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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mich. Balsam für meine verstaubte Seele.«
    Es war also ein Scherz gewesen? Nandalee glaubte ihm nicht. Da war etwas an seiner Art zu sprechen, das sie argwöhnisch machte. Immer häufiger. Nur benennen konnte sie es nicht. Es war besser, vor ihm auf der Hut zu sein. »Darf ich mir ein paar wilde Blumen ansehen gehen? Allein?«

    Der Dunkle sah sie an, wie ein Habicht den Hasen in seinen Krallen betrachtete. Er nickte. Sie durfte gehen, aber sie sollte besser nicht an Flucht denken, bedeutete das.
    Was sie natürlich dennoch tun würde!
    E IN FEHLER
    Gedankenverloren sah er Nandalee nach. Er wusste, dass er einen Fehler machte. Er war geradezu besessen von ihr! Dieser Umstand beunruhigte ihn. Es gab keine vernünftige Erklärung dafür. Es war nicht nur, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, es war … ihre ganze Art. Er hatte versucht, sie zu formen. Damit würde er aufhören. Er wollte sie so, wie sie war. Ungebändigt! Es war erfrischend, jemanden um sich zu haben, der nicht jedes Wort abwägte.
    Aber er musste seine Obsession in vernünftige Bahnen lenken. Seit Wochen hatte er den Jadegarten nicht verlassen. Er hatte sie beobachtet, als sie sich im Herzen der Pyramide allein gefühlt hatte. War Zeuge ihres Ringens mit sich gewesen. Er hatte sich selbst geschworen, in diesen Kampf nicht einzugreifen, selbst wenn sie sich umbringen würde, und er war froh, diesem Schwur treu geblieben zu sein. Sie war stärker geworden.
    Der Erstgeschlüpfte dachte an jenen Blick in die Silberschale der Devanthar, den ihm der Goldene gewährt hatte. Ein kurzer Blick nur, der ihm für immer den Frieden genommen hatte. Ein Elf oder eine Elfe würde ihn töten. Jemand, auf den er sich verlassen hatte. Ein Drachenelf! Würde sie es sein? Sie hätte beste Aussichten auf Erfolg. Der Arm, den er in der Silberschale erblickt hatte, war mit einer sich windenden Himmelsschlange tätowiert.
    Bis sie ihre Tätowierung erhielt, war er sicher vor ihr. Es mochten noch Jahre vergehen, bis Nandalee so weit war. Sie müsste drei Drachenelfen finden, die sie für würdig befanden, in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Und dann war da noch die
letzte Prüfung … So talentiert sie auch war, mochte diese Hürde unüberwindbar für sie bleiben. Sie verstand es zu gut, andere vor den Kopf zu stoßen.
    Er sah ihr nach, wie sie am Ufer des Sees entlangging und schließlich zwischen den Bäumen verschwand. Der Garten, der die Pyramide umgab, ersteckte sich über das ganze Tal. Er war gut gepflegt; mehr als dreihundert Kobolde und Faune hegten ihn. Sie boten ihre ganze Kraft auf, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass man durch ein Stück Wildnis wanderte. Es gab keine Blumenbeete. Keine Alleen. Und doch war jeder Baum, ja, jede Blume mit Bedacht gesetzt. Es war ein ästhetischer Entwurf von Wildnis. Ob er Nandalee auf diese Weise formen könnte? Könnte sie zu einem ästhetischen Entwurf von Wildheit werden? Er musste lächeln. Wohl kaum. Und sollte es ihm wider Erwarten doch gelingen, sie zu verändern, hätte er dann nicht zerstört, was er so sehr an ihr schätzte?
    Er ließ sich auf einem Fels am See nieder. Der Erstgeschlüpfte konnte die Nähe Nodons spüren. Sehen konnte er ihn nicht. Der Anführer der Drachenelfen des Jadegartens hatte ein unvergleichliches Gespür dafür entwickelt, immer gerade außerhalb seines Gesichtsfelds zu bleiben. Er würde ihm zutiefst misstrauen, hätte er eine tätowierte Himmelsschlange auf einem seiner Arme, doch seine Tätowierung zog sich vom Nacken bis zu seiner linken Wade hinab. Seine Arme waren makellos. Er war nicht der Meuchler, der eines Tages kommen musste.
    Der Dunkle atmete tief ein. Da lag noch eine Spur von Nandalees Witterung in der Luft. Er leckte sich über die Lippen. Mehrfach hatte er sich beherrschen müssen, sie nicht zu beißen. Die Vorstellung faszinierte ihn – ihr weiches Fleisch zwischen seinen Zähnen, seine Zunge, die über ihre Haut glitt. Diese Gedanken irritierten ihn. Er kannte sie von der Jagd und doch waren sie anders. Er wollte sie nicht töten …!
    Er blickte auf die Fische, die dicht unter der Oberfläche des Teiches dahinglitten. Auch sie waren ausgewählt. Fische, deren
Farben ihm nicht gefielen, landeten in den Kochtöpfen der Kobolde. Manchmal brachte er von seinen Reisen einen Fisch mit. Oder einen Flusskrebs, dessen

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