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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Artax. Er stapfte auf ihn zu und schloss ihn so fest in die Arme, dass Artax die Luft aus den Lungen gepresst wurde. »Mir ist das Herz stehen geblieben, als ich Euch über Bord stürzen sah! Gut, dass Ihr einen so mächtigen Beschützer habt, Erhabener!« Jubas hartes, wettergegerbtes Gesicht verunzierte eine breite weiße Narbe, die seine linke Braue spaltete und sich über die Wange fortsetzte. Vor wenigen Augenblicken noch hätte Artax vor einem Kerl wie ihm voller Furcht Reißaus genommen. Bauern hatten von Kriegern nie Gutes zu erwarten, nicht einmal in der neuen Welt. Doch dieser Haudegen
schien sein bester Freund zu sein und seine Erleichterung wirkte durch und durch echt. Außerdem schien er nicht allzu viel auf die Regeln des königlichen Hofstaats zu geben. Artax war sich – auch ohne in den fremden Erinnerungen zu forschen – recht sicher, dass es nicht zum üblichen Umgang gehörte, einen Unsterblichen zu umarmen.
    Â»Die Meuchlerin haben wir erledigt«, bemerkte Juba und blickte scheu zum Löwenhäuptigen. »Sie war … eigenartig.«
    Etwas in diesem Blick beunruhigte Artax. Worüber wollte Juba nicht sprechen? Plötzlich waren seine Gedanken voller fremder Bilder. Er sah eine ungewöhnlich schlanke Frau, die auf einem fliegenden Pferd ritt. Sie lenkte ihr Himmelsross über das Deck des Wolkenschiffes, sprang aus dem Sattel und griff ihn mit einem riesigen Schwert an. Erschrocken war er vor ihren wuchtigen Hieben zur Reling zurückgewichen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hatte sie mehrere seiner Leibwächter niedergemacht. Ihre Klinge schnitt durch Bronze, Fleisch und Knochen, als sei es Seide. Er war voller Entsetzen vor dem Schwert auf die Reling des Schiffes gestiegen. Sie hatte ihn angelächelt. Eine Frau wie diese Meuchlerin hatte er noch nie gesehen. Dann war er abgerutscht. Er hatte keine Angst gehabt, war voller Vertrauen auf seine verwunschene Rüstung gewesen, hatte gehofft, dass Juba die Meuchlerin lebend gefangen nahm. Er hatte sie in seinem Bett haben wollen, ehe sie hingerichtet wurde. Und er hatte an einen alten Hohepriester gedacht, der Intrigen sponn, um die Macht des Tempels zu erweitern. Hatte dieser die Meuchlerin geschickt? Konnte der Priester über solche Geschöpfe gebieten? Mörderinnen, die auf fliegenden Pferden ritten, die es nur in Märchen geben sollte? Artax schüttelte den Kopf. Aaron war ein Weiberheld und ansonsten ein Feigling. Irgendwie erinnerte ihn der Unsterbliche an Siran. Siran war der reichste Bauer in Belbek gewesen. Drei Ziegenherden gehörten ihm. Er konnte jedes Mädchen aus dem Dorf haben, wenn er nur wollte. Drei Hochzeitsfeste hatte er schon gehabt, aber behandelte sie wie Dreck. Und wenn die Wölfe
aus den Bergen kamen, wenn die Winter zu lang waren, dann war nicht er es, der seine warme Hütte verließ. Aaron war genauso ein Drecksack. Vielleicht sollte er sich nicht zu sehr vor seiner neuen Herrschaft fürchten. Die große Welt war gar nicht so anders als sein Dorf. Nur größer halt und vielleicht auch …
    Â»Erhabener?« Juba sah ihn stirnrunzelnd. »Geht es Euch gut, Erhabener?«
    Artax nickte wortlos.
    Â»Wir haben die Meuchlerin zur Strecke gebracht!«
    Artax musste an die zweite Mörderin denken, die unter dem Rumpf des Wolkenschiffes gelauert hatte. Sie war ihm ganz nahe gekommen und hatte gar nicht kriegerisch ausgesehen, in ihrem langen weißen Gewand mit dem steifen Kragen. Der Wind hatte in ihrem schwarzen Haar gespielt. Sie war noch schöner als die Meuchlerin an Deck gewesen. Zu schön!
    Juba trat einen Schritt von ihm zurück und musterte ihn. »Geht es Euch wirklich gut, Erhabener? Habt Ihr Euch nichts gebrochen?«
    Artax hob seine Arme und schwang sie. »Alles im Saft«, grinste er und bekam zunehmend Spaß an der Sache.
    Der Devanthar bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Zweifellos führte er sich gerade wohl nicht ganz so auf, wie es sich für einen Unsterblichen geziemte.
    Â»Ich sagte ja schon, er ist ziemlich durcheinander«, erklärte der Göttliche.
    Â»Und dazu hat er verdammt auch jedes Recht. Er ist mehr als zweitausend Schritt in die Tiefe gestürzt. Ich hatte befürchtet …« Juba schüttelte den Kopf. »Es ist ein Wunder, dass er lebt!« Er verneigte sich tief vor dem Löwenhäuptigen. »Danke, Himmlischer. Ihr wisst, ich bin nicht gut mit Worten. Aber mein

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