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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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neben dir reiten sehen«, entgegnete Artax förmlich.
    Als der Statthalter sich erhob, konnte er dessen Gelenke knacken hören. Bald würde Kanita abgezogen werden, daran konnte kein Zweifel bestehen. Artax’ Wünsche für die Gesundheit des betagten Kriegers waren durchaus eigennütziger Natur. Ein neuer
Statthalter würde wahrscheinlich auch eine neue Palastwache mitbringen und am Wandernden Hof ihres Vaters wäre Shaya vollends unerreichbar für ihn.
    Der Abschiedshöflichkeit war nun Genüge getan; Artax wandte sich ab, ließ den Blick über den hier versammelten Hofstaat schweifen und ging langsam auf das Tor zu. Sie waren verrückt, die Ischkuzaia. Charmant, aber verrückt. Ihre Audienzhalle war keine Halle, sondern ein weiter Hof, in dessen Mitte ein prächtiges Zelt stand. Gras wuchs hier und Pferde weideten hinter dem Zelt. Einige Krieger aus der Leibwache trugen Adler auf ihren dick mit Leder bewehrten Fäusten, als wollten sie bald zur Wolfsjagd ausreiten. Sie hatten ein Stück ihrer Steppe in den Palast geholt! Um ehrlich zu sein – ihm gefiel das.
    Er richtete den Blick auf das rot lackierte Tor, hinter dem eine weite Treppe lag, deren einziger Sinn darin bestand, selbst den stolzesten Besucher des Statthalters in einen elend keuchenden Jammerlappen zu verwandeln. Der Palast der Ischkuzaia stand auf einer weit im Westen gelegenen Terrasse der Goldenen Stadt, dicht unter dem Rand zum Weltenmund. Wahrscheinlich konnte man von dem Hohen Turm, der sich am Ende des Hofes erhob, auf die fliegenden Helden im weiten Krater blicken. Die goldbeschlagenen Streben, die seitlich aus dem Turm ragten, verrieten, dass er zugleich auch Ankerplatz für die Wolkenschiffe des Statthalters war.
    Artax dachte an die endlos lange Treppe, die zu Kanitas Palast führte. Um wie viel einfacher wäre es, sich mit einem Landungsboot aus einem ankernden Wolkenschiff abseilen zu lassen! Aber das war untersagt. Selbst Unsterblichen! Die Ischkuzaia schützten irgendwelche rituellen Gründe vor, die angeblich verlangten, dass jeder Besucher diesen Weg auf eigenen Füßen bewältigte. Ihr Statthalter wurde nur selten in seinem Zelt behelligt.
    Am Tor zur Treppe stand der eigentliche Grund für seinen Besuch — Shaya, die siebenunddreißigste Tochter des Großkönigs von Ischkuza. Nächtelang hatte er sich den Kopf zermartert, wie er sie ansprechen sollte. Es durfte nicht so aussehen, als habe er Interesse
an ihr. Ohne die Erlaubnis der Devanthar dürfte er nicht um die Tochter eines der Unsterblichen werben. Die Götter wollten nicht, dass zu enge Bande zwischen den sieben großen Herrschern entstanden. Sie fürchteten um das Gleichgewicht der Reiche. Also musste er überaus vorsichtig vorgehen, damit ein Treffen zwischen ihnen nicht von vornherein verhindert wurde.
    Shaya war voll gerüstet wie bei ihrer ersten Begegnung auf dem Deck des Wolkenschiffes, das steuerlos am Himmel getrieben war. Bei der Erinnerung an all die Toten auf dem Schiff überlief ihn ein Schauer. Er verschloss sich den ungewollten Gedanken und betrachtete Shaya, wohl darauf bedacht, dass seine Blicke nicht zu einem verräterischen Starren wurden. Ob sie wohl ahnte, dass sie die Frau seiner Träume geworden war? Er lächelte. Nein, ganz gewiss tat sie das nicht. Wie hätte sie darauf kommen sollen?
    Irgendwo im hinteren Bereich des Hofs erklang ein Gongschlag. Die Flügel des roten Tores schwangen auf. Doch Artax blieb dicht vor Shaya stehen. Die Kriegerin hatte ihren Helm unter den Arm geklemmt. Ihr schwarzes Haar war hochgesteckt. Die dunklen Augen waren mit Ruß umrandet und wirkten unnatürlich groß. Sie strahlten, doch sonst verriet nichts in ihrer Miene, ob das Wiedersehen ihr etwas bedeutete.
    Â»Haben eure Weisen herausgefunden, woran die Besatzung des Wolkenschiffs starb, das ihr in die Goldene Stadt zurückgebracht habt?« Er hoffte, dass diese Frage keinen Verdacht unter den Umstehenden erwecken würde.
    Â»Der Tod der Wolkenschiffer blieb uns ein Rätsel, unsterblicher Aaron, Herrscher aller Schwarzköpfe. Doch haben wir Kunde von zwei kleineren Frachtschiffen erhalten, auf denen die Besatzung ebenfalls umkam, ohne dass Blut vergossen wurde oder ein Zeichen äußerer Gewalt zu erkennen gewesen wäre. Unsere Geisterrufer glauben, dass die Grünen Geister der Wälder mit dem Geheimnis zu tun haben.«
    Â»Steigen sie denn auch

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