreht, aus dem dünne Vogelknöchelchen ragten. Plötzlich runzelte die Koboldin die Stirn, wechselte den Reisigbesen in ihrer rechten Hand in die linke und streckte die nun freie Hand nach ihr aus. »Du hast ja Eis im Haar!«
Nandalee war unfähig. etwas zu erwidern.
»Wie kannst du nur nackt herumlaufen! Bist du denn wahnsinnig? Ich dachte, du hüllst dich in den magischen Mantel. Nackt â¦Â« Sata zog zwischen den Falten ihres Schals etwas Dünnes, Silbernes hervor. Eine Pfeife. Dann schob sie den Schal zurück, und ein schmaler, faltiger Mund kam zum Vorschein. Der Blick der Koboldin war immer noch unfreundlich, als sie die Pfeife an die Lippen setzte.
Ein durchdringender Ton erklang, der Nandalee trotz ihrer Müdigkeit zusammenzucken lieÃ.
Sata nahm ihren Schal ab und legte ihn ihr um die Schultern. Er wärmte Nandalee nicht, aber sie war dankbar für die Geste. In dem Augenblick, in dem sich ihre Anspannung löste, verlieÃen sie die letzten Kräfte, und erneut übermannte sie der Schlaf. Zwischen Wachen und Traum hörte sie Stimmen. Jemand zerrte an ihr und eine dunkle Stimme machte anzügliche Witze. Kurz sah Nandalee einen Teil der Wand zur Seite gleiten. Fieberwahn? Das blaue Licht schluckte sie. Jemand machte den Vorschlag, sie zusammen mit den Pferdeäpfeln von Deck zu kehren. Gelächter. Niemand ergriff Partei für sie.
Exotische Wohlgerüche bestürmten sie. Wasserdampf schlug ihr wie warmer Atem entgegen. Irgendjemand flüsterte, und es klang nicht gerade freundlich. Etwas Warmes umfing sie.
»Haltet sie fest«, schrie jemand bestürzt. »Sie rutscht zu tief! Sie ertrinkt!«
Flüche. Wasser spritzte auf. Jemand griff unter ihr Becken. Noch mehr Flüche. »Sie hat zu glatte Haut. Ich kann sie nicht halten!«
Warmes Wasser schlug über ihr zusammen und sie lächelte. Viele Hände tasteten über ihren Leib. Es war ihr egal. Sie dachte daran, das warme Wasser einzuatmen, um die Kälte aus ihren Lungen zu vertreiben.
Jemand packte ihr Haar und zerrte daran. Als sie Luft holte, war sie nicht mehr im Wasser. Das Gesicht der Koboldfrau war ganz nah. Sie kauerte am Beckenrand, Schweià sammelte sich in ihren Stirnrunzeln.
»Du
Weitere Kostenlose Bücher