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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schrie auf. Noch immer führten sie ihren seltsamen Tanz auf – wichen vor und zurück, hielten sich seitlich, folgten in ihren Bewegungen keinem nachvollziehbaren Muster und kamen doch langsam näher.
    Volodi hatte keinen Zweifel, dass ein einziger Wink des Priesters sie wie eine schwarze Flut gegen den Kreis aus Schwertern und Fackeln anbranden lassen würde.
    Durchdringender Ölgeruch hing nun in der Luft, Pfützen aus Öl flossen ineinander und noch immer stürzten Töpfe aus dem Himmel über ihnen.
    Volodi blickte nicht auf. Er wusste, was er sehen würde. Ein Wolkenschiff, vielleicht hundert Schritt über dem Platz. Ein Kauffahrer ohne Banner, durch das man ihn einem der sieben Königreiche hätte zuordnen können. Ein schmutziges, stinkendes Schiff. Das Tauwerk dunkel vom Alter, die Segel vielfach geflickt. Dutzende solcher Schiffe lagen an den Ankertürmen der Goldenen Stadt vertäut. Die Arbeitspferde der Lüfte. Ihr Anblick war so vertraut in der Goldenen Stadt, dass keiner ihnen besondere Beachtung schenkte, wenn diese Schiffe über den Himmel glitten.
    Eine ganze Reihe Töpfe zerschellte nahe dem großen Tor. Eine Ölpfütze sammelte sich um die Füße des Priesters.
    Â»Ruf deine Jaguare zurück und ich schenke dir und deinen Männern das Leben.«
    Der Priester erwiderte seinen Blick mit kalter, beherrschter Wut. »Ihr lasst die Fackeln nicht fallen. Denn dann wäret auch ihr des Todes.« Die zischenden Jaguarmänner waren jetzt bis auf fünf Schritt an den Kreis der Krieger heran. »Siehst du ihre Krallen? Sie werden euch zerreißen, noch bevor die Flammen sie töten.«
    Volodi hob die Rechte und winkte. Kaum einen Herzschlag später schnellten Taue vom Himmel hinab. »Nehmt die Seile, Männer. Wickelt sie euch um die Arme. Und ich warne euch – wer seine verdammte Fackel fallen lässt, den lassen unsere Jungs da oben fallen. Wir wollen hier kein Massaker!«
    Â»Ihr habt gehört, Kameraden!«, rief Kolja mit einer Stimme,
die weit über den Platz hallte. »Wir ziehen uns zurück, nach oben!« Er lachte. »Los!«
    Eine Geste des Priesters ließ die Jaguarmänner innehalten. »Du glaubst, es endet damit?«
    Â»Es liegt in deiner Hand. Ich bin ein Söldner. Ich kämpfe nicht aus Leidenschaft – ich kämpfe, weil ich klar vor mir sehe, was ich gewinnen kann. In diesem Fall aber sehe ich für keine von beiden Seiten einen Gewinn. Ich zweifele nicht daran, dass es deine Männer schaffen können, noch weitere Schränke mit unerfreulichem Inhalt auf irgendwelche Straßen zu stellen. Und ich weiß, wir werden mit Feuer und Schwert über dich und deine Leute kommen, wenn dies geschieht. Aber was ist der Gewinn, den uns diese Kämpfe bringen?« Aus den Augenwinkeln sah er, wie die ersten seiner Männer hochgezogen wurden.
    Â»Du hast meinen Gott beleidigt, als du den Dolch gestohlen hast.«
    Â»Und nun ehre ich deinen Gott und schenke ihm das Leben eines bedeutenden Priesters und vieler seiner Krieger.« Volodi griff nach einem der Taue. Mit einer leichten Drehung wickelte er es um seinen Unterarm, blickte flüchtig über seine Schulter und sah, dass er der letzte Söldner war, der noch mit den Füßen auf dem Boden stand.
    Der Priester winkte seine Jaguarmänner zurück. Wütendes Zischen erklang.
    Â»Hätte Quetzalli mich zum Opferstein gebracht?« Diese Frage ging Volodi einfach nicht mehr aus dem Kopf, seit Mitja ihm offenbart hatte, welche Rolle Priesterinnen wie sie spielten.
    Der Priester im Federmantel lächelte. »Folge mir durch dieses Tor und sie selbst wird dir die Antwort geben, Drusnier.«
    Volodi zögerte. Er verlor den Boden unter den Füßen. Die Muskeln seines Arms spannten sich. Er wurde schnell hochgezogen. Unter ihm erstreckte sich der Palast der Zapote. Er sah weitläufige Blumengärten, in deren Mitte ein kreisrunder See lag. Wie ein schwarzes Auge sah er aus. Das Wasser musste wohl sehr tief
sein. Auf einigen Hausdächern entdeckte er blumengeschmückte Altäre. Regale mit Schädeln gab es nirgends zu sehen. Die Palastanlage wirkte friedlich.
    Die Jaguarmänner zogen sich in die Schatten zurück und verschwanden im Dunkel, als habe die Finsternis sie verschlungen. Nur der Priester stand jetzt noch auf dem Platz. Er blickte zu Volodi empor. War ihr Streit beendet? Der Priester war ihm eine

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