Drachenelfen
tuschelte. Sie hatte ihn bei der Hand genommen und zu sich nach Hause geführt. Seitdem hatten sie sich an jedem Tag geliebt. Sie brauchten keine Worte.
Daran, wie sie ihn berührte, konnte Volodi spüren, dass sie wieder ganz wach war. Er griff in ihr Haar, bog ihren Kopf ein wenig zurück und küsste sie. Sie machte sich frei, biss ihm sanft ins Ohr und schob sich dann auf ihn. Ihre Hände glitten über seine Brust. Sie spielte mit den feinen blonden Härchen, kniff ihn in die Brustwarzen. Plötzlich verharrte sie. Unten im Haus war ein Geräusch zu hören gewesen. Sie rief etwas und von unten kam eine Antwort.
Blanke Angst stand in ihren Augen. Sie sprang auf, packte seine Stiefel und warf sie aus dem Fenster. Einen Herzschlag später folgten seine Kleider. Als sie nach seinen Schwertern griff, packte er ihre Hand. Niemand rührte seine Eisenschwerter an! Ihm dämmerte, was vor sich ging.
Von unten erklang erneut die fremde Stimme. Volodi verstand kein Wort, aber das war auch nicht nötig. Er nahm die Waffen, stieg auf das Fenstersims und blickte hinab. Fünf Schritt. Etwa ⦠Er sprang und kam unsanft auf. Seine Gelenke krachten. Ein sengender Schmerz fuhr durch sein linkes Knie. Ein Huhn gackerte ihn empört an.
Hastig klaubte er seine Kleider zusammen und hinkte zum Hühnerstall. Es war nur ein Dach aus riesigen, verschrumpelten Blättern auf einem Pfostenkarre. Zwischen den Pfosten saÃen die
Hühner auf weiÃen Stangen. Sie beäugten ihn misstrauisch. Einige stieÃen leise gurrende Laute aus.
»Seid euch still!«, zischte er sie an. Dann spähte er unter dem Dach hinweg zum Fenster hinauf. Deutlich sah er die Silhouette eines Mannes â groÃ, die Haare schulterlang. Viel mehr war nicht zu erkennen. Er war nur ein Schatten in einem Fenster.
Deutlich hörte Volodi die Frage. Der Tonfall lieà keinen Zweifel, dass es eine Frage war, auch wenn der Drusnier kein Wort verstand. Und es war keine freundliche Frage â¦
Volodi lehnte seine Schwerter an einen der Stallpfosten und schlüpfte in seine Hosen. Der Schatten am Fenster war verschwunden. Wieder hörte er Stimmen. Ein Streit.
Volodi überprüfte, ob er etwas im Zimmer vergessen haben könnte. Nein. Es war alles da. Sie hatten aus demselben Becher getrunken. Es gab keinen verräterischen zweiten Becher. Aber sie würde nach ihrer Liebe riechen. Würde der Kerl an ihr riechen? Wer war er? Ihr Mann? Ihr Bruder? Wenn er doch nur ein Wort verstehen könnte! Ihre Sprache war so fremd â¦
Seine Schwerter stürzten zu Boden und er fluchte, während die Hühner in Panik aus der Hütte stoben. Wieder erschien der Schatten oben am Fenster. Volodi nahm seine Schwerter auf, als der Kerl dort oben auf das Fenstersims kletterte. Er würde springen.
Der Drusnier entschied sich zu fliehen. Er hechtete aus dem Hühnerstall und setzte über einen niedrigen Zaun aus ineinanderverflochtenen Ãsten hinweg. Hinter sich hörte er den Mann im Hof landen. Der Kerl rief ihm nach. Volodi blickte nicht zurück. Er wusste, dass man nicht zurückblicken durfte, wenn man floh. Alle Sinne mussten auf den Weg vor einem gerichtet bleiben. Er rannte eine schmale Gasse entlang, durch deren Mitte eine schlammige Rinne lief. Weitere Hühner flogen auf.
Der Kerl hinter ihm rief etwas. Sehr laut. Türen öffneten sich. Verhuschte Gestalten blieben im Schatten. Sahen zu.
Volodi bog ab. Er sollte oft die Richtung wechseln und zu den Geistern des Waldes beten, dass er sich nicht in eine Sackgasse
verirrte. Warum hatte Quetzalli sich ihm hingegeben, wenn sie verheiratet war? Etwas stimmte nicht bei dieser Geschichte. Jungfrau war sie nicht gewesen â und sehr erfahren in der Liebe. Sehr! Er durfte jetzt nicht daran denken. Wieder bog er ab und kam nun in eine etwas breitere Gasse. Läden säumten die StraÃenränder, in einigen brannte sogar noch Licht, und es waren Leute unterwegs. Volodi fluchte. Dies hier war eines der Stadtviertel, in dem Menschen aus allen Völkern Daias lebten. Keines der Palastviertel, wo die Unsterblichen keine Fremden duldeten. Es lebten hier auch viele Zapoter.
Wieder ertönte hinter ihm der Ruf seines Verfolgers. Volodi bog ab. Es war verdammt dunkel hier. Die schäbigen Lehmhäuser standen so schief, dass ihre Giebel einander fast berührten. Es stank nach Jauche und ranzigem Fett. Volodi konnte das Ende der Gasse nicht
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