Drachenelfen
hasserfüllt an. Er murmelte etwas. Wahrscheinlich eine Verwünschung. »Du mich machen Liebesnacht kaputt. Das nicht nett! Ich auch nicht nett!« Er verpasste ihm einen Kinnhaken. Sein Verfolger sackte in sich zusammen. Volodi hob erneut die Faust. Er hatte Lust, dem Arschloch wieder und wieder ins Gesicht zu schlagen. Ihn zu Brei zu machen, aber dann hielt er inne. Er hatte kein Recht dazu. Immer noch wütend lieà er die Faust sinken und tastete den Bewusstlosen ab. Unter den Kleidern verborgen entdeckte er ein Messer in einer bunt bemalten Scheide mit einem Griff aus dunklem Holz und Gold. Wenn er die Waffe verscherbelte, würde sie sicherlich ein ansehnliches Sümmchen einbringen. So nahm er sie mit und schlich sich aus der Gasse. Trotz der Aussicht, etwas Geld aus der Sache zu schlagen, blieb seine Stimmung bedrückt. Warum hatte Quetzalli sich
mit ihm eingelassen, wenn sie verheiratet war? Weil es ihr mit ihrem Mann nicht gefiel? Der Kerl war nicht gut darin sich zu prügeln. Vielleicht war er auch schlecht im Bett? Vielleicht würde Quetzalli ja mit ihm durchbrennen, wenn er sie danach fragte?
Volodi entschied, zum Platz der tausend Zungen zu gehen. Er musste einen Ãbersetzer finden. Mit ihm würde er zu Quetzalli zurückkehren. Ihr Ehemann würde sicherlich noch eine Stunde oder länger brauchen, bis er wieder auf den Beinen war. Er musste sich nur beeilen. Volodi orientierte sich an den hohen Türmen, an denen die Wolkenschiffe ankerten. Sie waren auch in der Nacht gut beleuchtet. Deutlich konnte er die riesigen, aufgeblähten Leiber der Kreaturen sehen, die die Schiffe durch den Himmel trugen. Niemals würde er sich diesen Dingern anvertrauen! Nie!
Es dauerte nicht lange, bis er den Platz der tausend Zungen erreichte. Er war von vier langen Säulenhallen eingefasst, die in unzählige Kammern unterteilt waren, welche sich alle zum Platz hin öffneten. Das honiggelbe Licht von Ãllämpchen zeigte an, in welchen Kammern noch Ãbersetzer warteten. Es war spät geworden und viele Kammern waren leer.
Volodi fragte sich durch, bis er zu einem älteren, recht korpulenten Mann gelangte, der aus einer Holzschale Fischsuppe löffelte. Er hatte keinen Tisch und keinen einzigen Stuhl in der Nische, die ihm für seine Arbeit zugewiesen war. Der Ãbersetzer saà auf einem abgewetzten grauen Fell. Vielleicht von einem Wolf. Lachfalten nisteten um seine Augen und seine rote Nase lieà ahnen, dass er einem guten Trunk nicht abgeneigt war. Der Mann blickte zu Volodi auf. »Du hast einen weiten Weg gemacht, Bruder.«
Es tat gut, endlich wieder einmal seine Muttersprache zu hören. Volodi lächelte. »Wenn du wüsstest, wie weit er war.« Wie wunderbar, sich einmal nicht als stammelnder Idiot zu fühlen! »Beherrschst du die Sprache des Volkes der Zapote?«
Der Alte schlürfte seine Suppe und nickte. »Ein hartes Brot. Es gibt unzählige Dialekte. Aber die Sprache der Priesterschaft wird von den meisten verstanden. Kannst du dir denn meinen Rat leisten?
Bitte verzeih mir, wenn ich ein wenig direkt bin, aber nichts ist flüchtiger als das gesprochene Wort, und ich habe schon des Ãfteren unangenehme Erfahrungen gemacht. Deshalb muss ich darauf bestehen, mich im Voraus bezahlen zu lassen.«
Na wunderbar, dachte Volodi. Söldner, die in die Schlacht zogen, hatten auch unangenehme Erfahrungen in Aussicht und wurden trotzdem erst hinterher bezahlt, was die Sache für ihre Auftraggeber deutlich günstiger machte. Missmutig öffnete er seine Geldkatze. »Was kosten mich deine Dienste?«
»Da es mitten in der Nacht ist, wird es etwas teurer. Fangen wir mal mit einem Silberstück an.«
»Das ist Wucher!«, empörte sich Volodi.
Der Alte setzte die Suppenschale ab. »Es steht dir natürlich frei, dir einen anderen Ãbersetzer zu suchen. Aber ich fürchte, um diese Stunde wirst du niemanden auÃer dem alten Mitja finden, der unsere Zunge und die Sprache der Zapote beherrscht.« Er lächelte breit. »Aber vielleicht kann dein Anliegen ja bis morgen warten. Tagsüber koste ich auch nur die Hälfte.«
Volodi konnte ihm ansehen, dass der Ãbersetzer genau wusste, dass er es eilig hatte. Warum sonst sollte er mitten in der Nacht hierherkommen. »Mitja heiÃt du also ⦠Würdest du mit mir kommen? Ich brauche deine Dienste nicht hier.«
»Worum genau geht es denn?«
»Ich
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