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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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er. Diese Flut an fremden Erinnerungen war da. Irgendwie ein Teil von ihm. War verfügbar. War einsetzbar. Aber er beherrschte sie nicht. Er musste sich an seine Erinnerungen erinnern … Was für ein verdrehter Unsinn! Und doch wahr! So viele Bilder waren da, wenn er nur einen Herzschlag lang innehielt und sich ihnen öffnete. Konnte man in Bildern ertrinken? Sie machten ihm Angst. Weil er sich nicht mehr zurechtfand in sich selbst. Es war wie mit den Kühen. Wenn er von einer Sekunde auf die andere im Körper einer Kuh stecken würde, die gerade ein Kalb gebar, wenn er mit einem Mal alles Wissen dieser Kuh hätte – ihm schauderte, als er an die letzte Geburt eines Kalbes dachte, der er beigewohnt hatte – und das mit dem Gebären beginnen würde … dann würde er vielleicht wissen ,
was zu tun war. Aber er war doch niemals gefragt worden, ob er diese Erfahrung überhaupt machen wollte ! Und er könnte das Ganze dann ja auch nicht der Kuh überlassen. Er müsste es ja selbst miterleben. Er wäre dann ja ein Teil dieser Kuh. Oder auch die Kuh selbst. Oder … Nein, unterbrach er sich harsch, hör auf damit. Es geht nicht um Kühe, es geht um Könige! Palastschiffe! Harem! Untertanen! Na gut, das mit dem Krieg, das war etwas anderes. Aber die Untertanen. Der Palast. Und … die Frauen. Vorsichtig lugte er in jenen neuen Teil von sich hinein – und spürte, wie er rot wurde. Aaron war ein ziemlicher Weiberheld gewesen. Nein, korrigierte sich Artax und grinste plötzlich, er war ein ziemlicher Weiberheld. Langsam gefiel ihm dieses Gedankenspiel. Er dachte an das Sprichwort von dem dümmsten Bauern mit den dicksten Kartoffeln und wog im Geiste seine Ehre gegen Reichtum und Frauen ab. Auf den Ruhm konnte er gut verzichten, die anderen beiden Punkte hingegen … Und wenn er die Sache mit den Kriegen beiseiteließe und sich stattdessen eher auf erfreulichere Dinge … Auf der anderen Seite, unterbrach er sich – was dachte er da überhaupt? So kannte er sich gar nicht. War er nicht Artax, der klare Ziele im Leben hatte, klare Vorstellungen von dem, was gut und richtig war? Und was würde seine erträumte Almitra von ihm denken? Der würde ein Kerl wie dieser Aaron gewiss nicht gefallen! Wollte er ein Leben in Träumen gegen einen Traum, der ein Leben geworden war, tauschen? Wollte er? Natürlich! Was waren das überhaupt alles für Gedanken? Das war ja zum Mäusemelken. Wie nach einem langen Tag Arbeit auf dem Feld bei sengender Hitze und ohne Kopfbedeckung. Man bekam einen Sonnenstich davon und wurde ganz wunderlich. Jetzt fühlte er sich auch ganz wunderlich. Er war krank. Das war es. Er war einfach krank und der Schlag auf den Kopf hatte selbst sein Traum-Ich durcheinandergewirbelt wie der Wind das Heu auf den Feldern. Wenn er wieder zu sich kam, würde sein Kopf noch eine Zeitlang brummen, aber dann würde er auch wieder gesund werden. Bestimmt! Er kannte sich mit Träumen aus. Tagträumen
von Almitra, Nachtträumen von Wölfen, die seine Ziege rissen. Dumm war nur, dass es sich gar nicht anfühlte, als würde er träumen. Unsicher horchte er in sich hinein, aber ein leiser Zweifel blieb.
    Der Devanthar riss ihn aus seinen Gedanken. »Mach es schlecht, und ich werde einen Würdigeren als dich finden.« Er deutete zum Wald, dorthin, wo der Leichnam Aarons im dichten Unterholz lag. »Du weißt, wie leicht es ist, dich zu ersetzen.«
    Ein sich schlangenhaft windender fleischiger Arm sank aus den Wolken herab. Ein bärtiger Krieger in schwarzem Leinenpanzer hielt sich daran fest. Er war von gedrungener Gestalt und erinnerte Artax an einen Ringer, den er einmal auf einem Markt gesehen hatte. Seine Oberarme waren so dick wie die Oberschenkel eines normalen Mannes. Dicht über den Ähren sprang der Krieger ab und rannte auf ihn zu. Ein Blick in den Gesichtsausdruck des Fremden – er hieß Juba, stellte Artax fest, und er … nein, dieser Aaron kannte ihn gut – ließ ihn erleichtert aufatmen. Er würde nicht kämpfen müssen. Noch nicht.
    Artax blickte verstohlen zu dem schwarzen Felsen, auf dem der Leib des Unsterblichen aufgeschlagen war. Alle Blutspritzer waren verschwunden.
    Â»Er hat großes Glück, gehabt, Juba«, sagte der Devanthar und klang erleichtert. »Aber ich fürchte, er ist ein wenig durcheinander. «
    Juba war fast einen Kopf kleiner als

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