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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Innere gut aus. Atmos
kniete dort. Ein Lederriemen, der unter seinen Achseln durchlief und an der Rückwand befestigt sein musste, verhinderte, dass er aus dem Schrank fiel. Sein Gesicht war in einem irren Grinsen erstarrt, das seinen zahnlosen Oberkiefer präsentierte. Etwas steckte in seinen Mundwinkeln … Angelhaken? Schnüre liefen von den Haken über die Wangen zum Hinterkopf. Sie waren straff gespannt und sorgten für das irre Lächeln.
    So wie Mitja hatte man auch Atmos die Ohren abgeschnitten. Der Tote hielt die Arme vor der Brust angewinkelt, seine Finger umschlossen einen großen, blutigen Fleischklumpen. In der kauernden Haltung sah es aus, als wolle er das Fleisch demütig als Geschenk überreichen.
    Â»Er hält sein Herz in den Händen«, sagte Kolja mit belegter Stimme.
    Volodi senkte den Blick. Auf dem Schrankboden lag ein kleiner Hund. Sein weißes Fell war jetzt von Blut durchtränkt. Er hatte schwarze Schlappohren und etwas Rosiges ragte aus seiner Schnauze hervor. Der Drusnier kniete nieder und schob die Lefzen des Hundes zurück. Zwischen den spitzen, kleinen Zähnen steckten Menschenohren.
    Â»Ãœbel …«
    Â»Dieses Gemetzel macht mir keine Angst«, sagte Kolja leise. »Es ist etwas anderes. Atmos hat in einer Kammer mit drei anderen Männern geschlafen. Keiner von ihnen hat gehört, wie sie ihn geholt haben. Und ich versichere dir, sie haben allesamt nicht gesoffen. Sie hätten diese Scheißer hören müssen! Als kleines Geschenk haben sie noch jedem der Schläfer eine rote Feder auf die Kehle gelegt. Ziemlich unmissverständlich …«
    Beide starrten sie schweigend auf Atmos. Endlich schloss Volodi die Schranktüre.
    Â»Es hat nicht einmal jemand gehört oder gesehen, wie sie den Schrank hier abgestellt haben. Einen ganzen Schrank, verdammt! Mit Öllampen darin. Das Ding ist so schwer und groß wie ein Fels! Und keiner hat gesehen, wie es hierhergekommen ist.«

    Â»Was schlägst du vor?«, fragte Volodi.
    Â»Du bist hier der Hauptmann! Was sollen wir tun? Ich bin nur einer von denen, die den Kopf hinhalten, wie man mir ja unschwer ansehen kann.«
    Â»Gestern hast du dich noch anders angehört …«
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Blut tröpfelte leise aus dem Schrank.
    Â»Wir sollten ihnen ihren Dolch zurückgeben«, sagte Volodi endlich.
    Â»Bist du verrückt? Der Dolch ist alles, was wir haben. Der ist unsere Geisel. Solange wir ihn besitzen, können wir sie erpressen. «
    Volodi sah ihn zweifelnd an. »So, können wir das?«
    Â»Wir drohen ihnen, dass wir ihn zerbrechen. Man muss ihn nur auf das Straßenpflaster hauen, dann bricht die Klinge ab.«
    Â»Und dann?«
    Â»Bist du blöd? Die werden eine Heidenangst haben, dass wir ihren kostbaren Dolch zerstören.«
    Â»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Und dann? Gegen was willst du den Dolch tauschen?«
    Â»Gegen Frieden!«
    Volodi schüttelte müde den Kopf. »Und du glaubst den Männern, die Atmos so zugerichtet haben, dass sie Frieden wahren werden? Männern, die lautlos in ein Zimmer voller Schlafender eindringen können, um einen unserer Kameraden zu entführen? Was sollte sie davon abhalten, uns alle so zuzurichten wie Atmos, wenn sie erst einmal ihren Dolch haben?«
    Â»Wir könnten den Dolch behalten …«
    Â»Was sollte sie dann davon abhalten, uns einen nach dem anderen abzumurksen, bis wir weich werden und ihnen den Dolch geben?«
    Â»Kannst du auch einmal einen vernünftigen Vorschlag machen, statt nur herumzumosern?« Nie hatte er Kolja so aufgewühlt gesehen. Die Zapoter hatten dem Faustkämpfer das Geschenk der
Angst gemacht. Wie würde es weitergehen? Volodi seufzte. »Du hast das Geschäft mit den Geiseln nicht verstanden, Kolja. Nur ein Idiot nimmt eine einzige Geisel. Womit willst du die anderen bedrohen? Wenn wir den Dolch zerbrechen, haben wir kein Druckmittel mehr und ihr ganzer Zorn wird uns treffen. Wenn wir sie damit bedrohen, werden sie uns nicht ernst nehmen.«
    Â»Aber ihr Dolch wäre futsch.«
    Â»Das ist er jetzt schon.«
    Kolja seufzte. »Was also sollen wir tun? Den Schwanz einziehen und uns verpissen?«
    Â»Das können wir nicht. Wir sind keine freien Männer. Wir schulden dem unsterblichen Aaron noch zwei Schlachten.«
    Â»Das ist mir scheißegal!«, zischte Kolja.
    Â»Hast du lieber einen

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