Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
gelassen. Ja, er erschien in seiner Steifheit fast schon abweisend. Er war ein wahrer Meister darin, seine Gefühle zu verbergen.
    Â»Meine Beine waren der Preis, den ich bezahlen musste, um hierherzugelangen«, gab Gonvalon zur Antwort. Es ärgerte den Dunklen, dass sich der Elf erdreistete, ihm mit gesprochenem Wort zu antworten. Es war offensichtlich, dass Gonvalon wollte, dass Nandalee Zeugin dieses Gesprächs war.
    Der Drache betrachtete den Zauber, der die Beine des Elfen umfing. Ein perfides Meisterstück! Auf fremdartige Weise gewoben, ohne Zweifel kunstvoll und zugleich von erschreckender Boshaftigkeit.
Nandalees Blick riss ihn aus seinen Betrachtungen. Sie war zornig. Auf ihn! Das irritierte ihn zutiefst. Glaubte sie etwa, er habe Gonvalon das angetan? Was würde er darum geben, jetzt ihre Gedanken lesen zu können! Ihr so klar und unmissverständlich zu verstehen zu geben, dass er mit diesem Unheil nichts zu schaffen hatte, wie es nur möglich war, wenn man sich in Gedanken einander öffnete.
    Â»Wer hat dich verstümmelt?« In Drachengestalt ging ihm die Sprache der Elfen nur schwer von der Zunge. Die Worte waren undeutlich, verzerrt von Zischlauten. Ärger stieg in ihm auf. Wäre Nandalee nicht anwesend, würde er sich von diesem Elfen nicht aufzwingen lassen, auf diese Weise miteinander zu kommunizieren. Doch vor ihr wollte er nicht als ein selbstherrlicher Tyrann erscheinen – und auch diese Erkenntnis verwunderte ihn. War er ihr Rechenschaft schuldig? Nein. Aber ihm war daran gelegen, ihr zu gefallen. Der Gedanke überwältigte ihn. So durfte es nicht weitergehen. Er musste sich von ihr befreien!
    Nandalee blickte Gonvalon erschrocken an. Augenscheinlich hatte sie das Ausmaß der Veränderung an ihrem Geliebten bislang noch nicht erfasst.
    Als Gonvalon ihren Blick auf sich spürte, gab er seinen Widerstand auf. Er erzählte von Matha Naht, und als er endete, war der Dunkle mehr als überrascht. Er wusste, dass die beseelten Bäume machtvolle Geschöpfe waren. Einmal hatte er einen ganzen Herbst lang mit einer jungen Eiche geplaudert, die sich Atta Aikhjarto nannte. Ein angenehmes Gespräch. Der Baum war überraschend geistreich und humorvoll gewesen. Zuletzt hatte er ihm eine Eichel zum Geschenk gemacht. Die beseelten Bäume gehörten zu den frühen Schöpfungen der Alben. Sie waren nur um weniges jünger als die Drachen und hatten ein tief greifendes Weltverständnis. Dass einer dieser Bäume bösartig sein könnte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Ein Baum, der die Macht der Blutmagie entdeckt hatte … Erstaunlich. Aber auch Gonvalons Verhalten verwunderte ihn. Hier fand er Parallelen zu dem, was Nandalee
ihm in seiner Höhle erzählt hatte. Gonvalon hatte diesen Verlust auf sich genommen und sich dem Baum ausgeliefert, um Nandalee wiederzusehen. War das Liebe? Nein, berichtigte der Dunkle sich, Nandalees Liebe war anders gewesen. Sie hatte nichts für sich gewollt. Gonvalon aber hatte sich verstümmeln lassen, weil er sie hatte wiedersehen wollen. Noch einmal studierte er die Gedanken des Elfen, Freude, Scham, Erleichterung, Furcht, Zorn und der Wunsch, bei ihr zu liegen und sich zu paaren. Nein, beschloss er. Mit der Liebe würde er sich später weiterbeschäftigen. Stattdessen studierte er das magische Muster des Zaubers. Er war mit der Aura des Elfen verbunden. So kunstvoll, dass man den Zauber nicht brechen konnte, ohne dass Gonvalons magische Aura Schaden nahm.
    Â»Weshalb bist du hierhergekommen, Gonvalon? Du weißt, dass es den Elfen verboten ist, dieses Tal zu betreten, ohne dass ich sie eingeladen habe. Selbst den Drachenelfen!«
    Â»Ich bin gekommen, um Nandalee zurück in die Weiße Halle zu holen. Ich bin ihr Meister. Es ist meine Pflicht, mich um meine Schülerin zu sorgen.« Der Elf stockte. Selbst ihm musste klar sein, wie durchsichtig diese Behauptung war. »Und ich bin hier, weil ich sie liebe und nicht ohne sie sein kann.«
    Â»Ich schätze Aufrichtigkeit.« Er wusste seit Stunden, dass Gonvalon kommen würde. Noch nie hatte sich ein Elf dem Jadegarten auch nur nähern können, ohne dass die Gazala ihn rechtzeitig vorwarnten. Seine Gedanken schweiften zu der Prophezeiung ab, dass er eines Tages durch einen Elf getötet würde. Alles deutete daraufhin, dass es Nandalee sein würde. Er könnte sie töten – und Gonvalon dazu. Es wäre ein

Weitere Kostenlose Bücher